Das Geheimnis zweier Ozeane
Ingenieur verließ nun seine Kajüte und suchte die Messe auf. Hier trank er eine Tasse Kakao, aß ausgiebig und schaute dann auf die Uhr. Es war null Uhr fünfzehn, also schon der 29. Juli. Bis zum Dienstantritt hatte er noch eine Viertelstunde Zeit. Gorelow trat auf den Gang und lenkte seine Schritte zum Steuerraum. Vor dessen Tür sah er sich um. Der Gang war menschenleer. Der Ingenieur schob die Tür etwas auf, blickte durch den schmalen Spalt und lächelte zufrieden. Wie er angenommen hatte, tat Leutnant Krawzow wieder Dienst.
„Schon wieder Dienst, Juri Pawlowitsch?“
„Gerade habe ich den Oberleutnant abgelöst.“
„Geht alles glatt?“
„Ausgezeichnet! Direkt nach Nordwest.“
„Freut mich. Vor lauter Heimweh wird man langsam trübsinnig.“
„Nicht nur Sie!“
„Wenn wir erst den Äquator überquert haben, ist es nicht mehr weit bis nach Hause … Sind wir bald am Wendekreis?“
Der Leutnant blickte zur Uhr.
„In genau drei Stunden.“
Gorelow warf ebenfalls einen Blick auf seine Uhr.
„Nun, auf Wiedersehen. Ich muß wieder Kosyrew ablösen. Romejko ist ja krank.“
„Auf Wiedersehen, Fjodor Michailowitsch!“
Gorelow löste Kosyrew ab und ging durch die Räume und Kammern, die zu seinem Dienstbereich gehörten. In der Kammer mit den Wasserstoffbehältern hielt er sich einige Zeit auf. Die Pumpe des einen Behälters arbeitete; sie drückte das Gas durch die Gasleitungsrohre zu den Düsen. Der Ingenieur bereitete den benachbarten Behälter zur Gasabgabe vor; offenbar verließ er sich nicht auf die automatische Schaltung. Das gleiche tat er in der nächsten Kammer, in der die Sauerstoffflaschen standen. Dann holte er aus der Tasche ein kleines Kästchen ohne Deckel, nahm von der Wand einen verschlossenen Beutel und ein paar Werkzeuge herunter, setzte sich eine Gasmaske auf, streifte die Asbesthandschuhe über und betrat die Gasrohrkammer. In dieser Kammer zwängte er sich durch ein Gewirr heißer Rohre zur linken Wand durch und machte sich an der Signalvorrichtung zu schaffen. Die Gasdruck-Signalvorrichtung bedeckte er mit dem Kästchen, nahm aus dem Beutel einen Streifen Kautschukdichtung und legte ihn unter die Ränder des Kästchens. Die Hitze in der Kammer weichte den Streifen auf, und das Kästchen war jetzt hermetisch abgeschlossen; die Luft würde darin fortan unverändert die gleiche Zusammensetzung und Dichte bewahren. Welche Veränderungen auch später in der Kammer vor sich gingen, die im Kästchen eingeschlossene Signalvorrichtung würde immer nur einen normalen Gasdruck dem Steuerraum anzeigen. Jetzt holte Gorelow aus der Tasche ein flaches, an einer Seite verglastes Metallkästchen, an dem ein paar dünne Drähte befestigt waren. Unter dem Glas schimmerte ein Zifferblatt mit zwei Zeigern. Im Kästchen tickte leise eine Uhr. Der Ingenieur drückte vorsichtig auf einen Knopf an der Schmalseite des Behälters. Ein Deckel sprang auf. Darunter befand sich der einfache Mechanismus eines altmodischen Feuerzeuges: ein benzingetränkter Docht und neben ihm ein rauhes Stahlrädchen über einem Feuerstein. Gorelow zog die Uhr auf und stellte die Zeiger auf vier Uhr fünfzehn. Das Feuerzeug legte er auf den abgedichteten Gasdruckmesser und verband es durch einen Draht mit dem Akkuschränkchen von der Notbeleuchtung. Nach all diesen merkwürdigen Vorbereitungen verließ Gorelow die Kammer.
Schwer atmend setzte er sich auf einen Stuhl neben den Gasbehältern und schaute auf die Uhr. Es war drei Uhr dreißig. Gorelow sprang auf und begann im schmalen Gang zwischen den Behältern auf und ab zu gehen, immerfort auf die Uhr schauend. Zehn Minuten vor vier stürzte er zu der Tür der Gasrohrkammer und schraubte die Porzellankappe des Schließmechanismus ab; dann zerbrach er die darunterliegenden Kontaktblättchen und schraubte die Kappe wieder auf. Genau um vier Uhr schloß er die Hähne der Behälter, die die Düsen mit Gas versorgten. Die Düsen waren stillgelegt, das U-Boot hatte keinen Antrieb mehr. Blaß und schweißbedeckt lief Gorelow aus der Kammer.
Er eilte durch die Maschinenräume, die Wendeltreppe hinauf, den Gang entlang und stürzte in den Steuerraum.
„Juri Pawlowitsch“, wandte er sich außer Atem an Leutnant Krawzow, der mit verstörtem Gesicht am Mikrophon stand. „Die Düsen arbeiten nicht! Das ist das Werk dieses schönen Vulkans, der Teufel soll ihn holen! Wahrscheinlich sind die Verbrennungskammern mit Bimsstein und Asche verstopft. Geben Sie mir schnell einen
Weitere Kostenlose Bücher