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Das geheimnisvolle Gesicht

Das geheimnisvolle Gesicht

Titel: Das geheimnisvolle Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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ihm eine warnende Stimme zu.
    „Sind Sie sicher, Herr Clifton?“
    „Warum fragen Sie?“
    „Weil die Dame nur französisch sprach. Und das Appartment, das ich für sie buchte, lief auf den Namen Bloyer!“
    „Bloyer... Bloyer... Bloyer! Clifton sagte sich den Namen innerlich dreimal vor, während er nach außen hin um ein möglichst harmloses Gesicht bemüht war. „Sie war mit einem Engländer verheiratet, stammte selbst aber aus Frankreich!“
    „Aha.“ Adolf Sutter schien sich mit dieser Erklärung zufriedenzugeben. Plötzlich lächelte er Clifton verschmitzt an: „Zweizweidreiachtzweizwei!“ sagte er.
    Clifton sah verständnislos drein.
    „Zweizweidreiachtzweizwei!“ wiederholte Sutter. „Falls Sie nachher telefonieren wollen. Das ist die Nummer des Hotels Bristol!“
    „Danke! Daran sehen Sie, Herr Sutter, wie miserabel mein Gedächtnis ist. Ich hatte schon wieder vergessen, wie gut das Ihre funktioniert.“ Und er wiederholte die Nummer jetzt ebenfalls, während er sie sich gleichzeitig notierte: „Zwei-zwei-drei-acht-zwei-zwei! Richtig so?“
    „Richtig! Sollten Sie die Dame antreffen, empfehlen Sie mich ihr!“
    „Ich werde trotz meines schlechten Gedächtnisses daran denken
    Perry Clifton erhob sich.
    Als er sich von Adolf Sutter mit einem kräftigen Händedruck verabschiedete, neigte sich die letzte Stunde des Vormittags ihrem Ende zu...
     
     
     

Immer noch Freitag, der 24.
     
    Trotz der Hoffnung, der Lösung des Falles ganz nahe zu sein, vergaß Perry Clifton nicht, daß auch andere nach der Frau mit dem Schlapphut suchten.
    Doch schon wenige hundert Meter nach Sutters Haus war er sicher, nicht verfolgt zu werden.
    Johannes Gaitner und Theres schienen gute Arbeit geleistet zu haben.
    Das Hotel Bristol befand sich in der Centralbahnstraße, in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs. Das hieß, daß er wieder auf die andere Rheinseite mußte.
    Von einem Taxi ließ er sich in die Nähe des Hotels fahren. Als er auf dem restlichen Weg an einem kleinen Speiserestaurant vorbeikam, trat er kurz entschlossen ein.
    Es war weniger der gedeckte Tisch, den er dabei suchte, als vielmehr die Gelegenheit, in aller Ruhe (was in diesem Fall nicht das Gegenteil von Lärm bedeutete) und Anonymität über den nächsten Schritt nachzudenken.
    Was sollte er ihr sagen, wenn er ihr gegenüberstand? Sollte er sie überhaupt ansprechen?
    „Rufen Sie mich sofort an, ich nehme die nächste Maschine und komme!“ Das hatte James Pieter Burton gesagt, für den Fall, daß er, Perry Clifton, die geheimnisvolle Frau finden würde.
    Mußte er sie da nicht ansprechen?
    „Was möchten der Herr speisen?“
    Bloyer hieß sie...
    Madame Bloyer!
    Nannte sie sich nur so, oder war sie wirklich eine Madame Bloyer?
    „Ein Steak, bitte!“
    Madame Claire Bloyer! Die Anfangsbuchstaben blieben unverändert. C. B. für Claire Burton. C. B. für Claire Bloyer. Aber konnte es nicht sein, daß Madame Bloyer gar nicht Claire hieß? Vielleicht Jacqueline? Oder Nadine? Vielleicht auch Chantal? Ja, Chantal gefiel ihm am besten...
    „Bitte, was haben Sie eben gesagt?“
    „Ich sagte: Verzeihen Sie, mein Herr, aber wir sind ein vegetarisches Restaurant! Bei uns gibt es keine Steaks!“ Zum ersten Mal sah Perry die „Stimme“ neben sich an. Sie war weiblich, sehr klein, sehr rund, sehr jung und von der Natur mit einem unheimlichen Gebiß ausgestattet. Selbst wenn sie wie jetzt den Mund geschlossen hielt, lugten die beiden oberen Schneidezähne angriffsbereit durch die Lippen... Ein Hase! durchfuhr es Perry Clifton. Sie sieht aus wie ein Hase oder wie ein Kaninchen... Doch dann schämte er sich des Vergleiches.
    „Bringen Sie mir bitte eine Salatplatte!“ bat er freundlich; schon jetzt entschlossen, seinen hinterhältigen Vergleich mit einem großzügigen Trinkgeld wiedergutzumachen.
    „Bitte sehr, der Herr. Eine Salatplatte!“ sagte sie und präsentierte mindestens zwanzig Zähne auf einen Schlag.
    Er würde also einfach vor sie hintreten und sagen: „Hallo, Miß Miller...“ Nein, Miller war albern. Er würde... wie wär’s mit... natürlich, daß ihm das nicht gleich eingefallen ist. Also, er würde vor sie hintreten und sagen: „Hallo, Missis Skiffer, das ist aber eine Überraschung!“ Hm, vielleicht schlug sie ihm dann den Regenschirm — manche Frauen haben immer einen Regenschirm zur Hand — auf den Kopf. Oder sie rief nach der Polizei...
    Nein, ich werde sie nicht ansprechen... vorläufig jedenfalls nicht! Ich werde sie

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