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Das geheimnisvolle Gesicht

Das geheimnisvolle Gesicht

Titel: Das geheimnisvolle Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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ist da?“ gerechnet. Daß es schlicht und einfach „Herein!“ rief, brachte ihn einen Moment lang aus der Fassung.
    Er trat ein.
    Sie starrte ihn an. Offensichtlich hatte sie ein bekanntes Gesicht des Hotelpersonals erwartet.
    „Bitte?“ fragte sie deutsch, und es klang beunruhigt.
    „Sie ist noch schöner als auf allen Bildern zusammen“, stellte Roger Püttely in Gedanken fest. Doch er nannte diese Art von kalter Schönheit so, wie er es einmal im Zusammenhang mit einer Filmschauspielerin gelesen hatte: „Retortenschönheit.“
    Claire trug einen eleganten Hosenanzug aus Lurex. Püttely verbeugte sich und bediente sich des Französischen: „Guten Tag, Madame, ich freue mich, daß ich Sie gefunden habe!“ In Claire Burtons Gesicht spiegelten sich nacheinander alle Empfindungen wider, von denen sie heimgesucht wurde:
    Erstaunen,
    Mißtrauen,
    Schrecken,
    Angst und
    Entsetzen. Auch sie sprach jetzt französisch. Laut, hektisch, atemlos: „Wer sind Sie, was wollen Sie von mir? Mit welchem Recht dringen Sie hier ein?“
    Roger Püttely, der eiskalte, berechnende Gauner hatte alle diese Empfindungen erkannt, und sie erfüllten ihn mit Genugtuung.
    „Lassen Sie mich Ihre Fragen nacheinander beantworten. Zunächst ,Wer bin ich?’ Ich habe eine Menge Namen, Madame. Tom Allerson zum Beispiel, oder Roger Püttely. Manchmal heiße ich auch Pierre d’Albert oder Bertrand. Zur Zeit bin ich Doktor Tonin aus Genf... Ihre zweite Frage lautete, was ich von Ihnen wolle. Die Antwort läßt sich mit der dritten Frage nach dem Recht meines Eindringens koppeln. Ich bin ein Jäger, der sein Wild gestellt hat.“ Die Frau im eleganten Lurexanzug sank auf einen Sessel. Die Lippen in ihrem jetzt blassen Gesicht zitterten, als sie sagte: „Entweder sind Sie verrückt oder Sie verwechseln mich!“
    Püttely zog die Fotografie aus der Tasche und hielt sie ihr entgegen. Gleichzeitig wechselte er vom Französischen ins Englische: „Die Lady auf dem Bild ist Missis Claire Burton, geborene Lamatin, angeblich umgekommen am 23. September 1971 in Duncan Hill, auferstanden als Madame Bloyer und zur Zeit identifizierbar unter dem Namen Claire Lamatin.“ Die Fotografie entfiel ihren bebenden Fingern.
    „Wer schickt Sie?“
    „Meinen Lebensunterhalt bestreitet augenblicklich Patrick Mills!“
    Ihre Furcht schlug fast augenblicklich in blinden Haß um.
    Sie spuckte wütend auf den Teppich. „Das hätte ich mir denken können.“
    Püttely blieb ungerührt. „Aber ich bin sicher, daß auch noch andere Leute an Ihrer glücklichen Heimkehr interessiert sind.“
    Ihre dunklen Augen funkelten ihn an: „Hat man Sie geschickt, um mich zu dieser glücklichen Heimkehr“ zu überreden? Pech gehabt, mon ami. Ich kehre nicht nach England zurück!“
    „Niemand hat geglaubt, daß Sie freiwillig zurückkehren, Madame. Deshalb hat man ja auch mich engagiert. Ich bin ein Meister in der Kunst des Überredens!“ Eben noch klang seine Stimme ironisch, ja, ein bißchen höhnisch, doch jetzt klirrte sie vor gefährlicher Kälte: „Packen Sie Ihre Sachen zusammen, wir werden verreisen!“
    Doch so leicht gab sich Claire Burton nicht geschlagen. „Was bilden Sie sich ein, wir sind hier nicht in England.“
    „Noch nicht, aber in einigen Stunden, Madame! Ich soll Sie auf die Insel zurückbringen, und ich werde Sie auf die Insel zurückbringen. Und ich verspreche Ihnen, daß sich schon alle auf Ihren Empfang vorbereitet haben.“
    „Sie sind verrückt!“ Claire Burton sprang auf und ging zum Telefon. Püttely kreuzte die Arme über der Brust, als sie die Hand auf den Hörer legte. Und er sagte: „Bevor Sie telefonieren, lassen Sie sich über einige Dinge informieren, Madame...“
    Es fröstelte sie, trotzdem zischte sie ihn an: „Reden Sie, aber ein bißchen schnell!“
    „Der Versicherungsschwindel ist inzwischen aufgeflogen. Polizei und Versicherung wissen Bescheid. Burton ist verhaftet. Heute abend um 20 Uhr 30 landet dieser Mann hier in München.“ Püttely zog ein Polaroidfoto aus der Tasche und hielt es Claire Burton hin. Es zeigte Clifton beim Verlassen des INTERNATIONAL. „Dieser Mann ist ein Interpol-Beamter namens Perry Clifton, der wie ein Bluthund bereits Ihre Spur aufgenommen hat. Sie sollten dankbar sein, daß ich diesem Mann zuvorgekommen bin!“
    „Ich habe mir in Deutschland nichts zuschulden kommen lassen. Warum also sollte sich die deutsche Polizei für mich interessieren? Und INTERPOL hat sich bisher noch nie um

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