Das geheimnisvolle Gesicht
John Aston hin, packte dessen mächtige Schultern und schüttelte ihn: „Großvater, glaub mir, es gibt nur diese einzige Lösung!“
Der ehemalige Leuchtturmwärter nickte. Schwerfällig und hoffnungslos. Und er sagte einen Satz, mit dem Mike Forster im Augenblick nichts anfangen konnte: „Hinterm Haus waren heute morgen fremde Spuren
Als Püttely ins Zimmer zurückkehrte, saß Mike Forster wieder auf der Bank und starrte zum Fenster hinaus.
„Was war?“ wollte John Aston wissen.
„Nichts!“ antwortete Püttely und zuckte mißmutig mit den Schultern. Mike erhob sich und fragte: „Wie wird es Jack McButton gehen?“
Püttely sah auf seine Uhr: „Wenn er nicht irgendwo zum Schlafen angehalten hat, könnte er bald die deutschschweizerische Grenze erreichen!“ Und erstaunt: „Wo willst du hin?“
Forster, der den Reißverschluß seiner Windjacke hochzog, erwiderte: „Ich fahr nach Folkestone, ein paar Zeitungen holen!“
„Fahren? Hast du ein Fahrrad?“
„Ich leih mir Missis Silverstones Moped aus. Brauchst du was, Großvater?“
John Aston schüttelte stumm den Kopf.
James Pieter Burton fuhr schnell, aber beherrscht. Er riskierte nichts, überholte nur dort, wo es gefahrlos möglich war.
Hinter Dartford hatte er ihn das erste Mal gesehen, bei Chatham zum zweiten Mal. Doch als er ihn auf der Höhe von Faversham zum dritten Mal hinter sich entdeckte, durchfuhr es ihn glühendheiß. War das schon die Polizei? Aber warum machte er dann keine Anstalten, ihn zu überholen und zu stoppen?
Burton fuhr langsamer. Der Abstand verringerte sich nicht. Also hatte auch der Mann auf dem Motorrad seine Geschwindigkeit gedrosselt. Es mußte eine 500er Maschine sein, die der ledergekleidete Mann mit dem Sturzhelm und der klobigen Brille fuhr. Vielleicht sogar eine 750er.
„Nein“, sagte Burton laut zu sich selbst, Polizei ist das nicht. Aber wer sollte mich dann verfolgen? Verfolgt er mich denn wirklich? Ich muß es wissen!
Zwei Meilen vor Canterbury betätigte er den Blinker, verlangsamte, fuhr scharf links und bog zu einem Parkplatz ab. Der Motorradfahrer hatte ihn mit unverminderter Geschwindigkeit überholt.
James Pieter Burton wischte sich den Angstschweiß von der Stirn.
Fünf Minuten später setzte er die Fahrt fort. Und immer wieder ertappte er sich dabei, daß er im Rückspiegel nach dem Mann auf dem Motorrad Ausschau hielt.
Es war 14 Uhr 30, als er die A 20 verließ und das Schild DUNCAN HILL 1 MEILE passierte.
Sie hörten das Motorengeräusch zur gleichen Zeit.
Während John Aston ungerührt weiterschaukelte, sprang Püttely auf und eilte zum Fenster. Das Geräusch verstummte, eine Autotür klappte, und Püttely rief beunruhigt: „Verdammt, alter Mann, wer ist das?“
Aston war neben Püttely getreten. „Das ist Mister Burton, der Obergangster!“
Es klopfte an der Außentür. Aston öffnete.
James Pieter Burton trat ein, musterte Püttely, dessen wirklichen Namen nur die Eingeweihtesten kannten, und fragte: „Mister Püttely??“
„Ja, Mister Burton. Ich dachte, Sie wollten erst kommen, wenn ich rufe? Sie hat noch nicht gesungen!“
„Es ist etwas dazwischengekommen!“ wich Burton barsch aus. „Ist sie drin?“
„Ja!“ nickte Püttely. „Wollen Sie mit ihr sprechen?“
„Ich will!“ nickte Burton und folgte Püttely in den Vorraum zurück, während sich Aston wieder in seinen Schaukelstuhl fallen ließ. Püttely hob den Schrank zur Seite, schob den Riegel zurück und ließ Burton eintreten. Der Immobilienmakler zog die Tür hinter sich zu.
Die Frau in dem grauen, leichtverschmutzten Tweedkostüm hatte sich erhoben. Sie sah Burton ohne eine Spur von Furcht entgegen. Ja, es war sogar etwas im Blick ihrer dunklen Augen, das nach Triumph und Schadenfreude aussah.
„Hallo, Claire... lange nicht gesehen. Tut mir leid, daß ich nicht zu deinem Empfang kommen konnte. Ich war auswärts.“
„Ich habe dich nicht vermißt!“
„Wo ist das Geld, Claire!“
Sie schwieg. Lächelte nur.
„Wo ist das Geld!“ Er trat auf sie zu. „Ich brauche es. Die Polizei ist hinter mir her, ich muß verschwinden.“ Seine Stimme senkte sich zum Flüstern: „Teile mit mir. Du hunderttausend, ich hunderttausend! Wir gehen nach Mexiko...“
In Claire Burtons Augen war grenzenlose Verachtung getreten, und aus ihrer Stimme war erkennbar, welche Abscheu sie vor ihrem Schwager empfand: „Dein Bruder hatte recht, als er dich eine hinterhältige, schmierige Krämerseele genannt
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