Das geheimnisvolle Gesicht
Mal sein können, aber immer wenn ich Brompton viermal die Vier verlangt habe, wurde mir gesagt, daß sich auf dieser Nummer niemand melde.“
„Ich bin untröstlich, daß Sie Geld gespart haben, Perry!“ lachte sie. „Aber dafür freue ich mich jetzt doppelt, daß ich zu Hause bin.“
„Hat Sie dieser Archie Genter wieder belästigt?“
„Sie meinen Mister Overgaty... Nein, hat er nicht. Ich habe ihn nicht mehr zu Gesicht bekommen..." Sie kicherte fröhlich: „Ich höre direkt, wie Sie ,denken’... Woher weiß die wohl, daß Genter nicht Genter sondern Overgaty heißt und in Wirklichkeit Butler ist? Scott Skiffer hat es mir gesagt!“
Perry hatte gleich gewußt, daß sie es nur von Scott haben konnte, und damit hatte sie ihm unabsichtlich auch gleich ein Stichwort gegeben.
„Hören Sie, Julie, ich habe eine große Bitte. Seit Stunden versuche ich Scott zu erreichen, doch er ist nicht zu Hause.“
„Ach, so ist das!“ unterbrach ihn Julie mit gespielter Gekränktheit. „Ich soll nur den Briefträger spielen. Und dabei hatte ich wirklich geglaubt, Sie wollten sich nach meinem Befinden erkundigen.“
„Aber das wollte ich ja auch, Julie!“ versicherte Perry lebhaft. „Ich habe immer beide Rufnummern zugleich angemeldet.“
„Sie sollten nicht alles so ernst nehmen, wie ich es sage. Was macht Ihr Fall, Perry?“ Clifton stutzte. Einen Augenblick lang hatte er es durch die Leitung tuscheln gehört. „Es geht vorwärts, Julie. Ich fliege in zweieinhalb Stunden weiter!“
„Weiter?“
„Ja, nach München. Mein Fall hat sich sozusagen nach Deutschland verlagert.“
„Und ich dachte schon, Sie kämen nach London zurück.“ Ihre Stimme klang plötzlich besorgt: „Wird es jetzt gefährlicher?“
„Nicht gefährlicher als bisher.“
„Und was ist mit Mister Skiffer und der Bitte?“
„Er hatte mir einen Zeitplan gegeben, aus dem ich ersehen sollte, wo er telefonisch zu erreichen sei. Durch die Krankheit von Borlowsky ist der Zeitplan jedoch nichts mehr wert. Im Yard sagte man mir, er müsse zu Hause sein, doch dort habe ich ihn nicht erreicht.“
Julie Young hatte begriffen: „Okay, Perry, ich werde es also abwechselnd in seiner Wohnung und bei Scotland Yard versuchen. Was soll ich ihm ausrichten, falls ich ihn erreiche?“
„Haben Sie Schreibzeug zur Hand?“
Clifton hörte ein dumpfes, unverständliches Gemurmel. Offensichtlich hatte Julie die Hand über die Sprechmuschel gelegt. „Jetzt!“ kam es endlich wieder in normaler Lautstärke. Er diktierte: „Zwei, zwei, null, sechs, zwei, fünf!“ Julie wiederholte und schien dabei zu schreiben. „Habe ich!“ verkündete sie. „Was ist das für eine Zahl? Eine Telefonnummer?“
„Das ist die Rufnummer des Münchner Hotels, in dem ich ein Zimmer gebucht habe. Er möchte mich auf alle Fälle dort anrufen!“
„Und ab wann sind Sie unter dieser Nummer erreichbar?“
„Meine Maschine landet um 20 Uhr 30 in München. Ich habe keine Ahnung, wie lange ich bis zum Hotel brauche. Er soll es ab 21 Uhr 30 versuchen.“
Eine Weile hörte er nur Julies Atem, sie mußte die Sprechmuschel ganz nahe am Mund haben; dann rief sie: „Alles notiert!“
„Fein, dann können wir ja zum privaten Teil übergehen. Wie war der Sonntag bisher?“
„Sonnenschein, Wärme, dazu freundlich und ausgesprochen unterhaltsam. Drei Minuten vor Ihrem Anruf sind wir zurückgekommen...“Im letzten Augenblick biß sich Perry Clifton auf die Zunge. Das „Wer wir?“ hatte schon die äußerste Zungenspitze erreicht.
„So, zurückgekommen“, murmelte er aggressiv.
„Ja, zurückgekommen. Wir waren rudern!“
„Aha, rudern...“
„Warum fragen Sie nicht, mit wem ich rudern war?“ Der Schalk in ihrer Stimme war unüberhörbar. Es würde wohl noch eine Weile dauern, bis er Julies Eigenheiten durchschaute. Obgleich es ihn natürlich brennend interessierte, mit wem Julie rudern war, sagte er: „Neugier ist zwar die Pflicht und das Vorrecht aller Kriminalisten und Detektive, aber Sie sind schließlich kein Fall!“
„Schade“, seufzte Julie. „Dann werde ich jetzt mal meinen Ruderer und Beschützer ans Rednerpult lassen.“
Perry hörte Lachen und Geräusche.
„Hallo, Mister Clifton... Können Sie mich verstehen?“ Es hätte nicht viel gefehlt, und Perry hätte sich verschluckt? „Ja, Dicki, was machst du denn bei Julie?“
„Miß Julie hat mich gestern gefragt, ob wir heute, wenn’s schön wäre, Rudern gehen sollten. Und da hab ich natürlich
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