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Das geheimnisvolle Gesicht

Das geheimnisvolle Gesicht

Titel: Das geheimnisvolle Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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leider keinen Fahrstuhl.“ Fast traurig erwiderte der Weißhaarige: „Danke... Ich habe es geahnt... ich habe nie Glück, Miß. Nie...“ Er kehrte Susan Shetty den Rücken und begann Stufe um Stufe nach oben zu steigen. Auf jedem Treppenabsatz ruhte er sich einige Minuten aus.
    Als er endlich vor der Tür mit dem Schild PERRY CLIFTON stand, war es längst 16 Uhr vorbei.
    Seine Rechte fuhr unter den Mantel und förderte einen Brief zutage. Dann drückte er auf den Knopf...
    Er wartete genau zwanzig Sekunden, bevor er den schwarzen Knopf ein zweites Mal hineindrückte. Diesmal ließ er den Zeigefinger ein paar Atemzüge länger darauf...
    Ein dritter Versuch...
    Vielleicht schlief dieser Mister Clifton?
    Die Vorstellung, er müsse diese verdammten fünf Stockwerke ein zweites Mal erklimmen, erweckte in dem alten Mann einen großen Zorn auf alles, was damit zu tun hatte.
    Doch da — ein Geräusch! Eine Tür öffnete sich. Aber es war die Tür zu seiner Linken.
    „Hallo!“ sagte ein junger Bengel zu ihm und lachte ihn dabei an, als sei es etwas Alltägliches, einem alten, asthmakranken Mann gegenüberzustehen. Einem, der sich seine karge Rente mit Botengängen aufbessem mußte. „Wenn Sie zu Mister Clifton wollen, der ist nicht da!“
    „Ach, was du nicht sagst!“ schnaufte der Alte ergrimmt und schob sich den kleinen Finger der rechten Hand unter die Baskenmütze. „Das hab ich inzwischen selbst gemerkt! Wann kommt er denn wieder?“
    „Zu mir hat er gesagt, daß er bis acht zurück sei!“ Der Alte glaubte sich verhört zu haben. Er streckte den Kopf vor. „Bis wann?“
    „Bis acht!“
    „Ich hab eben immer Pech...“ Dabei schüttelte der Alte den Kopf und gebrauchte dieselben Worte, die er wenig zuvor zu Susan Shetty gesagt: „Ich habe nie Glück.“ Doch plötzlich tippte er sich wütend vor die Brust und fluchte: „Verdammt will ich sein, wenn ich diesen Job noch weiter mache!“
    Dicki Miller überlegte, wie er dem alten Mann helfen könnte.
    „Wenn Sie wollen, Sir, kann ich ihm ja was ausrichten. Ich bin sein Freund!“ Wieder schüttelte der Alte den Kopf. „Geht nicht... Leider! Ich habe nämlich nichts zum Ausrichten! Ich muß ihm einen Brief überbringen!“ Und als er Dickis Blick sah, fügte er rasch hinzu: „Persönlich!“
    „Sie können ihn doch in Mister Cliftons persönlichen Briefkasten werfen!“
    „Verstehst du denn nicht, junger Mann, ich werde dafür bezahlt, daß ich Nachrichten und Briefe persönlich überbringe!“
    „Dann müssen Sie eben noch einmal wiederkommen!“ gab Dicki schulterzuckend zurück. Er glaubte sein Soll an Hilfsbereitschaft erfüllt zu haben. Fast unbeabsichtigt entfuhr es ihm: „Oder wissen Sie einen anderen Weg?“
    Der alte Mann überhörte das Schnippische in Dickis Stimme. Nachdenklich, fast gequält musterte er das Treppenhaus. Und widerwillig: „Ein weiter Weg... fünf Treppen hoch... Weißt du, ich habe Asthma. Und ohne Fahrstuhl ist das... Na ja...“ Er war wohl der Meinung, daß es wenig Sinn habe, einem Jungen die Beschwerlichkeit eines von Asthma befallenen Körpers zu erklären. Resigniert begann er, den Brief wieder einzustecken.
    „Mister Völlers behauptet, wissen Sie, das ist der Hausverwalter, der behauptet, ein Fahrstuhl würde sich bei so einem alten Kasten nicht mehr lohnen... Er meint, daß man eines Tages das Haus abreißen wird.“
    Der alte Mann, der schon einen Schritt in Richtung Treppe getan hatte, zögerte und wandte sich dann noch einmal Dicki zu. „Sag mal... Bist du wirklich ein Freund von diesem Mister Clifton?“
    Ehrenwort! Sein bester sogar. Wir haben keine Geheimnisse voreinander...“ Die Hand des Alten fuhr wieder unter den Mantel. „Ich könnte dir den Brief ja geben... fünf Treppen... kein Fahrstuhl...“ Dicki Miller schien die Gedanken des alten Mannes zu erraten. Er trat auf ihn zu. Und im Verschwörerton flüsterte er: „Es braucht doch niemand zu erfahren, Sir!“
    „Das dürfte wirklich niemand erfahren!“ flüsterte der Mann zurück.
    „Auf mich können Sie sich verlassen!“ lockte Dicki. „Und Mister Clifton würde auch niemandem ein Wort verraten!“ Das gab den Ausschlag. Entschlossen fischte der Bote den Brief zum zweiten Mal unter seinem Mantel hervor und hielt ihn Dicki hin.
    „Hier! Ich verlasse mich auf dich! Wie heißt du eigentlich, junger Mann?“
    „Dicki Miller!“
    „Also, Dicki Miller, ich verlasse mich auf dich! Und ich danke dir, daß du mir einen so großen Gefallen tun

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