Das geheimnisvolle Gesicht
keinen Verdacht aus unserer kleinen, gesetzeswidrigen Theateraufführung geschöpft haben. Außerdem scheint keiner der besondere Freund des anderen zu sein!“
„Eine reine Zweckgemeinschaft also!“
„Ja. Sie beschimpften sich ziemlich heftig, wobei sich besonders der Perückenmann namens McButton hervortat.“
„Interessant“, sagte Perry Clifton.
„Es wird noch interessanter. Dieser Püttely, der angeblich aus Genf kommt, muß sehr gute Beziehungen zu London unterhalten. Diese Telefonnummer hier“ — er schob Clifton einen Zettel zu — „hat er bereits mehrere Male angerufen. Es handelt sich um eine Londoner Nummer! Drehen Sie den Zettel um!“
Perry tat es und las: „Mr. John Aston. Seeweg — Duncan Hill, England.“
„Wo haben Sie denn das her? Dieser John Aston ist der Leuchtturmwärter!“
„Mike Forster hat einen Brief an diesen Mann geschrieben.“
„Mike Forster... mein Schatten von drüben...“, sinnierte Perry Clifton vor sich hin. „Das bestätigt also meine und Ihre Vermutung, daß der sogenannte Augenzeuge John Aston ein Mosaiksteinchen in diesem undurchsichtigen Spiel ist... Ein Puzzleteilchen...“
„Sie machen kein besonders glückliches Gesicht. .
„Wenn ich ehrlich bin, lieber Herr Gaitner, muß ich gestehen, daß meine Ratlosigkeit eher zu- als abgenommen hat. Wahrscheinlich wird sich das erst ändern, wenn ich mit der Frau vom Foto gesprochen habe!“
„Sie hoffen also nur noch auf das Zimmermädchen!“
„Ja. Wenn die beiden so vertraut waren, wie man behauptet, könnte es immerhin sein, daß diese Madame Bloyer etwas über ihr neues Reiseziel hat verlauten lassen.“
„Und wenn nicht?“
„Muß ich mir eingestehen, daß ich am Ende meines Lateins bin. Es gibt keine weiteren Ansatzpunkte mehr. Nur noch Reiseziele, die in die Tausende gehen... Natürlich könnte ich die Büros aller Fluggesellschaften abklappern, könnte mit den Fotos an die Schalter der Bahnhöfe von Eisenbahn und Omnibus gehen, könnte alle Basler Taxifahrer befragen, aber ich glaube nicht, daß mir das weiterhelfen würde... Ich werde meinem Auftraggeber meinen Auftrag zurückgeben. Zähneknirschend und mit der Gewißheit, daß irgendein großes Ding gedreht worden ist, hinter das ich nicht gekommen bin.“
Gaitner jonglierte nachdenklich mit mehreren Zahnstochern. „Wenn ich meinem sechsten Sinn glauben darf, so nehme ich an, daß Sie noch immer an einen Versicherungsbetrug glauben!“
„Ich glaube daran. Und ich glaube auch, daß meinem Auftraggeber irgendwie übel mitgespielt wurde. Von wem und wer dahintersteckt... ich weiß es nicht. Ja, ich ahne es nicht einmal, und das ist so schrecklich... Es gibt zwar eine Menge Fakten, angefangen bei meiner hartnäckigen Verfolgung bis zu der Verbindung Mike Forsters zu John Aston in Duncan Hill, aber wirklich greifbare Beweise für irgend jemandes Schuld an irgendeiner strafbaren Handlung fehlen mir nach wie vor. Ich werde dann Scott Skiffer anrufen und ihm die von Ihnen ermittelten Namen durchgeben sowie die Telefonnummer. Vielleicht findet er etwas heraus, das mir weiterhilft.“
„Das würde heißen, daß Sie den ganzen morgigen Tag Leerlauf haben
„So ungefähr!“
„Dann lassen Sie sich von mir zu einem Ausflug einladen. Vielleicht lernen wir bei dieser Gelegenheit gleich den dritten Mann kennen!“
„Den dritten Mann?“ Für einen Augenblick schaltete Perry Clifton nicht rechtzeitig.
„Ich meine Roger Püttely!“
„Einverstanden!“ sagte Perry, und „Guten Appetit!“ wünschte der Kommissar, denn in diesem Augenblick kam das Steak...
Als sich Perry Clifton und Johannes Gaitner trennten, war es 16 Uhr.
Zu diesem Zeitpunkt wußten sie zwar, daß schräg gegenüber ein dunkelblauer VW parkte; was sie jedoch nicht wußten: Der fehlende Fahrer, es war Püttely, hatte sie während der ganzen Zeit aus nächster Nähe beobachtet. Und zwar durch das aufgeklappte Oberteil seines Zigarettenetuis, das aus Spiegelglas bestand.
Roger Püttely, der mit allen schlechten Wassern gewaschene Berufsgauner, hatte nur sechs Tische von ihnen entfernt im gleichen Restaurant gesessen. Und er hatte es, sozusagen im Windschatten des Kommissars, verlassen. Vielleicht lag es an der Ausstrahlung des pensionierten Kriminalisten, daß Püttely in diesem Augenblick jener unglaubliche Einfall kam, der so schwerwiegende Folgen nach sich ziehen sollte.
Sehr zum Nachteil Perry Cliftons!
Sehr zum Vorteil seiner Bewacher!
Der Rest des
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