Das geheimnisvolle Gesicht
Sie das nicht! Warum sollte ich nicht eines Tages bei Ihnen auftauchen und sagen: Hier steht Gaitner aus Basel, er hat den Auftrag, in London nach einem Mann zu forschen...“
Perry Clifton lachte. „Dann werde ich sofort alles andere stehen und liegen lassen und Ihnen helfen!“
„Danke!“ sagte Gaitner und wurde plötzlich ernst. „Was war mit der heißen Spur?“
„Sie führte mich in die Rheingasse zu einem Mann, dessen Gedächtnis einem Computer gleichkommt!“
„Aus einem der Hotels, die ich Ihnen aufgeschrieben hatte?“
„Ja. Gleich das erste war der Volltreffer. Der Mann heißt Adolf Sutter und hat ein paar Tage Ferien... Übrigens, die ,Ferien’ verfolgen mich geradezu... Herr Sutter berichtete mir, daß sich das ,geheimnisvolle Gesicht’ in seinem Hotel um ein Zimmer bemüht hat. Da sie an diesem Tag voll belegt waren, hat er ihr ein Appartement im Bristol vermittelt!“
„Das ist das Hotel in der Centralbahnstraße!“
„Ja, ich komme geradewegs von dort. Und Sie werden es nicht glauben: Unsere Unbekannte hat bis heute vor einer Woche dort gewohnt. Am vorigen Freitag ist sie ausgezogen. Ohne Angabe eines Zieles und ohne Angabe einer Nachsendeadresse!“
„Verdammt, das ist Pech!“
Clifton lächelte: „Ich brate trotzdem noch ein wenig auf dem Rost der Hoffnung bei kleiner Flamme weiter. Laut Auskunft einer Bristol-Dame gibt es ein Zimmermädchen, dem Madame Bloyer sehr zugetan war...“
„Madame Bloyer... ist das der Name der Gesuchten?“ Perry Clifton schüttelte den Kopf. „Nein. Aber es gibt gewisse Berührungspunkte. Die tödlich verunglückte Frau stammte aus Frankreich... Madame Bloyer sprach nur französisch!“
„Und was ist mit dem Zimmermädchen?“
„Das Zimmermädchen heißt Colette, stammt aus der Nähe von Toulon und ist erst ab Sonntag morgen wieder im Hotel... Tja, so dicht wohnen Zufall, Glück und Pech zusammen!“
„Warum rufen Sie das Mädchen nicht zu Hause an?“
„Sie meinen Colette?“
„Ja!“
„Nichts, was ich lieber getan hätte. Aber Mademoiselle Colette stammt von einem Bauernhof aus der Umgebung von Toulon, auf dem man anscheinend nichts von der Errungenschaft eines Telefons hält. Also wird mich Basel noch bis Montag ertragen müssen!“
Gaitner zog einen Zettel aus der Tasche und begann nun seinerseits zu berichten: „Dann wollen wir mal sehen, ob Sie mit dem, was ich herausgefunden habe, mehr anfangen können: Zunächst Ihr Verfolger, dem die Theres den Glauben an die Menschheit geraubt hat. Er ist Engländer..."
„Wie ich mir gedacht habe!“ warf Clifton ein.
„Er ist Engländer und versteckt seine brandroten Haare unter einer Perücke, die nach Theres’ Überzeugung mindestens zwei Nummern zu groß ist. Sein Name ist Jack McButton!“ Johannes Gaitner sah den Londoner Detektiv gespannt an. „Sagt Ihnen der Name etwas?“
Perry Clifton verneinte: „Nie gehört... Jack McBut-ton... Nein, ich kann mich nicht erinnern.“
„Und wie steht’s mit Mike Forster?“
„Mike Forster?“ Die gleiche Reaktion. „Ist das der zweite Mann?“
Ja. Aber es gibt sogar einen dritten. Und wenn mich mein sechster Sinn nicht trügt, ist das der gefährlichste!“
Perry Clifton starrte Gaitner ungläubig an. „Einen dritten Mann? Mein Gott, treiben die einen Aufwand!“
„Sein Name ist Roger Püttely. Angeblich kommt er aus Genf... Ich seh’s Ihnen an der Nasenspitze an, daß Ihnen auch dieser Name nichts sagt.“
„Ich bin zwar kein Gedächtniskünstler wie Adolf Sutter, aber ich bin sicher: Ich habe den Namen Püttely ebenfalls noch nie gehört. Wenn der aus Genf kommt, der Kleine mit der Perücke McButton heißt, dann ist Mike Forster der Name des Mannes, den ich im Londoner SWISSAIR-Büro gesehen habe.“
„So wird es sein! Aber ich habe noch mehr Neuigkeiten. Sie wohnen alle drei in einem kleinen, mehr als bescheidenen Hotel namens Loderer, dessen Geschäftsführer ich seit zwei Jahrzehnten kenne. Er heißt Tschudi und wird, so lange ich ihn schon kenne, von einer chronischen Gastritis geplagt. Ihm verdanke ich einige Erkenntnisse, deren Erwerbsart, wäre ich noch im Dienst, gegen die Dienstvorschrift verstoßen hätte... So wurde ich zum Beispiel unsichtbarer Zeuge eines Gesprächs, das zwischen Püttely, Forster und McButton stattfand, nachdem dieser von der Polizei heimkehrte. Leider sprach man englisch, so daß ich aufgrund meiner mangelnden Englischkenntnisse nur wenig verstanden habe. Aber so viel immerhin, daß sie
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