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Das geheimnisvolle Gesicht

Das geheimnisvolle Gesicht

Titel: Das geheimnisvolle Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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ins Zimmer!“ kommandierte Aston, und Patrick Mills blieb nichts weiter übrig, als sich der augenblicklichen Überlegenheit des scheinbar verrückt gewordenen Alten zu beugen. Also tat er, wie ihm befohlen: Er schloß die Tür, schob den Riegel vor und betrat Astons Wohnstube. Als er Anstalten machte, sich in dem schwarzlackierten Schaukelstuhl niederzulassen, fauchte ihm Astons Stimme in den Rücken: „Das ist mein Platz!!“
    Mills wich auf einen knisternden Korbstuhl aus, während es sich John Aston samt Flinte im Schaukelstuhl bequem machte.
    „Also — reden Sie!“
    Mills’ Stimme war weder zornig noch ängstlich, noch drohend und nicht beleidigt, sie war — ausdruckslos. Und selbst Aston spürte, daß diese Ausdruckslosigkeit gefährlich war.
    „Sie halten mich wohl für eine Art Straßenräuber, was, Mister Aston?“
    Aston gähnte, ohne jedoch dabei den Finger vom Abzug seiner Flinte zu nehmen. Und dann sagte er im breitesten Leuchtturmwärter-Englisch: „Sie haben mir ein unsauberes Geschäft vorgeschlagen, Mister Mills, und ich bin darauf eingegangen. Ich habe meinen unsauberen Teil erledigt, und Sie haben mich dafür bezahlt. Und jetzt frage ich Sie: Soll ich Sie nun für einen Gentleman halten?“
    Mills zwang sich zur Ruhe. Und er mußte, wenn auch widerstrebend, zugeben, daß ihm der alte Mann irgendwie imponierte.
    „Es haben sich Dinge ereignet, die es zweckmäßig erscheinen lassen, unsere Zusammenarbeit fortzusetzen. In unserem und in Ihrem Interesse, Mister Aston. Außerdem hat niemand von Ihnen verlangt, daß Sie umsonst für mich arbeiten sollen... Über eines allerdings sollten Sie sich klar sein: Nur mit völliger Offenheit können wir uns gegenseitig schützen!“
    „Schützen — vor wem?“
    „Vor der Polizei und gewissen anderen Neugierigen. Einer davon war bereits bei Ihnen, Mister Aston!“ Und jetzt wurde Mills’ Summe hart und schneidend: „Und Sie haben es nicht für nötig gehalten, mich darüber zu informieren!“
    John Aston glotzte Mills an, als habe dieser soeben behauptet, auf seinem Schornstein säße ein Affe und fresse Bananen.
    „Bei mir war kein Neugieriger.“ Und noch während er das beteuerte, fiel es ihm siedendheiß ein.
    „Dann muß dieser Mister Clifton aus London eine Fata Morgana, ein Trugbild, gewesen sein!“
    „Sie meinen den von heute morgen?“
    „Von gestern morgen!“ korrigierte Mills.
    „Aber das war doch nur ein Zeitungsschmierer!“
    „Was haben Sie ihm erzählt?“
    „Nicht mehr und nicht weniger wie den anderen auch! Was ist daran so schlimm?“ John Aston erhob sich, lehnte das Gewehr gegen den Tisch und ging zum Schrank. Mit einer Flasche und zwei Gläsern kehrte er zurück. „Sie auch? Es ist prima Gin!“
    Mills wehrte ab. „Sie haben ihm also nur das erzählt, was in der Zeitung stand?“
    „So ist es!“ nickte Aston und schenkte sich noch einen zweiten Gin ein. Doch dann verschluckte er sich um ein Haar.
    „Dieser Zeitungsschmierer, wie Sie ihn nennen, ist in Wirklichkeit ein Detektiv von der schärfsten Sorte!“
    John Aston stellte das Glas zurück. Flauheit im Magen. „Ein Detektiv?“ brachte er endlich hervor. „Was wollte der?“
    „Er war bei Ihnen, Mister Aston, nicht bei mir. Ihnen hat er Fragen gestellt, nicht mir. Was hat er gefragt?“
    „Ich hab es schon gesagt. Er hat mir die gleichen Fragen gestellt, die auch die anderen gestellt haben. Wie es passiert ist, warum sie hierher kam, ob ich sie nicht rechtzeitig hätte warnen können und was ich getan habe, nachdem sie abgestürzt war. Na ja, und ob ich den Eindruck gehabt hätte, daß es Selbstmord gewesen sei.“
    Er setzte sich wieder in seinen Schaukelstuhl und starrte Mills an.
    „Und warum haben Sie mich nicht sofort angerufen?“
    „Ich wollte ja... Ich war sogar schon im GREYHOUND, aber dann dachte ich mir, daß Sie das nicht interessieren würde... Ein Zeitungsschreiber, dachte ich, was ist da schon dran.“ Und trotzig fügte er hinzu: „Und außerdem war ich wütend auf diesen McButton! Wenn Sie in Zukunft unbedingt jemand schicken müssen, dann gefälligst einen anderen.“ Er schüttelte beide Fäuste. „Wenn ich den sehe, sehe ich rot!“
    Patrick Mills erhob sich. Um seine Lippen spielte der Anflug eines Lächelns. „Das ist verständlich. Also, Mister Aston, wenn irgendwas ist, rufen Sie mich an. Egal, ob es Ihnen wichtig erscheint oder nicht! Übrigens, ich komme in den nächsten Tagen noch einmal zu Ihnen heraus — in Begleitung!

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