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Das geheimnisvolle Gesicht

Das geheimnisvolle Gesicht

Titel: Das geheimnisvolle Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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beschäftigten ihn so sehr, daß in seinem Kopf für nichts anderes mehr Raum war...

    23 Uhr 15.
    Trotz der späten Stunde beschwingt und eine Melodie summend, betrat die kleine, zierliche Colette Salier das Foyer des Bristol.
    Wahrscheinlich, vermutete sie, würde ihr Herr Maier, der Nachtportier, jetzt wieder eines seiner „Riesenbrote“ anbieten, die ihm seine Frau für die lange Nacht mitgab. Hatte er es sich doch in den Kopf gesetzt, sie, Colette, etwas aufzupäppeln. Dabei fühlte sie sich so, wie sie war, eigentlich ganz wohl.
    Natürlich, da winkte er schon, der liebe Herr Maier. Doch es war ein anderes Winken als sonst. Kein väterlich-behäbiges, auch kein fröhliches. Er winkte ausgesprochen eilig, und in seinem breiten, sonst stets Ruhe ausstrahlenden Gesicht war Unbehagen, ja Sorge. Und während er winkte, huschten seine Blicke verräterisch hinüber zu einer Sesselgruppe, wo, wie Colette feststellte, zwei Herren saßen...
    „Bitte, Herr Maier, was ist denn?“
    Er sagte leise, besorgt: „Da sind zwei Herren von der Polizei, Colette, die wollen mit dir sprechen.“
    Colette Salier, Bauerntochter aus der Nähe von Toulon, obwohl sich keiner Schuld bewußt, spürte plötzlich ihr Herz klopfen.
    Und da waren sie auch schon neben ihr. Der eine hielt ihr eine Legitimation hin, und Colette las: „Internationale Polizei — Interpol-Zentrale-Paris. Commissaire Dr. Albert Tonin.“
    Und sie sah diesen Dr. Tonin an, der sie in fließendem Französisch aufklärte: „Sie müssen sich nicht sorgen, Mademoiselle, wir sind nicht Ihretwegen hier.“
    „Ich habe auch nichts ausgefressen!“ erwiderte Colette trotzig, obwohl ihr das Unbehagen die Luft nahm. Dr. Tonin, alias Roger Püttely, lächelte sie beschwichtigend an: »Darf ich Ihnen zunächst Detektiv-Inspektor Forster von Scotland Yard in London vorstellen!“ Colette nickte und streckte dem angeblichen Detektiv-Inspektor ihre winzige Hand entgegen. Der gefiel ihr wesentlich besser als dieser Dr. Tonin, der in diesem Augenblick fortfuhr: „Monsieur Forster spricht leider weder deutsch noch französisch, so daß ich im Notfall dolmetschen werde. Oder sprechen Sie englisch?“
    Colette schüttelte den Kopf und merkte erst jetzt, daß Forster ihre Hand noch immer umschlossen hielt. Das Blut schoß ihr in die Wangen; erschrocken zog sie ihre Hand zurück.
    „Mademoiselle, es geht um Madame Bloyer!“
    Colette zuckte zusammen. „Madame Bloyer?“ wiederholte sie tonlos. In ihren Augen stand fassungsloses Staunen.
    „Wir wissen von Ihrer Chefin, daß Sie heute abend im INTERNATIONAL waren, um einem Mister Clifton Informationen über Madame Bloyer zukommen zu lassen.“
    Irgendwas in Püttelys Stimme schien Mike Forster nicht zu passen, denn er sagte leise, in fast monotonem Tonfall: „Sie blickt ganz verängstigt. Warum sprichst du nicht ein wenig freundlicher mit ihr. Sie hat uns schließlich nichts getan!“ Püttely nickte und wandte sich wieder Colette zu: „Inspektor Forster fragt, ob Sie heute zum ersten Mal Kontakt zu Mister Clifton aufgenommen haben.“
    „Ja... Er sucht Madame Bloyer.“
    Püttely lachte kurz auf und musterte Colette lange und eindringlich. „Sind Sie so naiv, Mademoiselle, oder tun Sie nur so? Dieser Clifton wird von der Polizei in elf Ländern gesucht. Wenn er Madame Bloyer entdeckt, dann...“ Püttely verschluckte den Rest und sah für einen Augenblick zur Decke, während das Entsetzen Colette erbeben ließ.
    „Er hat mir Sekt angeboten, er war sehr freundlich. Er sagte, daß sie in Gefahr sei und daß er dringend wissen müßte, wo er sie finden könnte...“ stammelte sie. Sie glich einem Bild des Jammers.
    Püttely streichelte ihr flüchtig die Hand. „Beruhigen Sie sich, Mademoiselle Colette. Wir werden schon dafür sorgen, daß ihr nichts geschieht. Dazu ist es allerdings notwendig, daß Sie uns genau das gleiche erzählen, was sie Clifton gesagt haben.“
    Colette nickte. Zuerst stockend, dann immer flüssiger begann sie zu berichten...
    Die angeblichen Polizeibeamten verließen das Bristol um 23 Uhr 45.
    Als Roger Püttely im flackernden Schein eines brennenden Streichholzes nach dem richtigen Klingelknopf suchte, begann es von mehreren Türmen Mitternacht zu schlagen.
    Null Uhr...
    EHRMANN, PRIVAT stand in weißen Buchstaben auf dem kleinen, schwarzen Schild.
    Sie hörten das Geräusch der Klingel und begannen zu warten. Mit stoischer Ruhe und Gelassenheit Roger Püttely, nervös und ungeduldig Mike

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