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Das Geheimnis zweier Ozeane

Das Geheimnis zweier Ozeane

Titel: Das Geheimnis zweier Ozeane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grigori Adamow
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dann, glaube ich, etwas über ein Flugboot … weiter nichts.“
    Zoi saß reglos da, die Augen starr auf einen Punkt gerichtet. Seine Lippen waren blaß. Erschrocken schaute ihn Pawlik an. Er hatte Zoi noch nie so gesehen und wußte nicht, was das bedeuten sollte.
    „Und weiter nichts …“, murmelte Zoi vor sich hin, kaum die Lippen bewegend. „Weiter nichts … Ja, der 26. Mai …“
    „Ich erinnere mich sehr gut an dieses Datum“, sagte Pawlik leise. Er wollte seinen Freund Zoi aufheitern. „Das war Papas Geburtstag. Und ausgerechnet an diesem Tage hatte ich mich mit der Schildkröte im Tang verheddert. Dann diese spanische Karavelle, der Krake und der Pottwal …“
    Als er schwieg, wandte sich Zoi langsam wieder dem Jungen zu.
    „War das alles, Pawlik?“ fragte er leise. „Alles, was an diesem 26. Mai geschah?“
    Pawlik blickte Zoi verständnislos an.
    „Und die Bomben hast du vergessen?“ fragte Zoi weiter. „Hast du vergessen, daß genau am 26. Mai die Station unserer ,Pionier‘ mit Bomben belegt wurde?“
    Pawlik wurde abwechselnd rot und blaß. Mit weitgeöffneten Augen starrte er Zoi an.
    „Ich … war damals krank“, sagte er schließlich. „Wegen des Pottwals … Marat hat mir später davon erzählt …“
    „Dann ist es so, Pawlik, daß wir dir und dem Pottwal danken müssen. Dafür danken, daß ihr uns von diesem verdammten Ort … von diesen Ko-or-di-na-ten … fortgelockt habt“, sagte Zoi mit zuckenden Lippen.
    Er erhob sich und blickte Pawlik ernst an.
    „Denke daran, Jungchen! Denke daran, daß du keinem von unserem Gespräch erzählen darfst. Keinem Menschen. Vesprichst du mir das?“
    Pawlik nickte schweigend.
    „Ja“, antwortete er leise. „Mein Ehrenwort!“
    Zoi ging zur Tür, drehte sich aber, als habe er etwas vergessen, noch einmal um.
    „Und, Pawlik, sei wachsam! Halte die Augen offen, und wenn du etwas Verdächtiges bemerkst, laß es dir nicht anmerken und erzähle es mir sofort. Versprichst du das?“
    „Gut, Zoi“, flüsterte der Junge.

Zweites Kapitel
EIN SCHWIERIGES PROBLEM
    A
    m Morgen des 17. Juli, am dritten Tag nach der Vereinigung der beiden Eisbergteile, flaute der Sturm plötzlich ab, und die See glättete sich. Jetzt konnte man nicht mehr mit einer Befreiung durch den Orkan rechnen. Die Ultraschallkanonen hatten bisher im Eisberg nicht mehr als einen schmalen Streifen von neun Meter Tiefe an jeder Seite der Wake aufgelockert.
    Eine noch viele Meter dicke, immer fester werdende Eiswand versperrte dem U-Boot den Weg in die Freiheit.
    Der über dem Eisberg kreisende Infrarot-Aufklärer zeigte an, daß die See mit Packeis bedeckt war. Bereits am Morgen hatte der Kapitän befohlen, die Tätigkeit der Ultraschallkanonen einzustellen. Sie konnten keine Rettung bringen und erschöpften nur die Akkumulatoren.
    Auf dem Boot herrschte Stille. Der Schiffsbesatzung bemächtigte sich eine wachsende Unruhe.
    Die Lage schien ausweglos. Wie lange würde die Einschließung dauern? Der antarktische Winter hatte erst begonnen und herrschte in diesen Breiten drei oder vier Monate. In sechsunddreißig Tagen mußte aber das U-Boot in Wladiwostok sein.
    Nachdem die Hoffnung, die die Schiffsbesatzung auf den Sturm gesetzt hatte, geschwunden war, gaben sich die Eingeschlossenen alle Mühe, ihre Besorgnis zu verbergen.
    Der Kunstmaler Siedler hielt im Gang Marat an, der gerade vom Dienst im Akkumulatorenraum kam und auf dem Weg zur Messe war.
    „Hör mal, Marat, was wird nun werden?“ fragte Siedler. „Wie kommen wir aus diesem Gefängnis heraus?“
    Marat war hungrig und zeigte wenig Lust, hier im Gang eine Unterhaltung anzufangen.
    „Denkst du vielleicht, wir beenden unsere Seefahrt in diesem Eishafen?“ fragte er ironisch und versuchte an Siedler vorbeizuschlüpfen, um schneller in die Messe zu gelangen, von wo man gedämpfte Stimmen und das Klappern von Tellern hörte.
    Aber Siedler hatte Marat am Knopf gefaßt und hielt ihn zurück.
    „Einen Moment nur, Marat! Scherz beiseite! Ich hörte, diese Wake wird bald zufrieren, sogar bis zum Grund. Ein schöner Hafen, das muß ich sagen!“
    „Und wer wird es ihr erlauben, zuzufrieren?“
    „Aber es ist doch schrecklich kalt! Fünfunddreißig Grad! Und ringsum Eis!“
    Marat hatte Lust, Siedler noch länger auf die Folter zu spannen, aber sein Hunger war riesengroß.
    „Sag mal, bist du vom Mond gefallen? Weißt du denn nicht, daß der Kapitän den Schiffsrumpf glühen läßt? Wozu, glaubst du, wird er das

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