Das Geheimnis zweier Ozeane
gesprochen. Schließlich faßte er Mut, drehte sich um und sagte mit stockender Stimme:
„Gestatten Sie, Genosse Kommandant …“
„Sprich nur, Pawlik!“
„Wir haben hier … ich meine, Iwan Stepanowitsch und ich … eine sehr gute Stelle ausfindig gemacht …“ Pawlik schwieg verlegen.
„Sprich nur weiter“, sagte der Kapitän freundlich.
„Wir haben eine riesengroße Höhle gefunden. Unter Wasser. Dort können sich zehn U-Boote verstecken!“ Und hastig, als fürchte er, man könne ihn auslachen, fügte er erregt hinzu: „Glauben Sie mir nicht? Mein Ehrenwort! Fragen Sie Iwan Stepanowitsch. Wir beide haben sie gesehen. Wir haben sie genau untersucht …“
Der Kapitän sprang vom Stuhl auf und packte Pawlik an der Schulter:
„Was sagst du da, Pawlik? Stimmt das? Und groß genug ist sie auch?“
„Ist das weit von hier?“ rief der Oberleutnant.
„Riesengroß! Und gar nicht so weit von hier! Eine halbe Stunde. Nicht mehr!“
„Mein Junge, du bringst uns eine frohe Nachricht“, rief der Kapitän. „Das wäre ja fabelhaft! Marat, stöbern Sie Schelawin auf! Aber schnell!“
Kurze Zeit darauf war der Ozeanograph im Steuerraum und bestätigte Pawliks Angaben. Die Höhle sei so groß wie eine Luftschiffhalle, und Wände und Boden seien glatt und ohne Risse. Die ,Pionier‘ würde dort gut geborgen sein. Der Kapitän war sehr zufrieden und klopfte Pawlik auf die Schulter.
„Ich schau sie mir selbst mal an – und zwar sofort!“ sagte er erfreut. „Sie begleiten mich, Iwan Stepanowitsch. Und du auch, Pawlik!“
„Aber die Düsen arbeiten noch nicht“, warf der Oberleutnant ein. „Wie wollen Sie denn das U-Boot dort hinbringen?“
„Zwanzig Mann in Taucheranzügen – das sind tausend PS!“ sagte der Kapitän lachend. „Genügt Ihnen das, Alexander Leonidowitsch, um die ,Pionier‘ in das Unterwasserdock zu ziehen?“
„Aber natürlich! Eine glänzende Idee!“
Im Steuerraum herrschte plötzlich eine freudige Stimmung.
Nach anderthalb Stunden kehrten der Kapitän, Schelawin und Pawlik von ihrer Erkundung aufs U-Boot zurück. Der Kapitän war nicht wiederzuerkennen. Es hatte sich herausgestellt, daß die Höhle ausgezeichnet dazu geeignet war, die ,Pionier‘ aufzunehmen.
Auf der Plattform der Druckkammer traf der Kommandant Kornejew und Marat. Kornejew teilte dem Kapitän mit, daß ein Aufladen der Akkus hier unmöglich sei. Der untere Teil der Kabelbatterie sei in einer Tiefe von vierhundertundsechzig Metern auf Grund gestoßen und sinke nicht weiter ab.
„Marat schlägt vor“, fuhr Kornejew fort, „die Kabelbatterie den Hang hinab weiter ins Meer zu tragen. Der Vorschlag ist nicht schlecht, und wenn Sie ihm zustimmen, Genosse Kommandant, dann schicke ich Marat los.“
„Marat“, flüsterte indessen Pawlik, seinen Helm an Marats Helm pressend. „Nimm mich bitte mit … ich bitte dich sehr.“
„Will er die Kabelbatterie selbst tragen?“ fragte der Kapitän verwundert. „Aber um eine Wasserschicht mit der erforderlichen Temperatur zu erreichen, müßte man doch nicht weniger als zwei tausend Meter Kabel schleppen! Das ist ja ein ungeheures Gewicht – selbst im Wasser.“
„Ich habe einen Vorschlag, Genosse Kommandant“, erwiderte Marat. „An Bord gibt es einen großen Vorrat hermetisch verschließbarer, ziemlich großer Metallgefäße für unsere Bathymeter * . Wenn man sie nun alle zehn Meter an die Kabelbatterie, während diese aus dem U-Boot gezogen wird, anbindet, so werden sie fast das ganze Gewicht der Batterie tragen.“
„Sehr einleuchtend. Ein guter Einfall!“ sagte der Kapitän anerkennend. „Sind Sie einverstanden, Genosse Kornejew?“
„Voll und ganz, Nikolai Borissowitsch.“
„Wen wollen Sie denn beauftragen, die Gefäße an die Kabelbatterie zu binden?“
„Krutizki. Wie Sie wissen, ist er gestern aus dem Lazarett entlassen worden, aber Arsen Dawidowitsch erlaubt ihm vorläufig nur leichte Arbeit. Das wäre das richtige für ihn.“
„Es ist gut. Und wie ist es mit Ihnen, Marat? Wollen Sie das Aufladen der Akkus allein besorgen?“
Diese Frage kam Marat sehr gelegen.
„Wenn Sie gestatten, Genosse Kommandant, möchte ich Pawlik mitnehmen“, antwortete er. „Wir werden beide gut damit fertig.“
„Na schön, aber passen Sie gut auf, Marat. Übrigens, verschieben Sie die Sache auf morgen. Gleich gibt es Alarm, wir wollen das U-Boot ins Dock schleppen.“
Eine halbe Stunde später verließ fast die gesamte Schiffsbesatzung das
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