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Das Geheimnis zweier Ozeane

Das Geheimnis zweier Ozeane

Titel: Das Geheimnis zweier Ozeane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grigori Adamow
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Passierschein zum Verlassen des U-Bootes. Die Düsen müssen sofort gereinigt werden.“
    „Das ist es also!“ rief der Leutnant. „Ich konnte es mir gar nicht erklären und wollte gerade den Kapitän wecken.“
    „Den Passierschein bitte! Jede Minute ist kostbar! Die Gase sammeln sich in den verstopften Düsen an. Jede Sekunde kann es zu einer Explosion kommen! Beeilen Sie sich. Den Kapitän können Sie später benachrichtigen.“
    Gorelows Erregung teilte sich dem Leutnant mit. Er schrieb schnell einen Passierschein aus und reichte ihn Gorelow.
    Eine Minute später war dieser schon in der Druckkammer. Er zeigte den Passierschein Krutizki, dem Taucher vom Dienst, vor.
    „Schnell, schnell! Ich muß von Bord. Die Düsen streiken!“
    Krutizki stürzte zu den Taucheranzügen.
    „Sauerstoff, Ration, Akkus, alles komplett?“ fragte Gorelow hastig, den Taucheranzug anlegend.
    „Jawohl, Genosse Ingenieur.“
    Gorelow fieberte vor Ungeduld. Als sich die breiten Türen der Druckkammer öffneten und die Plattform aufklappte, jagte er mit voller Geschwindigkeit davon. Aber kaum war er etwa zweihundert Meter von der ,Pionier‘ entfernt, da schaltete er die Schraube ab und wandte sein Gesicht dem U-Boot zu. Im gleichen Augenblick durchzuckte die Finsternis eine grelle Stichflamme, begleitet von einer ohrenbetäubenden Explosion. Im Feuerschein sah Gorelow im Bruchteil einer Sekunde den riesigen Schatten des Schiffes, das mit hochgerissenem Heck fast senkrecht in die dunklen Tiefen des Ozeans sauste.

Sechstes Kapitel
AN BORD EINES KREUZERS
    D
    ie tropische Sonne hatte schon längst den Zenit überschritten, brannte aber noch immer mit unverminderter Glut. Der Himmel war klar und wolkenlos, eine Brise kräuselte die Oberfläche des Ozeans.
    Schon zwölf Stunden jagte Gorelow durch die unendliche Wasserwüste und spähte, Verzweiflung in den Augen, zum öden Horizont.
    Er rang nach Atem. Der durchsichtige Helm war glühend heiß geworden, jede Berührung der Stirn oder Wange mit seiner inneren Wandung brannte wie Feuer. Viele Hundert Kilometer hatte er schon in den letzten zwölf Stunden, seit der Explosion auf dem U-Boot, kreuz und quer durch den Ozean zurückgelegt. Ein kleines Pünktchen in den unendlichen Weiten des Weltmeers, kämpfte er verzweifelt um sein Leben. Stunden voller Qual und Hoffnungslosigkeit vergingen in fieberhaftem und planlosem Dahinjagen bald in diese, bald in jene Himmelsrichtung. Gorelow wurde von Hunger und Durst gequält, aber schon der Gedanke an seinen Kakao rief. Ekel in ihm hervor, und mit dem kümmerlichen Wasserrest in der anderen Thermosflasche mußte er sparsam sein. Wie lange noch würde das bißchen reichen? Er war zu leichtsinnig damit umgegangen. Nun raubte ihm der Durst fast den Verstand, sein Kopf glühte. Er müßte öfter Kühlung in den Tiefen suchen, aber dann würde er das rettende Schiff nicht entdecken – das wäre furchtbar!
    Und Gorelow verminderte nicht sein rasendes Schwimmtempo unter den unerbittlichen Strahlen der Sonne. Wie schrecklich die Hitze auch war, Gorelow sah doch mit Angst, wie die Sonne sich immer mehr dem westlichen Horizont näherte. Solange sie noch im flimmernden Glast am Himmel stand, war Hoffnung vorhanden; die Nacht aber würde das Ende bringen. Sie zu überleben, konnte Gorelow nicht mehr hoffen. Der Strom in den Akkus würde nicht reichen – das Schlimmste aber träte ein, wenn der Sauerstoff zu Ende ginge. Das bedeutete den Tod, den unabwendbaren Tod – es sei denn, der Wind hörte ganz auf, der Ozean glättete sich … Aber auch dann würde er ohne Strom hilflos auf dem Wasser treiben …
    Der Kopf schmerzte, die Lippen waren ausgedörrt. Gorelow nahm einen winzigen Schluck Wasser, tauchte ein paar Dutzend Meter tief und strebte, kaum etwas erfrischt, wieder zur Meeresoberfläche empor. Der Horizont war nach wie vor öde und leer. Der Ingenieur änderte wieder seine Schwimmrichtung, die Wellen überspülten jetzt pausenlos seinen Taucherhelm, und die Sicht war schlecht. Zwar wurde der Helm von den Wellen gekühlt, und es war leichter, die Hitze zu ertragen, aber es war unangenehm, nicht sehen zu können.
    Die Sonne bewegte sich unaufhaltsam nach Westen. Bis zur Nacht waren es jetzt nur noch vier Stunden. Vier kurze Stunden, denen die Dunkelheit folgen würde! In den Tropen gibt es keine Dämmerung, die Nacht schließt sich fast sofort dem Tage an. Würde er diese Nacht überleben – oder eines qualvollen Todes sterben? Was hätte dann alles

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