Das geheimnisvolle Gesicht
Gespräche, die ihm seine Sekretärin, Miß Langton, hereingab.
Zweimal hatte er Mills schon angerufen, doch der wußte jedesmal ebenfalls noch nichts Neues. Püttely habe sich nicht gemeldet... Dazu kam, daß ihn das spurlose Verschwinden seines Butlers beunruhigte. Und je länger er warten mußte, um so mehr verwirrten sich seine Gedanken. Immer wieder erinnerte er sich an Cliftons Besuch und an das Mißtrauen gegenüber Henry Overgaty. Jetzt war Overgaty fort, und Mills...
Das Telefon!
Die Quarzuhr aus geschliffenem Messing auf dem Schreibtisch zeigte 11 Uhr 40 an.
Der linke Apparat läutete. Es mußte Mills sein!
Es war Mills. Seine Stimme jedoch klang verändert. Heiser! Sie hatte einen Unterton, der nach Panik klang.
„Ich bin’s. Bist du allein?“ fragte diese Stimme. Burton ahnte sofort, daß etwas geschehen sein mußte. Und er spürte sich von einer unsichtbaren Hand gepackt und geschüttelt.
„Was ist los? Hat Püttely angerufen?“
„Nein. Wynham hat eben angerufen!“
Burton holte pfeifend Luft. „Wynham von der Versicherung?
Das Schütteln in ihm wurde heftiger.
„Ja, James, du mußt auf der Stelle verschwinden. Hamilton, der Mann, den Clifton besucht hat, ist auf dem Weg zu Scotland Yard, um Anzeige gegen dich zu erstatten.“
„Aber ich kann doch nicht einfach weglaufen... verschwinden. Wie stellst du dir das vor?“ stöhnte Burton voller Entsetzen. „Und du? Was willst du tun?“
„Von mir ist nicht die Rede gewesen. Noch nicht!“ setzte er rasch hinzu. „Aber ich werde Vorbereitungen treffen. Ich habe keine Lust, ein paar Jahre im Gefängnis zu verbringen.“
„Gefängnis?“ Burton brachte das Wort kaum über die Lippen.
„Glaubst du vielleicht, sie zahlen uns einen Urlaub auf den Seychellen? Verdammt, James, du hast diesen Clifton unterschätzt. Es war eine idiotische Idee, ausgerechnet ihn auf Claire anzusetzen.“
„Du warst damit einverstanden... Und die Leute, die du engagiert hast, haben die keine Fehler gemacht?“ keifte Burton heiser. „Reihenweise Fehler! Wozu Clifton nach Wien locken, wozu?“
„Vielleicht hilft dir die Zeit, die wir dadurch gewinnen.“ Und beschwörend rief er ins Telefon: „Es hat doch keinen Sinn, wenn wir uns jetzt gegenseitig Vorwürfe machen... Für die Fehler sind wir beide gemeinsam verantwortlich. Aber jetzt müssen wir handeln. Auf der Stelle!“ Und als handle es sich dabei um eine plötzliche Eingebung, fragte Patrick Mills: „Was ist mit Overgaty?“
„Overgaty? Weißt nicht du, was mit Overgaty ist?“
„Ich? Woher soll ich das wissen?“
Burton rammte den bronzenen Brieföffner voller Wucht in das Holz seiner Schreibtischplatte. „Und alles haben wir dieser Kanaille zu verdanken“, zischte er. Bei jedem Wort wuchtete er das stilettähnliche Instrument erneut ins Holz, in herumliegende Schriftstücke und Aktenhefter. Es war fast, als habe er den Verstand verloren. Plötzlich schlug seine Stimme um. Ganz leise und mit einem zynischen Grinsen um die Lippen flüsterte er: „Aber ich werde es aus ihr herausholen. Sie wird mir sagen, wo sie es versteckt hat. Sie wird! Sie wird!“
„Keine Unbesonnenheit, James. Du mußt damit rechnen, daß man dich schon überwacht. Laß die Sache nur in Püttelys Händen... Ich würde mir an deiner Stelle für die nächsten Wochen erst einmal einen Unterschlupf suchen. Wie wär’s denn mit der alten Mühle bei Alton, die wir gekauft haben und die du noch nicht losgeworden bist. Niemand kennt dich dort... Du kannst sagen, du seist der neue Besitzer... Hörst du, James... hörst du mich...“
James Pieter Burton hörte schon lange nicht mehr. Er hielt den Hörer weit von sich gestreckt... Er will mich zur Seite schaffen! Ich soll verschwinden!... redete eine innere Stimme auf ihn ein. „Patrick Mills möchte mich aus dem Verkehr ziehen und alles für sich behalten. Henry Overgaty war also sein Mann... Aber ich werde ihnen zuvorkommen!
Mit einem Mal begann Burtons Verstand wieder normal zu arbeiten. Hart, präzise, konsequent: War Hamilton auf dem Weg zur Polizei, würde man ihn jetzt sicher noch nicht überwachen. Doch er mußte sich sputen! Er war bereit, in den Tausch einzuwilligen: Haus und Firma gegen 200 000 Pfund.
Big Ben schlug 12 Uhr.
Dave Baxley saß in seinem Ford und beobachtete das Haus, in dem Burton seine Büroetage hatte. Das tat er nun schon seit Stunden. Und immer wieder hatte er Mühe, sich bei den vor und hinter ihm einparkenden Wagen genügend Startplatz zu
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