Das Geheimnis zweier Ozeane
möchte sie alle über die Lage informieren.“
Um elf Uhr eilte Marat zu Kornejew, um ihm die Instandsetzung des Steuerpultes und des Kabelnetzes zu melden – drei Stunden früher, als es vorgesehen war.
Er fand den Elektroingenieur in der Elektrolysekammer. Kornejew arbeitete unter einer Wanne. Man sah nur seine Beine heraus ragen.
„Gut“, sagte er, als er Marats Meldung und seine ungeduldige Bitte wegen der Kabelbatterie angehört hatte. „Melde es selber dem Kapitän – ich habe keine Zeit.“
Den Kapitän fand Marat in der Gasrohrkammer, wo er mit Kosyrews Männern Rohrbruchstücke entfernte, die aus der inneren Scheidewand herausragten. Um dahin zu gelangen, mußte man fast akrobatisches Geschick entwickeln.
„Ich danke Ihnen, Marat!“ sagte der Kapitän. „Übermitteln Sie auch Pawlik, der Ihnen geholfen hat, meinen Dank. Gehen Sie jetzt erst Mittag essen und ruhen Sie sich danach etwas aus. Dann können Sie mit Pawlik das U-Boot verlassen. Wieviel Zeit werden Sie für die Aktion mit der Kabelbatterie brauchen?“
„Ich denke, an die sechs oder sieben Stunden, Genosse Kommandant. Ich weiß aber noch nicht, ob der Berghang gut begehbar ist.“
„So … natürlich. Auf jeden Fall beeilen Sie sich, wir brauchen Sie noch hier. Bleiben Sie in Verbindung mit dem U-Boot. Viel Erfolg! Grüßen Sie Pawlik von mir und passen Sie gut auf ihn auf!“
Marat wußte nur zu gut, wie schwierig die Aufgabe war, mit der man ihn betraut hatte, und befolgte daher die Empfehlung des Kapitäns, sich noch etwas auszuruhen. Krutizki war schon von ihm informiert worden, wie die Gefäße an der Kabelbatterie zu befestigen seien. Nach der Mittagspause holten Marat, Krutizki und Pawlik die Gefäße vom Lagerraum, trugen sie zur Trommel mit der Kabelbatterie und machten sie zur Befestigung fertig. Nach dieser Arbeit, um sechzehn Uhr, standen Marat und Pawlik in voller Ausrüstung in der Druckkammer. Im letzten Augenblick kam Schelawin hereingestürzt und steckte Marat ein Bathymeter zu:
„Ich bitte Sie sehr, Marat … Das wird Sie bestimmt nicht aufhalten. Eine kleine Wasserprobe nur, aus der Tiefe!“
Gleich darauf erschien auch der Zoologe, führte Pawlik zur Seite und flüsterte etwas verlegen:
„Wenn dir etwas Interessantes über den Weg kommt, Pawlik, denke an mich. Bring es mir mit. Natürlich nur, wenn du dazu kommst … Also, denk daran …“
Schon einige Minuten später schritten Marat und Pawlik über den Hang. Auf dem Rücken trugen sie das Ende der Kabelbatterie, das einer riesigen Tulpenknospe ähnlich sah.
Langsam, aber stetig beschleunigte sich das Arbeitstempo auf dem U-Boot. Das Beispiel der Brigadeführer und des Kapitäns spornte die Männer an. Nicht wenig trug auch der Zoologe dazu bei. Er hatte eine neue Vitaminmischung zusammengestellt, die dem Kakao beigegeben wurde. In dieser Mischung war auch das vor kurzem entdeckte Vitamin KL 2 enthalten. Dieses „Lebenswasser“, wie Lordkipanidses Trank von Romejko benannt wurde, beseitigte die Müdigkeit, hob die Stimmung und steigerte die Arbeitskraft. Der Schiffskoch Belogolowy mußte auf Anordnung des Zoologen alle zwei Stunden jedem Mann eine Tasse dieses Tranks reichen und paßte auf, daß die Tasse vor seinen Augen geleert wurde.
Auch Leutnant Krawzow machte sich nützlich. Er durfte aufstehen, sich bewegen, lesen und schreiben. Obgleich sein Gesundheitszustand immer besser wurde, hatte sich sein Wesen völlig gewandelt. Der früher so lustige, zu Scherzen aufgelegte und auf sein Äußeres bedachte Leutnant lag stundenlang blaß und unrasiert auf seiner Koje und schien von quälenden Gedanken gepeinigt zu werden. Manchmal stöhnte er auf und warf sich unruhig von einer Seite auf die andere, stand auf, setzte sich in einen Sessel und kehrte zur Koje zurück. Heute, als er von Lordkipanidse erfahren hatte, wie fieberhaft auf dem U-Boot gearbeitet wurde, bat er den Zoologen mit stockender Stimme, für ihn beim Kapitän die Erlaubnis zur Ablösung des Oberleutnants im Steuerraum zu erwirken. Viel zu tun gäbe es dort sowieso nicht, jedenfalls sei die Arbeit dort nicht schwer. Man mußte die Funkverbindung mit allen Räumen des U-Bootes und mit den im Meer Arbeitenden aufrechterhalten, den Infrarot-Aufklärer einsetzen, den Bildschirm beobachten und dann noch die Arbeitsmeldungen der Brigaden entgegennehmen und notieren. Das wäre alles nicht so schlimm, zudem könnte der Oberleutnant frei werden und anderswo tätig sein. Oberleutnant Bogrow
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