Das geheimnisvolle Gesicht
Hunger wie ein Wolf!“
„Später!“ winkte Püttely ab und faltete den Stadtplan zusammen. „Ich habe einen Auftrag für dich, und ich hoffe, daß du ihn nicht verpatzt.“
„Einen Auftrag mit leerem Magen?“ maulte Jack.
„Essen kannst du später. Wir sind in München. Und wir sind hier, weil wir Claire Burton nach England zurückbringen sollen!“ Die Schärfe in Püttelys Stimme glich schon mehr einer Drohung. „Ich habe einen Plan. Ob der Plan klappen wird oder ob ich mir was Neues einfallen lassen muß, wird sich in den nächsten Minuten entscheiden...“Er zog seine Brieftasche heraus und entnahm ihr einen Zettel. Zusammen mit zwei 10-Pfennig-Münzen reichte er ihn McButton. „Dort ist eine Telefonzelle. Ruf diese Nummer an, es ist das Hotel am Hofgarten. Ich habe für einen gewissen Dr. Bertrand ein Zimmer bestellt.“ Und dann erklärte Püttely Jack McButton genau, was er sagen sollte.
Mürrisch stieg der Rotschopf aus und ging zur Telefonzelle. Verfolgt von zwei Augenpaaren, von denen das eine beunruhigt und das andere mißtrauisch dreinschaute. Letzteres gehörte Püttely, der McButtons Fähigkeiten nur gering einschätzte, dem aber im Augenblick keine andere Wahl blieb.
McButton nahm den Hörer von der Gabel, warf die Münzen ein und wählte: 2-2-0-6-2-5... Bereits nach dem ersten Rufzeichen wurde abgenommen.
„Hotel am Hofgarten!“ Jack McButton räusperte sich den Kloß aus der Kehle. „Guten Tag. Ich rufe im Auftrag von Dr. Bertrand an, der bei Ihnen ein Zimmer bestellt hat.“
„Bertrand...“, murmelte die Männerstimme. „Ja, Dr. Bertrand aus Genf. Er wollte das Zimmer ab 11 Uhr reserviert haben.“
„Ich soll Ihnen ausrichten, daß er sich etwas verspäten wird, da die Konferenz länger als erwartet dauert. Aber er ist für 12 Uhr im Hotel mit Dr. Tonin verabredet. Er bittet Sie, Herrn Dr. Tonin auszurichten, daß er sich bereits in sein Zimmer begeben und alle Verträge vorbereiten möge!“
„Hm“, sagte der Mann vom Hotel, „ich habe es notiert!“
„Vielen Dank!“ sagte McButton, legte auf und wischte sich die dicken Schweißperlen von der Stirn. Im Auto nickte er Püttely zu: „Alles okay! Er wird es Dr. Tonin ausrichten!“
„Dann wollen wir zuerst etwas essen gehen!“ Er startete den FIAT und reihte sich in den Sonntagsverkehr ein. „Kennst du dich hier denn aus?“ staunte Forster.
„Ich war noch nie in München. Aber um zum nächsten Restaurant zu finden, muß ich die Stadt nicht kennen!“
„Und wie geht es weiter?“ wollte McButton wissen.
„Das Hotel liegt im Stadtzentrum. Da ich es hasse, wie eine blinde Kuh in einer Stadt nach Schildern zu suchen, werde ich mir dann ein Taxi nehmen und mich zum Hotel am Hofgarten kutschieren lassen. Ihr fahrt hinter dem Taxi her und sucht euch in der Nähe des Hotels einen Parkplatz!“
„Was tun wir, wenn Clifton auftaucht?“ Forster schien sich schon längere Zeit mit dieser Frage zu beschäftigen.
„Da Clifton diesen Uhrmacher nicht vor 13 Uhr antreffen wird, kann er folglich auch nicht vor heute abend in München sein. Ich rechne damit, daß er fliegt. Und da kommt er erst um 20 Uhr 30 auf dem Flughafen an. Es bleibt für uns also eine Menge Zeit. Es sei denn...“
„Es sei was?“
„Es sei denn, Madame Lamatin ist ausgegangen und kommt erst spät ins Hotel zurück. Aber auch das ist kein Problem für uns...“
Jack McButton, dem die Denk-Feinarbeit noch nie besonders gelegen hatte, beschäftigte sich mit dem für ihn Näherliegenden: „Was machen Mike und ich während der ganzen Zeit?“
„Das gleiche, was ihr schon in der Pension Pohlmann getan habt: warten. Nur daß euch diesmal kein Bett zur Verfügung steht. Seht, dort drüben ist ein Restaurant.“
Basel...
15 Uhr 10.
Perry Clifton stopfte gerade seinen Pyjama in den Koffer, als es klingelte.
Er stürzte zum Telefon und riß den Hörer von der Gabel. „Ja, bitte?“
„Hier kommt Ihre zweite Anmeldung London. Auf der anderen Nummer meldet sich leider noch immer niemand.“
„Danke, Fräulein! Versuchen Sie es später trotzdem noch einmal. Sagen wir vor 16 Uhr!“
„Wie Sie wünschen, bitte melden Sie sich jetzt!“
„Hallo?“
Es knackte zweimal, dann war plötzlich Julies Stimme in der Leitung. Das heißt, sie war fast im Zimmer, so gut war die Verständigung.
„Hallo, Perry!“ rief sie fröhlich. „Das ist nun schon das dritte Mal in meinem Leben, daß ich aus Basel angerufen werde.“
„Es hätte schon das vierte
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