Das Geheimnis zweier Ozeane
wissenschaftliche Arbeitsmethode? Du machst Fortschritte, zweifellos .,. Ausgezeichnet, mein Lieber, ausgezeichnet! Ich werde mich also in Geduld fassen müssen.“
„Es wird sich lohnen, ganz bestimmt“, antwortete Marat und wandte sich an Zoi: „Hast du etwas Zeit? Ich habe mit dir noch verschiedenes zu besprechen.“
„Brauchen Sie mich noch, Arsen Dawidowitsch?“ fragte Zoi den Zoologen. Der schüttelte den Kopf. Beide Freunde verließen das Laboratorium.
Kaum hatten sie sich entfernt, als der Zoologe Gorelows Besuch erhielt.
„Sieh da, mein lieber Patient“, begrüßte Arsen Dawidowitsch herzlich den Ingenieur. „Freut mich sehr. Wie geht es Ihnen heute? Besser? Setzen Sie sich hierher.“
Gorelow, mit einem Verband um den Kopf, war in einen langen, gestreiften Bademantel gehüllt. Sein fahles Gesicht zeigte noch Spuren des überstandenen Unfalls. Er setzte sich auf einen Schemel.
„Danke, gar nicht schlecht, Arsen Dawidowitsch. Ich langweile mich nur so. Wann werden Sie mich endlich entlassen?“
„Warum so ungeduldig, mein Lieber? Soweit sind wir noch nicht. Noch ein paar Bestrahlungen, Massagen, einige heiße Moorbäder … Sie haben eine kleine Disposition für Rheuma und Fettsucht. Wird wohl erblich sein …“, antwortete der Gelehrte und legte beschwichtigend die Hand auf die Schulter seines Patienten.
Der Zoologe hatte all diese Behandlungsmethoden mit Genuß aufgezählt. Man merkte, er hatte wenig Lust, einen so vielseitigen Patienten aus seiner mageren ärztlichen Praxis zu entlassen.
Gorelow schlug die Hände über dem Kopf zusammen und stöhnte:
„Aber Arsen Dawidowitsch! Haben Sie Erbarmen mit mir. Fettsucht? Rheuma? Keine Spur! Und meine Mutter ist an Lungenentzündung gestorben.“
„Sehen Sie …“, murmelte der Zoologe in seinen Bart und beugte sich über das Mikroskop. „Gestorben … Damit ist nicht zu spaßen!“
„Mein Ehrenwort, Arsen Dawidowitsch, ich halte es nicht länger aus! Sie unternehmen dauernd Tiefsee-Exkursionen, und während Sie die interessantesten Dinge erleben, muß ich mich hier langweilen. Ich halte es einfach nicht mehr länger aus! Schon aus lauter Schwermut werde ich sterbenskrank. Ich würde Ihnen bei Ihren Ausflügen bestimmt von Nutzen sein. Sie wissen doch, wie mich Ihre Arbeit interessiert!“
„Sie brauchen sich das nicht so zu Herzen zu nehmen, mein lieber Freund“, sagte der Gelehrte gerührt. „Wir holen das Versäumte bald wieder nach. In etwa drei Tagen gehen wir auf Tiefseestation; diesmal gleich für fünf Tage. Das ist schon beschlossene Sache. Ich verspreche Ihnen, daß wir ohne Sie keinen Schritt tun werden.“
Gorelow zuckte zusammen. Sein Gesicht wurde noch fahler. Seine Augen schlossen sich für einen Augenblick. Nach kurzem Zögern fragte er stockend:
„Ist es weit … bis zu dieser Tiefseestation?“
„Nein, mein Lieber“, antwortete der Zoologe, gerührt von soviel Eifer. „Im ganzen zweihundertundzwanzig Kilometer südlich des Meridians, auf dem wir uns gerade befinden. Ein noch völlig unerforschtes Gebiet. Dort erwartet uns viel Interessantes, Neues … Aber bitte, erzählen Sie keinem etwas. Der Kapitän möchte nicht, daß jemand davon erfährt … Verstehen Sie … nach dieser Geschichte im Sargassomeer … Ich weiß, Sie können den Mund halten.“
Gorelow antwortete nicht. Er saß schweigend auf dem Schemel, den Kopf auf die Brust gesenkt. Dann erhob er sich schwerfällig.
„Gut“, murmelte er nur und ging, mit den Pantoffeln schlurfend, zur Tür.
Der Gelehrte blickte ihm nach und sagte mitleidig:
„Schließlich wird es auch so gehen, Fjodor Michailowitsch … Vielleicht können wir auch ohne Moorbäder auskommen …“
Aber Gorelow hatte wahrscheinlich nichts mehr gehört. Ohne sich umzuwenden, trat er gebückt aus dem Laboratorium und schloß langsam hinter sich die Tür.
Nach dem Abenteuer in den Schluchten der unterseeischen Gebirgskette hatte sich die Einstellung des Zoologen Gorelow gegenüber völlig geändert. Übrigens wußte die ganze Besatzung des U-Bootes, vom Kapitän bis zum Aufwärter, nicht, was sie mehr bewundern sollte: Pawliks furchtlosen Kampf mit den Krabben oder die Selbstaufopferung, die der mürrische und ungesellige Gorelow plötzlich bei der Suche nach dem vermißten Ozeanographen gezeigt hatte. Der Ingenieur wurde von allen umsorgt und umhegt. Verlegen ließ sich Gorelow die Fürsorge der Schiffsbesatzung gefallen. Er schien sich aufrichtig über die allgemeine
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