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Das geheimnisvolle Gesicht

Das geheimnisvolle Gesicht

Titel: Das geheimnisvolle Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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Ihnen ein Herr Clifton logiert!“
    „Ich bin Nachtportier!“ sagte der Nachtportier, und um auch die letzten Zweifel zu beseitigen, griff er unter den Tresen und setzte seine Nachtportiermütze auf. Dann ließ er seinen Finger wandern.
    „Clifton... Clifton...“, murmelten seine Lippen, während die dicke Fingerkuppe über die Zeilen des Buches von oben nach unten rutschte...
    „Hier!“ rief er, nahm die Mütze wieder vom Kopf und legte sie an den alten Platz zurück. „Clifton aus London. Heute angereist!“
    „Ist mir egal, wann er angereist ist. Ist’s nun erledigt?“
    „Hat Zimmer 36. Ich leg’s ihm ins Fach!“
    „Ist gut, gute Nacht!“ sagte der Taxifahrer.
    „Gute Nacht!“ sagte auch der Nachtportier, dem in diesem Augenblick der Gedanke kam, daß er eigentlich besser dran war als der Taxifahrer.
     
    Mittwoch, 23. März, 8 Uhr morgens.
    Clifton erwachte erfrischt, ausgeruht und mit spürbarem Frühstückshunger.
    Dreißig Minuten später strebte er dem Speisesaal zu. Er hatte sich gerade hingesetzt und schon die Frühstückskarte in der Hand, als ein Boy neben ihm auftauchte.
    „Dieser Brief ist gestern abend für Sie abgegeben worden, Herr Clifton“, sagte der uniformierte Knirps mit dem Spitzbubengesicht. Und flüsternd, als habe er Angst, sich geirrt zu haben: „Sie sind doch Herr Clifton?“
    Perry nickte bejahend, nahm den Brief und ließ eine Münze auf das Tablett gleiten. „Vielen Dank, Herr Clifton!“ sagte der Boy und verbeugte sich.
    Es gibt eigentlich nur eine einzige Möglichkeit, überlegte der Detektiv. Skiffer hat Gaitner angerufen, und zwar gestern noch, und dieser hatte ihm nun eine Nachricht zugesandt...
    Nein!
    Nein, das war nicht möglich. Scotty wußte zwar von Basel, aber nichts vom Hotel INTERNATIONAL.
    Auf dem Umschlag stand keine Adresse, dafür, mit Bleistift notiert, eine Zeitangabe: 23 Uhr 10.
    Er schlitzte den Briefumschlag mit dem Stiel des Kaffeelöffels auf. Ein einfaches, weißes Blatt Papier. Handgeschriebenes in deutscher Sprache. Perry las:
     
„Lieber Max! Leider konnten wir nicht rechtzeitig kommen. Wir hatten einen Unfall und mußten mit dem Taxi weiterfahren. Der Wagen ist total kaputt. Nun reisen wir mit dem Zug nach Hause. Käthe (sie hat einen leichten Schock erlitten) ist untröstlich, daß es mit dem Treffen nicht klappt. Aber sie meint, du solltest doch auf dem Rückweg bei uns haltmachen. Grüß Margitta und die Kinder. Dein Hellmuth.“
     
    Clifton erhob sich und ging zur Rezeption. Der vornehm^ Grauhaarige vom Vortag begrüßte ihn wie einen lange nicht gesehenen Freund und fragte, wie der Schlaf gewesen sei.
    „Danke, ich habe prächtig geschlafen! Aber etwas anderes. Sie haben mir diesen Brief hier zukommen lassen. Ich habe ihn peinlicherweise geöffnet und — gelesen.“
    „Wieso... Stimmt etwas nicht mit dem Brief?“
    „Er ist nicht für mich bestimmt, sondern für einen Gast mit Vornamen Max. Der Familienname fehlt natürlich.“
    Der Rezeptionschef schüttelte irritiert den Kopf.
    „Das verstehe ich nicht. Der Brief war vom Nachtportier in Ihr Fach gelegt worden.“
    „Auch ein Nachtportier kann sich irren!“ lächelte Clifton. „Bei so vielen Fächern...“
    „Sie haben recht!“ stimmte der Grauhaarige dankbar zu und entfernte (eine typische Rezeptionschefangewohnheit) ein unsichtbares Stäubchen vom Aufschlag seiner Jacke. „Versuchen wir also herauszufinden, welcher unserer Gäste den Namen Max trägt.“
    Zehn Minuten später hatte Perry Clifton Brief und Vorgang vergessen. Während er sich mit Elan und Appetit dem reichhaltigen Frühstück widmete, erhob sich in der Empfangshalle ein Mann. Seine Miene ließ keinerlei Zweifel darüber aufkommen, daß er mit sich und der Entwicklung der von ihm eingeleiteten Ereignisse zufrieden war.
    Er faltete die Zeitung, in der zu lesen er bis eben vorgegeben hatte, zusammen und legte sie anschließend achtlos neben sich auf die Sitzbank. Von niemandem beachtet, verließ er gemessenen Schrittes die Hotelhalle.
    Um ihn zu beschreiben, müßte man festhalten, daß er einen beigen Trenchcoat trug, zirka 35 Jahre alt, dunkelhaarig und etwa 1 Meter 80 groß war... Doch das hatte niemand festgehalten.
    Er überquerte die Steinentorstraße und steuerte auf einen dunkelblauen VW zu, der schräg gegenüber dem Hotelportal geparkt war. Die polizeilichen Kennzeichen des Wagens begannen mit den Stadtkennzeichen GE... Die Nummer war 55514.
    Er stieg ein, setzte eine Sonnenbrille auf und tat

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