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Das Geheimnis zweier Ozeane

Das Geheimnis zweier Ozeane

Titel: Das Geheimnis zweier Ozeane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grigori Adamow
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fügte scherzhaft hinzu: „In eine schöne Geschichte ist unser assyrischer Bart hineingerasselt! Er schmachtet jetzt sozusagen in zärtlicher Umarmung …“
    Schelawin wandte sich an seine Begleiter. „Stellt eure Funkgeräte auf Arsen Dawidowitschs Welle ein. Mit voller Geschwindigkeit nach Ostsüdost schwimmen.“
    Alle vier durcheilten in einer langgestreckten Kette das Dunkel der Tiefsee.
    Nach einigen Minuten hörten sie unter ihren Taucherhelmen die ruhige und klare Stimme des Zoologen:
    „Das Tier hat seine Umschlingung etwas gelockert. Ich versuche jetzt, die linke Hand mit dem Kompaß vorsichtig den Augen zu nähern.“
    „Sie wissen also die Richtung noch nicht?“ fragte der Kapitän dazwischen.
    „Nein, Nikolai Borissowitsch.“
    „Können Sie die Geschwindigkeit angeben?“ hörte man den Kapitän weiterfragen.
    „Ich denke, es werden annähernd fünfzig Kilometer in der Stunde sein.“
    „Versuchen Sie möglichst schnell, die Richtung festzustellen. Sobald die anderen wieder an Bord sind, folgen wir Ihnen.“
    „Gut, Kapitän.“
    Das Gespräch war zu Ende. Schelawin wartete noch etwas und funkte, kaum seine Erregung unterdrückend, an den Zoologen:
    „Arsen Dawidowitsch, was ist denn mit Ihnen passiert?“
    „Ach, Iwan Stepanowitsch! So eine dumme Geschichte! Es tut mir sehr leid, daß meinetwegen alle Forschungsarbeiten unterbrochen werden müssen. Und das nur, weil ich nicht aufgepaßt habe. Ich verließ das U-Boot in Nordnordwest-Richtung, wissen Sie, zur Gorgonienkolonie.“
    „Ja, ja. Ich erinnere mich, daß Sie dorthin wollten.“
    „Nun, ich schwamm so in Gedanken versunken dahin und achtete gar nicht auf meine Umgebung. Plötzlich war es mir, als stürze ein Wasserfall auf mich nieder. Woher, bemerkte ich erst nicht. Im nächsten Augenblick war mein ganzer Körper von einem Tau – so an die dreißig Zentimeter dick – umflochten, meine Arme und Beine wie in Zwingen … ich konnte keine Bewegung mehr tun.“
    „Ach du meine Güte! – Was war es denn?“
    „Ich habe nicht die geringste Ahnung, Iwan Stepanowitsch … Irgendein seltsames Lebewesen. Ich weiß auch nicht, ob mich der ganze Tierkörper oder nur sein langer, beweglicher Hals umschlungen hält. Wenn es der Körper ist, so scheint es die geheimnisvolle und legendäre, oft belachte Seeschlange zu sein. Und wenn es nur der Hals ist, so muß ich Ihnen, mein lieber Iwan Stepanowitsch, offen gestehen, daß ich nicht mal eine Vermutung aufstellen könnte.“
    „Das ist ja entsetzlich … Wie fühlen Sie sich? Sind Sie verletzt?“
    „Das nicht. Alles in Ordnung. Der Taucheranzug hat gehalten, und ich hoffe, er wird auch weiter halten. In einer solchen Umarmung, glaube ich, würde auch ein Elefant zerdrückt werden! Ich aber fühle keinerlei Druck. Alles hält der Taucheranzug ab. Jetzt werde ich mit ungeheurer Gewalt durch die Tiefe geschleift …“
    „Verlieren Sie nicht den Mut, Arsen Dawidowitsch! Der Kapitän wird alles unternehmen, um Sie zu retten! Hauptsache, Sie kommen heil davon.“
    „Das werd’ ich schon. – Für die Wissenschaft ist dieses Abenteuer von größter Bedeutung. Stellen Sie sich nur vor, was für eine Entdeckung! Es handelt sich natürlich um ein völlig unbekanntes Tier … Ich erforsche jetzt mit größtem Interesse denjenigen Teil des Körpers, der sich gerade vor meinen Augen befindet. Er ist mit großen beinernen Platten, jede mit einem pyramidenförmigen Höcker, bedeckt. Die Platten liegen wie Dachziegel aufeinander. Sie bilden einen durchgehenden Schuppenpanzer mit einer dicken phosphoreszierenden Schleimschicht darauf. Iwan Stepanowitsch! Ich habe es geahnt … Mehr als das – ich habe es gewußt, welch großartige Entdeckungen mich hier erwarten! Ich kann Ihnen gar nicht schildern, wie glücklich ich bin, daß es mir vergönnt ist, so nahe dieses Tiefseeungeheuer kennenzulernen …!“
    Weder Zoi noch Marat und Pawlik wagten es, dieses Gespräch zwischen den beiden Gelehrten, die von dem leidenschaftlichen Trieb zur wissenschaftlichen Erkenntnis beseelt waren, auch nur mit einem Laut zu stören. Zoi fragte sich, ob er in einer derartigen Lage ebenfalls soviel Selbstbeherrschung bewahren würde. Würde er, ohne an die Gefahr zu denken, mit ebensolcher Tapferkeit, Hingabe und Selbstverleugnung der Wissenschaft dienen können?
    Ein freudiger Ausruf des Zoologen riß ihn aus seinen Gedanken:
    „Kapitän! Ich kann jetzt auf den Kompaß schauen. Kapitän! Hören Sie mich?“
    „Ich

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