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Das Geheimnis zweier Ozeane

Das Geheimnis zweier Ozeane

Titel: Das Geheimnis zweier Ozeane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grigori Adamow
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ihre Schrauben durch Schutzgitter und drangen in das Dickicht der riesigen Sargassotange ein, die wie dicke Bambusstäbe aufragten.
    Als das Tangdickicht zu Ende war und der Korallenwald begann, fragte Skworeschnja:
    „Wo sollen wir ihn denn hier suchen?“
    „Auf der anderen Seite.“
    Beide verlangsamten die Geschwindigkeit, schwammen am Rande der Korallenkolonie im Zickzack hin und her und spähten angespannt in das Gewirr der bunten, dichtbevölkerten Büsche und Zweige. Aber Pawlik war nicht zu sehen. Die Taucher ließen sich tiefer hinab und sausten, die Zweigspitzen fast berührend, über dem Dickicht dahin.
    „Pawlik! Pawlik! Wo bist du?“
    „Antworte, Jungchen, wir sind hier!“
    Plötzlich machte Skworeschnja eine scharfe Drehung, tauchte mit dem Kopf nach unten, zum Fuß einer hohen Korallensäule, und rief:
    „Da liegt er! Er liegt wie tot da! Hierher, Lord! Furchtbar! Schauen Sie mal, mit wem er kämpfen mußte!“
    Der bestürzte Zoologe blieb einige Augenblicke unbeweglich stehen.
    „Ein Schwertfisch!“ schrie er und ließ sich neben dem reglosen Pawlik auf die Knie nieder.
    Ein großer, fast drei Meter langer Fisch mit einem schlanken, kräftigen Körper, einer sichelähnlichen Rückenflosse und einem ebenso geformten Schwanz hatte Pawlik beinah zur Hälfte unter sich begraben. Die rauhe Haut des Fisches zeigte auf dem Rücken ein seltsames rotblaues Muster, auf dem übrigen Körper herrschte Blau in allen möglichen Schattierungen vor. Der Bauch schillerte bläulichweiß, die Flossen waren graublau, der Schwanz blauschwarz, und sogar die runden, großen Augen waren dunkelblau.
    Er hatte, wie die meisten großen Fische, eine teils dunkle, teils helle Beschuppung. Von oben konnte man den dunklen Rücken nur schwer erkennen, da er die Tönung des Wassers hatte. Blickte man ihn von unten, gegen den Schein des von oben eindringenden Lichtes an, so blieb der helle Bauch fast unsichtbar. Das Merkwürdigste bei diesem Fisch aber war das Schwert: es war lang, scharfkantig und flach. Dieses Schwert, das nichts anderes ist als der Fortsatz des Oberkiefers, erreicht eine Länge von fast fünfundsiebzig Zentimetern. Mit dieser furchtbaren Waffe hatte der riesige Fisch Pawlik gestreift und sich während des rasenden Zustoßens in einem von Tang bedeckten Spalt einer Korallensäule festgeklemmt.
    „Er wird den Jungen doch nicht getötet haben?“ sagte der Zoologe.
    „Nein, Lord, er lebt!“ erwiderte Skworeschnja mit fester Stimme, während er sich erhob. „Der Schwertfisch hätte ihn nur töten können, wenn es ihm gelungen wäre, den Taucheranzug zu zerstören.“
    „Aber der Anzug ist heil geblieben. Der Junge lebt! Das Biest dagegen war sofort tot.“
    Skworeschnja hob Pawliks Arme hoch und bewegte sie hin und her.
    „Heben Sie den Fisch an“, sagte der Zoologe, „ich ziehe den Jungen hervor.“
    Das war bald geschehen. Der Zoologe untersuchte sorgfältig Pawliks Taucheranzug und entdeckte keine Beschädigungen. Nur das flache, längliche Kästchen an der rechten Seite war vom Gürtel gelöst und baumelte an einer Schnur herab.
    Der Zoologe betrachtete noch einmal aufmerksam Pawliks blasses, lebloses Gesicht und bemerkte, wie unter der dünnen zarten Haut an der rechten Schläfe das Blut kaum merklich pulsierte.
    „Er lebt, Skworeschnja! Er lebt!“
    „Was hab’ ich Ihnen gesagt!“ antwortete der Riese mit freudigem Lächeln, ohne seinen Blick von Pawliks Gesicht zu wenden.
    Der Zoologe öffnete rasch die Tasche an Pawliks Gürtel und drückte auf einen Knopf.
    „Etwas zusätzlicher Sauerstoff“, sagte er, „wird ihn bald zu sich bringen. Jetzt sind auch seine Wangen nicht mehr so blaß. Ausgezeichnet! – Pawlik! Pawlik! Hörst du mich, Kleiner? Antworte doch!“
    Der Junge öffnete die Lider. Er schaute mit leerem Blick auf den Zoologen; plötzlich verzerrte sich sein Gesicht angstvoll, aber als er Skworeschnja erkannte, lächelte er schwach.
    „Siehst du, jetzt ist alles wieder in Ordnung“, fuhr der Zoologe fort. „Trinke etwas Kakao aus der Thermosflasche, und dir wird es gleich wieder gut gehen.“
    Er drückte auf einen anderen Knopf in Pawliks Tasche, und sofort schob sich am Kragen des Jungen aus dem Taucherhelm ein gekrümmtes Röhrchen und blieb mit seinem abgerundeten Ende vor Pawliks Mund stehen.
    „Trinke, Jungchen, trinke!“ sagte der Zoologe zärtlich. „Es wird dir bestimmt guttun.“
    Pawlik nahm das Röhrchen in den Mund und schluckte ein paarmal. Dabei blickte er

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