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Das geheimnisvolle Gesicht

Das geheimnisvolle Gesicht

Titel: Das geheimnisvolle Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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hat.“
    Nichts erinnerte mehr an den jovialen, immerzu freundlichen Immobilienmakler James Pieter Burton. Sein Gesicht war haßverzerrt, und seine Stimme kreischte: „Sag mir, wo du es versteckt hast, sonst“...Er hob die Hand. Claire Burton, geborene Lamatin, wich keinen Schritt zurück.
    „Sonst? Hör zu, James Burton, was ich dir zu sagen habe! Ich habe meinem Bruder alles geschrieben. Die ganze Wahrheit. Daß du meinen Geschäftsanteil, der mir nach Ronalds Tod zustand, verspielt und verspekuliert hast. Daß du mich schikaniert hast, wann immer es dir paßte. Ich wollte mich mit ihm in München treffen... Ich habe ihm auch geschrieben, wo er zu suchen habe, falls mir etwas zustieße. Dein Teufel Püttely hat ganze Arbeit geleistet. Ja, ich wollte in Deutschland nicht wegen einer Rauschgiftaffäre ins Gefängnis gehen... Solche Untersuchungen, besonders gegen Unschuldige, können lange dauern... Aber ich wollte in erster Linie nicht, daß mein Bruder in so was verwickelt würde. Und was das Geld anbetrifft, James Burton, das wirst du nie in deinem Leben zu Gesicht kriegen...“
    „Das werden wir sehen... das werden wir sehen...“, keuchte Burton und taumelte zur Tür. Er hämmerte dagegen, und Püttely öffnete. Seine Stimme war kalt, seine Stimme war drohend: „Stimmt das, was Sie eben sagten?“ Burton öffnete sich den Hemdkragen, ging zur Haustür, hatte die Hand schon auf der Klinke, als er von Püttely an der Schulter herumgerissen wurde. „Stimmt es, daß die Polizei schon hinter Ihnen her ist?“
    „Ja“, nickte Burton. „Aber sie weiß nicht, daß ich hier bin... Ich brauche frische Luft...“
    Er öffnete die Tür und prallte zurück. „Der Motorradfahrer!“ stammelte er und wich voller Entsetzen in Astons Wohnraum zurück. „Der Motorradfahrer...“ Auch Roger Püttely starrte den Eintretenden wie eine Erscheinung an. Die schwarze Lederkleidung, der Sturzhelm und die abnorm große Brille verliehen ihm etwas Gespenstisches.
    „Wer sind Sie?“ fragte er.
    „Wer sind Sie?“ kam es dumpf unter dem Mundschutz zurück. Püttely war kein Freund von ungeklärten Situationen. Mit einem blitzschnellen Griff riß er dem Ledermann die Brille herunter. Er sah in ein ihm fremdes Gesicht, dafür keifte Burton: „Overgaty... Henry Overgaty, oh, ich hab’s gewußt! Er ist ein Spitzel von Mills. Mein eigener Butler hat mich die ganze Zeit...“
    „Ruhe!“ brüllte Roger Püttely in diesem Moment. Und alle hörten sie es: das näher kommende Geräusch von mindestens zwei Autos. Püttely, der Mann, der unter dem Namen Brian Turner von den Staatsanwaltschaften in vier Ländern gesucht wurde, hetzte zur Tür. Er sah die beiden Polizeifahrzeuge. Noch zweihundert Meter etwa waren sie entfernt. Er riß die Tür des Mercedes-Sportwagens auf, klemmte sich hinter das Steuer und suchte nach dem Zündschlüssel. Dann stieß er einen lästerlichen Fluch aus. Burton hatte den Schlüssel abgezogen... Doch er irrte. In der Tür stand der Motorradfahrer. Ein höhnisches Grinsen lag auf seinen zerfurchten Zügen, als er Püttely mit Burtons Autoschlüsseln zuwinkte.
    Und da waren sie auch schon heran.
    Zu sechst stürmten sie auf Püttely und das Haus zu. Auf jenes Haus, das in einem Zug grob, pittoresk, skurril, verwinkelt und lustig aussah, wie es so dastand. Hingebaut, dazugebaut, draufgebaut und angebaut. Im Hintergrund aber verharrte Mike Forster, der den zweiten Wagen als letzter verlassen hatte. Auch er sah das Haus. Und zum ersten Mal kam es ihm vor, als ob es das schönste Haus sei, das er je gesehen hatte...
     
    16 Uhr 55. Flughafen Heathrow.
    Dicki Miller, fiebernd vor Aufregung, kam sich ungeheuer wichtig vor. Am liebsten hätte er jedem, der hier ging, stand, wartete, hastete, winkte und saß, gesagt, daß er, Dicki Miller, heute ein Telegramm aus München bekommen habe und daß er jetzt seinen Freund Perry Clifton abhole.
    Die Landung der BEA-Maschine aus Wien wurde gemeldet.
    „Hoffentlich ist er dabei“, sagte Julie Young und sah sich um. „Ich möchte nur wissen, wo Mister Skiffer bleibt.“
    „Er wird irgendeinen Fall haben!“ meinte Dicki, gewichtig dreinschauend. Er hatte nichts mehr gegen Julie, im Gegenteil, er fand sie prima (um ehrlich zu sein, „gemein“ prima), aber er wäre natürlich am liebsten allein zu Perry Cliftons Empfang gegangen. Doch dann schämte er sich plötzlich. Erinnerte sich daran, daß Julie Young gar nicht mit gewollt hatte. Daß er sie nachgerade dazu hatte

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