Das geheimnisvolle Gesicht
die Behörden von Ihnen fernzuhalten! Das wiederum bedeutet, daß Sie auf Gedeih und Verderb mit uns verbunden bleiben, bis diese gespenstische Geschichte vorbei ist!“
John Aston, der längst nicht mehr schaukelte, stand das Entsetzen in den Augen, und zum ersten Mal seit jenem Tag, als er bereit war mitzumachen, erfaßte er die ganze Tragweite der Geschichte, in die er sich eingelassen hatte.
Und noch eines wurde ihm mit erschreckender Deutlichkeit klar: Er war diesen Leuten hoffnungslos ausgeliefert. Oder um es mit Mills’ Worten zu sagen: Er war auf Gedeih und Verderben mit ihnen verbunden. Mit Mills und den anderen... Und jenem, der neben Mills stand und schwieg.
„Was soll ich tun?“ fragte John Aston leise und haßte sich selbst, wie er Schlingenleger, Vogelfänger und Robbenjäger haßte.
„Wir möchten gern das ,Verlies’ sehen, Aston!“
„Das Verlies?“ John Aston glaubte sich verhört zu haben. „Aber das kennen Sie doch!“
„Diesmal liegen die Verhältnisse etwas anders, lieber Freund. Ein ,Zwangsaufenthaltsraum’ unterscheidet sich doch wesentlich von einem Besuchszimmer, oder sind Sie da anderer Meinung?“
Wortlos erhob sich Aston und stampfte an den beiden Männern vorbei zur Tür hinaus in die winzige Diele, dorthin, wo der Schrank stand, in dem die Wettermäntel hingen und das Gewehr. Er packte den ganzen Schrank mit weit ausgebreiteten Armen und schob ihn zur Seite.
Eine Tür wurde sichtbar. Er klinkte sie auf und schaltete das Licht ein.
Vor ihnen lag ein fensterloser Raum mit drei Luftschlitzen unter der Decke. Ein Raum, der bei einem der zahlreichen An-, Um- und Aufbauten entstanden war. Die Luft war kühl.
Wie in einer Gruft, durchfuhr es Mills’ Begleiter, und ihn fröstelte.
Es gab ein altes Bett, einen Tisch, einen Stuhl, ein Regal mit einem Stapel vergilbter Zeitschriften, eine Art Kommode, auf der eine Waschschüssel stand, in der sich eine Porzellankanne befand.
„Die Tür hat kein Schloß!“ stellte Mills fest.
„Wozu auch? Ich hatte nichts einzuschließen!“
„So ändern sich eben die Zeiten. Lassen Sie ein...“, Mills verbesserte sich sofort: „... nicht lassen, sondern bringen Sie selbst einen stabilen Riegel an der Tür an!“
„Innen?“
„Außen natürlich! Wenn man jemanden einsperrt, schließt man gewöhnlich von außen zu!“
John Aston schluckte. „Und wen sperren wir ein?“
„Das Goldvögelchen... Wir müssen es nur noch fangen!“
„Und wie lange soll...“, das Wort wollte ihm nicht über die Lippen, „... wie lange soll es eingesperrt bleiben!“
„Bis es gesungen hat... Dann lassen wir es davonfliegen. So, und nun, Mister Aston, spendieren Sie uns was von Ihrem vielgepriesenen Gin!“
Noch immer Freitag…
Perry Clifton betrat das INTERNATIONAL mit dem Entschluß, sich frisch zu machen, Johannes Gaitner anzurufen und anschließend ein kräftiges Mahl in Form eines großen Steaks zu sich zu nehmen.
Punkt 2 seines Vorhabens erledigte sich von selbst. Als er an der Rezeption um seinen Zimmerschlüssel bat, ließ man ihn wissen, daß er bereits erwartet wurde.
Exkommissar Gaitner winkte ihm zu und erhob sich aus einem Rundsessel. Clifton eilte auf ihn zu. „Entweder können Sie hellsehen, oder ich glaube Ihnen die Geschichte vom sechsten Sinn. Warten Sie schon lange?“
„Ein kleines Viertelstündchen!“ gab Gaitner zurück. „Und ich hätte auch noch zwei oder drei Viertelstündchen drangehangen. Als Pensionär hat man eine Menge Zeit...“
„Sie und Pensionär. Sie sind ja gerissener als zwei Profis zusammen. Ich glaube, wir haben eine Menge zu bereden. Darf ich Sie zum Essen im Steinen-Pick einladen?“
Gaitner winkte ab: „Haben Sie meine mich pünktlich fütternde Theres vergessen? Heute gab’s aus Zeitmangel zwar nur Spiegeleier, dafür jedoch eine große Portion Röstli... Aber einen Kaffee schlage ich nicht ab!“
Clifton nickte. „Gut!“ sagte er. „Seien Sie so nett und suchen Sie inzwischen für uns ein stilles Plätzchen im Steinen-Pick. Ich bin gleich wieder zurück!“
Wenig später saßen sie sich gegenüber. Glücklicherweise war der Hauptbetrieb schon etwas abgeklungen, so daß sie wirklich ein stilles Eckchen für sich hatten.
„Zuerst, lieber Kommissar, meinen allerherzlichsten Dank für Ihre Hilfe! Ich habe Ihre Theres in Aktion gesehen. Es war wunderbar. Davon werde ich noch in zwanzig Jahren erzählen. Nur schade, daß ich mich so gar nicht revanchieren kann...“
„Sagen
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