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Das Geheimnis zweier Ozeane

Das Geheimnis zweier Ozeane

Titel: Das Geheimnis zweier Ozeane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grigori Adamow
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drei sich kreuzenden Lichtkegeln. Eine lange Kupfernadel an einer dünnen Schnur stieß gegen die Naht an Skworeschnjas Brust.
    Pawlik schrie gellend auf:
    „Die Nadel!“
    Das war der erste Laut, der während dieses schrecklichen Kampfes ertönte.
    Pawlik holte aus und schlug mit einer Kraft, die man dem Jungen nie zugetraut hätte, auf die Faust mit der tödlichen Nadel. Der Arm flog zur Seite, bevor die Nadel die Naht berühren konnte. Aber jetzt war Pawlik dran. Der wutschnaubende Gorelow warf mit einer einzigen Schulterbewegung den Jungen, der das Gleichgewicht verloren hatte, von sich, und Pawlik, von seiner Schraube fortgerissen, flog, sich überschlagend, nach unten und prallte mit dem halbbetäubten Marat zusammen. Nahe, ganz nahe neben ihnen pendelte langsam im Wasser der leblose Körper des Leutnants hin und her.
    „Stirb, du Otterngezücht!“ brüllte Skworeschnja außer sich vor Wut.
    In seiner Faust blitzte die gleiche Kupfernadel auf.
    Nur einen Augenblick verharrten beide Gegner reglos Auge in Auge, als suche jeder von ihnen die verwundbarste Stelle des anderen.
    Gorelows Augen flackerten, sein Gesicht war wachsbleich, die dünnen, blutleeren Lippen zuckten. Er sah jetzt wie ein gehetzter, alter Wolf aus, der keine Gnade mehr zu erwarten hat und sein Leben so teuer wie nur möglich verkaufen will.
    Das große, runde, sonst so gutmütige Gesicht Skworeschnjas schien plötzlich hohlwangig geworden zu sein. Es war, als habe sich in Skworeschnjas Aufschrei seine ganze schäumende Wut entladen und als sei sie jetzt einer kühlen Überlegung gewichen und einem unerschütterlichen Willen.
    Gorelows linker Arm hing kraftlos im eisernen Griff Skworeschnjas herab, aber er konnte seinen freien rechten Arm gegen seinen Gegner ansetzen.
    Klirrend, wie die Schilde gepanzerter Ritter, stießen die Ellenbogen der freien Arme bei der Abwehr der Nadel zusammen. Gorelows rechte Hand prallte gegen den Arm seines Gegners. Skworeschnjas linker Arm streckte sich blitzschnell aus, und die Nadel stieß gegen Gorelows Brust. Aber Gorelow hatte sich etwas zur Seite gedreht – die Nadel glitt über seinen Brustpanzer hinweg, ohne die verhängnisvolle Naht zu treffen.
    Und wieder prallten die Ellenbogen zusammen. Gorelow wurde noch bleicher. Die Chance, auf die er anscheinend gerechnet hatte, war durch Skworeschnjas Bärenkräfte zunichte geworden. Angst krampfte Gorelows Herz zusammen.
    Die kleinen grauen Augen des Taucherältesten bohrten sich in die Augen des Gegners; ihnen war die aufflackernde Angst darin nicht entgangen.
    Zum dritten Mal stießen die Ellenbogen zusammen, und Gorelows Hand flog leicht, als geschehe dies jetzt absichtlich, zur Seite. In seinen Augen glomm es wie Hoffnung auf. Skworeschnjas graue, zu einem Spalt zusammengekniffene Augen bemerkten auch dies. Und statt zur alten Taktik – abwartend, abwehrend und zustoßend – zurückzukehren, fiel Skworeschnjas Faust auf den zurückgestoßenen Arm Gorelows. Wie angekettet an Skworeschnjas rechter Hand, wand sich Gorelow verzweifelt hin und her; sein freier Arm wurde von der unerbittlichen Faust seines Gegners gelähmt und daran gehindert, sich frei zu bewegen. Plötzlich wirbelte Skworeschnjas Faust hoch empor, und bevor noch Gorelow dessen gewahr wurde, sauste sie mit großer Wucht auf die Vorderseite seines Helmes. Gorelows Kopf schlug, als gehöre er einer Stoffpuppe, gegen die innere Helmwandung. Im gleichen Augenblick hieb Skworeschnjas Faust über die straff gespannte Schnur der feindlichen Nadel und zerriß sie.
    Der Gegner war entwaffnet. Um seine beiden Handgelenke lag der eiserne Griff Skworeschnjas.
    Der Kampf hatte nur wenige Minuten gedauert. Er war bereits zu Ende, als Marat und Pawlik, beide blaß und verwirrt, auftauchten. Sie hielten den leblosen Körper des Leutnants und blickten schweigend abwechselnd auf Skworeschnjas dunkelrotes Gesicht und auf Gorelow, der nicht aufhörte, mit Schaum vor den bläulichen Lippen, sich zu winden und um sich zu schlagen.
    „Pawlik“, keuchte Skworeschnja, „halte allein den Leutnant … Marat, fessele den Verräter mit meiner Trosse …“
    Marat spulte schnell ein über Skworeschnjas Schulter hängendes Tauknäuel ab, und gleich darauf lag um das eine Fußgelenk des verzweifelt strampelnden Gorelow die Schlinge. Ein paar Sekunden noch – und beide Beine waren gefesselt …
    Marat war kaum damit fertig, als plötzlich aus der Dunkelheit zwei Schatten mit hell brennenden Laternen auftauchten. Es waren

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