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Das geheimnisvolle Gesicht

Das geheimnisvolle Gesicht

Titel: Das geheimnisvolle Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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verschaffen. Burton selbst war mit seinem cremefarbenen Mercedes in der Tiefgarage verschwunden.
    Zwei Minuten nach 12 Uhr.
    Ein kleiner, ziemlich ramponierter Lieferwagen schob sich hinter Baxleys Ford, und der Polizist registrierte eine leichte Erschütterung. Im Rückspiegel sah er den Fahrer des Lieferwagens, einen hageren Mann mit Sonnenbrille auf der Nase und einer leeren Zigarrenspitze im Mundwinkel, entschuldigend gestikulieren. Daß er dabei auch seine Zähne zeigte deutete mehr auf Humor und Zufriedenheit hin als auf Schreck. Aus den neuerlichen Handbewegungen glaubte Baxley erkennen zu können, daß der Hagere den Rückwärtsgang eingelegt hatte.
    Er sah den Lieferwagen zurückrollen und wandte sein Augenmerk wieder dem Bürohaus zu. Erst als er hinter sich das blecherne Geräusch der zuschlagenden Tür hörte, sah er noch einmal in den Rückspiegel. Gerade noch rechtzeitig, denn der Lieferwagen war höchstens zehn Zentimeter zurückgesetzt worden. Viel zuwenig, um Dave Baxley ein schnelles Ausscheren zu ermöglichen. Er sprang aus dem Wagen und eilte zu dem an der Rückfront seines Zwerglasters hantierenden Fahrer.
    „Bitte setzen Sie Ihren Wagen noch einen Meter zurück, Mister!“ forderte er den Hageren auf. Der lächelte ihn an: „Aber, aber, wer wird denn gleich! Bin in drei Minuten wieder zurück. Schaffe nur die Blümchen dort drüben in die Apotheke!“ Dabei entnahm er einem Metallkorb einen Strauß Rosen und hielt ihn Baxley unter die Nase. Doch Detektiv Baxley war in diesem Augenblick nicht zu Scherzen aufgelegt. Die Wartezeit und das ständige Hin- und Herfahren hatten seine Nerven strapaziert. „Setzen Sie Ihren Rolls-Royce zurück, Blumenfreund, aber ein bißchen fix!!“ fauchte er. Der Lieferwagenfahrer wollte Dave gerade freundschaftlich vor die Brust stupsen (es schien sich bei ihm um einen ausgesprochenen Menschenfreund zu handeln), als ihm Baxley unauffällig seinen Ausweis unter die Nase hielt. „Darf ich bitten! Und das sollten Sie für sich behalten!“
    Sechzig Sekunden später befanden sich zwischen den beiden Stoßstangen neunzig Zentimeter Luft. Dave Baxley war zufrieden und nahm seinen Beobachterposten im eigenen Fahrzeug wieder ein. Ahnungslos, daß er vor einem leeren Nest wartete. Der Zufall hatte es gewollt, daß James Pieter Burton seinen Wagen genau in dem Augenblick aus der Tiefgarage und aus dem Sichtbereich des Yardbeamten chauffierte, als dieser auf dem Weg zu seinem „blumigen“ Widersacher war.
     
    Sie waren zu dritt in dem Raum.
    John Aston saß mit steinernem Gesicht in seinem schwarzlackierten Schaukelstuhl und schaukelte. Mike Forster hockte auf der Fensterbank und sah hinaus, während Roger Püttely den Korbstuhl blockierte und Zeitung las. Er hatte sich einen ganzen Stapel davon mitgebracht. Hin und wieder stemmte John Aston seine mächtige Gestalt aus dem Schaukelstuhl hoch und machte einen Rundgang durch die Räume, blieb bei dem einen und anderen Kaktus stehen und musterte sie mit Blicken, als hieße es Abschied zu nehmen. Gewissenhaft prüfte er die Temperaturen und Feuchtigkeitswerte und — setzte sich wieder in seinen Schaukelstuhl.
    14 Uhr.
    Sie waren zu dritt, taten verschiedene Dinge und dachten insgeheim doch alle an das gleiche.
    John Aston hielt mitten im Schaukeln inne. Feindselig starrte er den immer noch ungerührt lesenden Püttely an.
    „Hören Sie...“
    Püttely senkte sofort die Zeitung. Sah über sie hinweg auf den alten Leuchtturmwärter. „Was ist?“
    „Ich glaube nicht, daß ich das lange mitmache!“
    „Ach...“ Kein Hohn, keine Drohung, nur eben zur Kenntnis genommen.
    „Ich bin für solche Sachen nicht mehr jung genug!“
    Püttely verzog sein Gesicht. Traurig klang seine Stimme — jedenfalls vorerst: „Das hätten Sie sich früher überlegen sollen, alter Mann!“
    „Man tut oft Dinge, obwohl man weiß, daß es Fehler sind.“
    „Eben. Und für solche Fehler muß man dann zahlen. Bitter, alter Mann, aber nicht zu ändern.“
    Mike Forster war aufgesprungen. „Mein Großvater heißt John Aston und nicht ,alter Mann’!“ Seine Augen sprühten vor Zorn. Püttely schüttelte nur den Kopf. „Wozu dieser Eifer, Mike. ,Alter Mann’ ist doch kein Schimpfwort — oder?“
    „Wie du es sagst, hört es sich aber so an.“
    Irgendwo klopfte es. Püttely erhob sich augenblicklich. Zynisch stellte er fest: „Das Vöglein scharrt, vielleicht will es singen!“
    Er verließ das Zimmer. Mike Forster sprang auf, stürmte zu

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