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Das Geheimnis zweier Ozeane

Das Geheimnis zweier Ozeane

Titel: Das Geheimnis zweier Ozeane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grigori Adamow
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lachend, seinen langen Schnurrbart zwirbelnd.
    „Ist ja klar“, bemerkte Marat, Pawliks Kopf streichelnd, „die ,Pionier‘ schlingert doch nie, wie sollte er sich da ans Schaukeln gewöhnen?“
    „Sogar ein echter Seebär kann auf dieser ruhigen Kiste schlappmachen“, pflichtete ihm Matwejew bei.
    Zoi drängte sich zu Pawlik durch, faßte ihn um die Schultern und führte ihn zu einem breiten, weichen Sessel.
    Sie nahmen beide darin Platz. Kommissar Sjomin setzte sich neben sie auf einen Stuhl.
    Die Festteilnehmer begannen zu tanzen. Skworeschnja tanzte, trotz seiner massigen Figur, mit Matwejew leicht und beschwingt einen Walzer. Matwejew war „Dame“. Alle wollten mit Skworeschnja tanzen, und er konnte sich vor „Damen“ kaum retten.
    Zoi neigte sich zu Pawlik und fragte ihn leise:
    „Warum hast du dich so erschrocken? Was war denn los?“
    Pawlik schmiegte sich an Zoi und schloß die Augen.
    „Nichts …“, antwortete er kaum hörbar, „gar nichts …“ Aber dann hob er den Kopf, und in seinen Augen leuchteten Zorn und Entrüstung auf. Seine Wangen röteten sich, und die Finger krampften sich zusammen.
    „Er ist böse … ein böser, schlechter Mensch!“ sagte er mit stockender Stimme. „Bis jetzt trägt er es mir nach. Solche Kleinigkeit! Ich habe mich ja damals entschuldigt. Das war doch nur ein Versehen von mir …“
    Pawliks Lippen zitterten, und er schwieg wieder.
    „Wer?“ fragte Zoi neugierig.
    Der Junge antwortete nicht.
    „Gorelow?“ fragte Zoi beharrlich weiter.
    Pawlik nickte.
    „Was hat er dir nicht verziehen? Warum ist er böse auf dich?“
    „Wegen einer Kleinigkeit! – Kannst du dich noch erinnern? Damals hatte ich in der Druckkammer mit Marat einen Streit wegen des Seeigels, und ich schlug ihm mit dem Exkursionssack über den Kopf. Der Sack gehörte dem Ingenieur … Ich habe es aber nicht absichtlich getan …“
    „Hat er dir einen Verweis erteilt?“
    „Nein … Er war nur sehr wütend … und hat mir das Kästchen von seiner Schreibmaschine aus der Hand gerissen. Dabei hat er mich so angeschaut, als wollte er mir am liebsten den Hals umdrehen … So, wie vorhin …“
    Der Kommissar beugte sich mit einem Ruck vor.
    „Was für ein Kästchen?“ fragte er.
    „Nun, ich hab’s ja schon mal gesagt, von seiner Schreibmaschine … für Reserveteile“, antwortete Pawlik, der, nachdem er seiner Entrüstung Luft gemacht hatte, schon wesentlich ruhiger wurde und interessiert zu dem komischen Paar Skworeschnja und Marat hinüberschaute.
    Marat erheiterte alle mit seinen Späßen. Er schnitt Grimassen, verrenkte die Glieder und trat seinem Partner auf die Füße. Skworeschnja wurde wütend, hob ihn wie ein Kätzchen in die Luft und tanzte weiter, seine zappelnde „Dame“ über dem Boden schwingend. Marat versuchte vergeblich, sich dem eisernen Griff Skworeschnjas zu entwinden, und schrie schließlich um Hilfe.
    Pawlik lief lachend auf Skworeschnja zu.
    „Jagen Sie diesen Clown zum Teufel, Andrej Wassiljewitsch“, rief er. „Versuchen Sie es mit mir! Ich werde bestimmt gut tanzen! Ehrenwort!“
    „Dann los, mein Junge!“ rief der Riese erfreut. „Geht’s dir schon besser?“
    Er setzte Marat ab, der heilfroh war, den Bärentatzen seines Freundes entronnen zu sein.
    Die Kapelle spielte eine Polka, und Pawlik sprang wie ein Böckchen um seinen Tanzpartner herum.
    Zoi saß nachdenklich im Sessel, unberührt von dem ausgelassenen Treiben um sich herum. Auch der Kommissar schwieg.
    Nach dem Tanz las Pawlik „auf stürmisches Verlangen des Publikums“, wie sich der Ansager des Abends, Romejko, ausdrückte, sein Poem „Die Bezwinger der Tiefen“ vor. Man spendete ihm begeistert Beifall, und er mußte einige Stellen wiederholen. Schließlich gab der Kommissar das Unterrichts- und Unterhaltungsprogramm für die nächsten fünf Tage bekannt.
    Es war Mitternacht, als alle, müde, aber in bester Stimmung, unter den Klängen eines flotten Marsches auseinandergingen. In dem Raum blieben nur zwei Männer zurück – der Kommissar und Zoi. Einige Minuten schwiegen beide. Dann sagte der Kommissar leise:
    „Was meinen Sie, Zoi, wie soll man das alles verstehen?“
    Zoi strich langsam über seine glänzenden schwarzen Haare und lehnte sich im Sessel zurück:
    „Ich begreife nichts! Fest steht nur, daß Gorelow aus irgendeinem Grunde Pawlik nicht leiden kann. Aber warum? Ein so netter, harmloser Junge! Doch nicht des Rucksackes wegen …“
    „Ja-a-a“, sagte der Kommissar gedehnt

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