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Das geheimnisvolle Gesicht

Das geheimnisvolle Gesicht

Titel: Das geheimnisvolle Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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offenstehende Tür drangen aus dem Erdgeschoß Rufe herauf. „Da hören Sie es“, seufzte der Portier, „noch keine Minute bin ich weg.“ Er hatte es eilig. An der Tür drehte er sich um. „Frau Lamatin hat mir ausdrücklich gesagt, daß der Brief für Sie sei. Es steht ja auch Ihr Name darauf!“
    Die Tür fiel ins Schloß.
    Es stand wirklich sein Name auf dem Umschlag. „Für Perry Clifton!“ Und die Hand, die das geschrieben hatte, war zweifellos eine weibliche gewesen.
    War das das Ende des Falles Claire Burton? Oder war es nur eine böse Zwischenstation?
    Wie konnte Claire Burton wissen, daß er hierherkommen würde? Daß er hinter ihr her war? Eigentlich gab es dafür nur eine einzige Antwort: Ehrmann! Ehrmann mußte sie informiert haben. Oder gab es noch eine andere Möglichkeit? Natürlich... Er riß den Umschlag auf und las:

    „Mister Clifton, ich weiß, daß Sie mich ebenso suchen wie die anderen. Die anderen waren schneller, aber nicht schnell genug. Sie glaubten mich schon zu haben, doch bin ich ihnen noch einmal entwischt. Aber ich brauche dringend Hilfe. Ich habe Angst. Würden Sie mir helfen? Ich werde Ihnen dafür alles sagen.
    Ich warte morgen ab 12 Uhr in der Hotel-Pension Leismann in Wien auf Sie. Vernichten Sie diesen Brief sofort. Claire Lamatin München, am 26. März. “

    Perry Clifton ließ sich auf das Bett fallen und las den Brief noch ein zweites und drittes Mal. Und er spürte etwas wie Enttäuschung und Zorn. Und Arger. Wenn er auch nicht daran zweifelte, daß diese Zeilen von Claire Burton stammten, so mißtraute er doch dem, was sie ausdrückten. Hotel-Pension Leismann in Wien... Warum ausgerechnet Wien? Sie sprach kein oder fast kein Deutsch. Warum sollte sie sich dann ausgerechnet Österreich aussuchen? Er steckte den Brief ein und verließ das Zimmer.
    Der Portier telefonierte schon wieder, doch als er Clifton kommen sah, schob er ihm den Block mit den Anmeldeformularen entgegen und machte die Gebärde des Schreibens.
    Clifton war mit dem Ausfüllen des Formulars fertig, als auch der Portier sein Gespräch beendet hatte.
    „Wann“, fragte er, „hat Ihnen Madame Lamatin diesen Brief gegeben.“
    „Heute mittag.“
    „Wissen Sie noch die ungefähre Uhrzeit?“
    „Es war nach 13 Uhr. Und sie hatte es sehr eilig.“ Der Portier runzelte die Stirn, seine rauhe Stimme drückte Mißtrauen aus. „Warum sehen Sie mich so an? Ist irgendwas nicht in Ordnung?“
    Perry Clifton sah den kleinen rundlichen Mann offen an. „Sie kommen täglich mit vielen Menschen zusammen, Sie sind also ein Mann mit Erfahrung, deshalb möchte ich ehrlich mit Ihnen sprechen. Vielleicht können Sie mir helfen. Ich bin nach Deutschland, nach München, gekommen, um hier Frau Lamatin zu treffen oder besser gesagt: aufzuspüren. Sie ist in einen großen Versicherungsbetrug verwickelt. Es ist mir rätselhaft, wie sie mir einen Brief schreiben konnte. Ich bin ihr noch nie begegnet, und sie hätte meinen Namen eigentlich gar nicht kennen dürfen.“ Der Portier hatte mit steigendem Interesse zugehört. Jetzt nickte er und senkte seine Stimme: „Heute ist es wie verrückt. Sie sind der dritte, der sich nach ihr erkundigt. Die anderen Tage war nichts. Sie lebte ganz zurückgezogen. Nur auf Post hat sie täglich gewartet. Aber heute sind Sachen passiert, also ich sag Ihnen...“ Er winkte ab mit einer Gebärde der Verständnislosigkeit. „Sachen...“
    „Sie sagten eben, daß sich außer mir noch zwei andere nach ihr erkundigt hätten?“
    „Ja. Zuerst dieser Dr. Bertrand. Der hatte sich telefonisch gestern ein Zimmer bestellt. Er wußte, daß Frau Lamatin bei uns wohnte, und er wollte, daß ich für heute mittag gelbe Rosen besorgen sollte. Aber dann ließ er anrufen und mitteilen, daß er um 12 Uhr bei uns mit einem Dr. Tonin verabredet sei, und wir möchten diesem Dr. Tonin ausrichten, daß er, Bertrand, später käme. Dr. Tonin möge schon auf das von ihm bestellte Zimmer gehen und die Verträge vorbereiten.“
    „War Frau Lamatin zu diesem Zeitpunkt im Hotel?“
    „Die verließ es nie vor dem frühen Nachmittag.“
    „Und — kam dieser Dr. Tonin?“
    Der Portier nickte. „Bevor ich ihm den Schlüssel für das bestellte Zimmer aushändigte, ließ ich mir seinen Paß zeigen. Da stand drin, daß er Doktor Albert Tonin aus Genf sei... Ja, und der erkundigte sich ebenfalls nach Frau Lamatin. Angeblich kannten sie sich alle drei.“
    „Er ging also hoch in Bertrands Zimmer...“
    „Ja. Ich hatte ihn

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