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Das geheimnisvolle Gesicht

Das geheimnisvolle Gesicht

Titel: Das geheimnisvolle Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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Forster.
    Plötzlich öffnete sich über ihnen ein Fenster. Ein wirrer Haarschopf tauchte auf, darunter Gestreiftes, was auf einen Pyjama schließen ließ, und eine verschlafene Stimme fragte: „Ja, wer ist da?“
    Püttely sah nach oben. Seine Stimme klang gedämpft: „Internationale Polizei. Sind Sie Herr Ehrmann?“ Ludwig Ehrmann schien mehr verärgert als erstaunt oder gar beeindruckt zu sein.
    „Sehe ich vielleicht aus wie Frau Ehrmann?“ bellte er zurück. „Außerdem ist Mitternacht!“
    „Es tut uns aufrichtig leid, daß wir Sie zu so später Stunde stören müssen, aber es läßt sich leider nicht ändern. Bitte kommen Sie herunter, Herr Ehrmann, es ist sehr wichtig!“
    „Moment!“ brummte der mißmutig und schloß das Fenster ziemlich geräuschvoll.
    „Na also!“ Püttely nickte zufrieden. Die Verärgerung des Uhrmachers störte ihn in keiner Weise. Forster dagegen schob sich zwei Finger zwischen Hemdkragen und Hals, und seine Stimme klang belegt: „Das Leben als Kunstschlosser war weniger aufregend.“
    »Dann werd wieder Kunstschlosser!“ empfahl Püttely trocken und begann gemächlich auf und ab zu gehen.
    „Ich wollte, ich könnte es“, flüsterte Mike Forster so leise, daß nur er es hörte. Laut aber fragte er: „Was tun wir, wenn er nicht aufmacht?“
    „Diese Frage stellt sich im Augenblick noch nicht, Bruder. Auch dann wird mir etwas einfallen.“
    Fünf Minuten vergingen.
    Sechs Minuten...
    Sieben Minuten...
    „Jetzt müßte ihm bald etwas einfallen!“ überlegte Forster. Doch da klangen Geräusche auf. Türen wurden geöffnet und geschlossen. Von irgendwoher fiel zuerst schwacher, dann greller Lichtschein auf die Straße. Ehrmann hatte die Lampen im Ladeninneren eingeschaltet. Die Tür hinter dem eisernen Gitter wurde aufgeschlossen, und Herr Ehrmann tauchte auf. Sonntäglich gekleidet, als wolle er zum Kirchgang. Nur seine Miene hatte nichts Feierliches an sich. Püttely wiederholte sein Sprüchlein in abgewandelter Formulierung: „Bitte verzeihen Sie den nächtlichen Überfall. Aber Sie können sicher sein, daß uns nur schwerwiegende Gründe zu diesem nächtlichen Besuch veranlassen. Das ist Detektiv-Inspektor Forster von Scotland Yard, ich bin Dr. Tonin von der Internationalen Polizei Paris.“
    Während dieser Worte hatte Püttely seinen falschen Paß sowie die gefälschte Legitimation durch das Gitter geschoben. Ehrmann studierte beides ungerührt und reichte es zurück.
    „Was wünschen Sie von mir?“ fragte er eine Spur freundlicher.
    „Es geht um eine Madame Bloyer, die bei Ihnen eine goldene Uhr zur Reparatur hinterlegt hat...“
    Ehrmann zupfte sich nachdenklich am Ohr.
    „Bloyer... Bloyer... dieser Name sagt mir gar nichts. Wann soll das gewesen sein?“
    „Am 16. oder 17. März!“
    Ehrmann schüttelte den Kopf. „In der Woche zwischen dem 13. und 18. hat meine Frau alle Reparaturen angenommen. Wir hatten so viel zu tun, daß ich durchgehend in der Werkstatt bleiben mußte.“
    „Vielleicht könnte uns Ihre Frau helfen, Herr Ehrmann.“ Der Uhrmacher hob abwehrend die Hände. „Meine Frau ist gesundheitlich nicht auf der Höhe“, sagte er, doch dann besann er sich anders, zuckte mit den Schultern und gab widerwillig nach: „Also gut, warten Sie. Man soll mir nicht nachsagen, ich würde die Polizei nicht unterstützen.“
    Er schloß die Tür und verließ den Laden, ohne jedoch beim Hinausgehen das Licht auszuschalten.
    Wieder begann für Roger Püttely und Mike Forster die Prozedur des Wartens. Und wieder blieb Püttely gelassen, während Forster nervös von einem Bein auf das andere trat.
    Genau zwanzig Minuten wurde ihre Geduld auf die Probe gestellt. Dann endlich erschien Ludwig Ehrmann wieder, begleitet von seiner Frau, auch sie ausgehfertig gekleidet.
    Während Ehrmann am Schloß des Eisengitters hantierte, musterte seine Frau die angeblichen Polizeibeamten neugierig.
    Ratternd glitt das Scherengitter zur Seite, und der Uhrmacher ließ seine nächtlichen Besucher eintreten. Von den Wänden, Regalen und Konsolen tickte es Püttely und Forster hundertfach entgegen.
    „Ich habe meine Frau schon gefragt, aber sie hat den Namen Bloyer ebenfalls noch nie gehört!“ stellte Ehrmann fest. Frau Ehrmann, klein, grauhaarig und freundlich dreinschauend, nickte bestätigend und sagte: „Wir hatten in der betreffenden Woche ziemlich viele Reparaturannahmen, wissen Sie. Können Sie mir vielleicht sagen, um was für eine Uhr es sich handelte?“
    Ehrmann machte

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