Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das geheimnisvolle Gesicht

Das geheimnisvolle Gesicht

Titel: Das geheimnisvolle Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
Vom Netzwerk:
stoppte der Finger.
    „Hier ist es. Nummer 36, mit Bad und TV... Die Formalitäten können Sie später erledigen, Mister Clifton. Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Aufenthalt in Basel!“
    „Danke!“
    Ein junger Mann in Livree stand, wie aus dem Boden gewachsen, neben dem Detektiv. Während seine Rechte nach dessen Koffer griff, nahm die Linke den Zimmerschlüssel entgegen. Perfekt geübte und gekonnte, fast artistische Bewegungen.
    „Wenn Sie mir bitte folgen würden!“
    Perry Clifton folgte. Doch kurz vor dem Fahrstuhl fiel ihm eine Unterlassungssünde ein. „Einen Augenblick, bitte!“ sagte er zu seinem Begleitschutz und eilte zur Rezeption zurück. Der elegante Grauhaarige sah ihm entgegen. „Haben Sie etwas vergessen, Mister Clifton?“
    Perry fischte seine Brieftasche heraus, entnahm ihr einen Zettel und schob diesen über den Tresen. „Würden Sie mir bitte ein Gespräch nach London auf mein Zimmer geben lassen? Hier ist die Nummer!“
    „Chelsea 4781... Ich werde es an die Zentrale weitergeben!“
    19 Uhr 40.
    Das Zimmer war fast elegant eingerichtet, und Perrys erster Gedanke war: „Hier könnte ich es ein paar Wochen aushalten.“ Radio, Fernsehen, ein ungeheuer federndes Bett, einiges Pipapo und ein Traum von Bad.
    „Hallo!“ grüßte er den Traum aus Glas, Keramik und Chrom, bei dem selbst die Toilette zum Verweilen einlud. „Wir werden uns bald näher kennenlernen!“ Er verbeugte sich vor der Badewanne. „Und zwar ausführlich!“
    Seine Londoner „Badewanne“ bestand nur aus einem Waschbecken mit garantiert kaltem Wasser.
    Er warf einen Blick zum Fenster hinaus. Doch statt des erwarteten Straßenbetriebs erspähte er einen gartenähnlichen Innenhof. Jetzt wußte er auch, was der Boy vorhin mit ^garantierter Ruhe bei Tag und Nacht“ gemeint hatte.
    Doch in diesem Augenblick war es vorbei mit der Ruhe. Das Telefon schnurrte. Leise, gedämpft, wie ein zufriedener Kater von 20 Pfund.
    „Ja, bitte?“
    „Ihre Anmeldung London. Bitte melden Sie sich!“
    „Hallo?“ rief Perry Clifton.
    „Hallo?“ kam es zurück. „Hier ist Chelsea 4-7-8-1!“
    „Genau diese Nummer habe ich gewollt. Guten Abend, Henry. Ist Mister Burton zu Hause?“
    Zwei, drei Atemzüge lang hörte Perry nur atmosphärisches Rauschen in der Leitung. Dann sagte die heisere Stimme des Butlers: „Nein, Sir. Aber er muß jeden Augenblick kommen. Darf ich ihm etwas ausrichten?“
    „Ja, sagen Sie ihm bitte, daß ich mich morgen wieder melden werde.“
    „Wie Sie wünschen, Sir!“
    „Guten Abend, Henry!“
    „Guten Abend, Sir.“
    Perry Clifton sah ihn vor sich, den Indianerkopf. Doch dann gewahrte er noch etwas anderes: das Haustelefonverzeichnis. Er wählte die Nummer der Rezeption.
    „Bitte sehr?“
    „Hier spricht Clifton von Zimmer 36. Könnten Sie mir bitte ein Telefonbuch von Basel heraufschicken?“
    „Ich werde es veranlassen!“
    „Vielen Dank!“
    Es war 20 Uhr, als Perry Clifton dieses kurze Gespräch mit den beiden Worten „Vielen Dank“ beendete.
     
    Genau eine Stunde zuvor hatte knappe tausend Kilometer nordwestlich von Basel ein anderes Gespräch begonnen.
    Es fand im Londoner Stadtteil Kensington statt, und die Teilnehmer an dieser Gesprächsrunde waren dieselben wie 24 Stunden zuvor. Der einzige Unterschied bestand darin, daß sie sich diesmal nicht in dem Zimmer mit den Safaritrophäen gegenübersaßen und — standen, sondern in Mills’ Arbeits- und Wohnsalon.
    Mit den Worten: „Schicke Bude!“ hatte Jack McButton bei seinem Eintritt tief beeindruckt die Einrichtung kommentiert. Eine Bemerkung, die Patrick Mills ebenso überhörte, wie er bemüht war, Forsters aufsässige und mürrische Miene zu übersehen.
    Und dann begann das Gespräch, von dem eben die Rede war: „Nehmen Sie Platz!“ forderte Mills die Eintretenden auf.
    Während sich McButton in einen weichen, bequemen Ledersessel lümmelte, nahm Mike Forster auf einer cordsamt-bezogenen Bank Platz, die zwischen zwei modernen Kugellampen stand.
    Patrick Mills setzte sich hinter einen Schreibtisch aus Palisander, der trotz seiner einseitigen Abrundung so groß war, daß man darauf hätte Tischtennis spielen können.
    Seine Besucher sahen ihn fragend an.
    „Sind Ihre Pässe in Ordnung?“
    Forster nickte. McButton tastete ein wenig überrascht die Brusttasche ab, in der seine Brieftasche steckte. „Ich glaube ja!“ sagte er dann.
    „Mit dem Glauben allein können Sie in kein anderes Land einreisen, Mister McButton!“

Weitere Kostenlose Bücher