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Das geheimnisvolle Gesicht

Das geheimnisvolle Gesicht

Titel: Das geheimnisvolle Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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Haus unterschied. Es war das Geräusch eines Motors, das nicht in das übliche nächtliche Klangbild paßte... eines Automotors. Kein Zweifel, ein Wagen näherte sich seinem Haus... Er mußte jetzt auf der Höhe von Violet Silverstons Hütte (er sagte immer Hütte zu ihrem Haus) sein. Und er hielt dort nicht. Das hieß also... das hieß, daß der Fahrer zu ihm wollte — oder? Wer sonst fuhr zu so einer Zeit... wie spät war es überhaupt? Er grapschte nach seiner abgelegten Armbanduhr mit den Leuchtziffern... Wer sonst fuhr um 2 Uhr 39 diesen Weg...
    Das Brummen des Motors war jetzt so nahe, daß der Wagen nur noch wenige Meter von Astons Haus entfernt sein konnte.
    Da — Stille. Der Fahrer hatte den Motor abgestellt...
    In dieser Sekunde fielen John Aston die letzten Worte ein, die der widerliche Jack McButton ausgestoßen hatte. „Das werden Sie noch büßen!“ So hatte er doch gesagt: „Das werden Sie noch büßen!“
    Oh, so leicht ließ sich John Aston nicht ins Bockshorn jagen... Er hatte vorgesorgt!
    Eine Autotür klappte leise!
    John Aston schob sich aus dem Bett, fuhr in seine dicken Kamelhaarschlappen, tastete sich im Dunkeln zur Tür, an der sein altmodischer Hausmantel hing, und schlich die Treppe zum Erdgeschoß hinunter. Sein Ziel war der Kleiderschrank in der winzigen Diele. Er hatte ihn fast erreicht, als er das leise Kreischen des Gartentores hörte.
    Heftig riß er den Kleiderschrank auf und griff in die hinterste linke Ecke, hinter die Regenmäntel... Da war sie, die doppelläufige Schrotflinte, die er dem alten O’Mulligan seinerzeit abgekauft hatte. Damals, als ihm seine Schwester wegen der Karnickel in den Ohren lag, die sich im hinteren Gemüsegarten schon wie zu Hause fühlten. Sie waren inzwischen schon mehr zahm als wild. Und John Aston hatte es einfach nicht fertiggebracht, auf sie zu schießen... Er hustete so lange herum, bis der letzte Mümmelmann das Weite gesucht hatte — dann erst ballerte er ein Loch in die Luft... Aber das würde er jetzt nicht tun, dieser McButton sollte sein blaues Wunder erleben.
    Da klingelte es!
    John Aston schrak zusammen, obgleich er wußte, daß jemand vor der Haustür stand... Aber würde dieser mistige, unverschämte, vorlaute Rotkopf klingeln?
    „Wer ist draußen?“ rief der Leuchtturmwärter.
    „Hier ist Mills!“ drang es durch die Tür.
    Einer der Obergauner! durchfuhr es Aston, und er spürte so was wie Enttäuschung. Dann wiederum glaubte er an einen Trick, und aus der Enttäuschung wurde Wut. Sicher war dieser feine Mister Mills nicht allein. Sicher hatte er sich ein Rudel Ganoven mitgebracht. Man behauptete ja, daß man in Soho nur mit dem Fuß aufstampfen mußte, um einige Dutzend Halunken aus ihren Schlupfwinkeln zu locken. Nun, er, John Aston, würde kein leichtes Opfer werden. Und bevor sie an seine Kakteen kamen...
    „He, Mister Aston, hat es Ihnen die Sprache verschlagen?“
    „Was wollen Sie?“
    „Mit Ihnen sprechen, Mister Aston!“
    „Jetzt, mitten in der Nacht? Daß ich nicht lache!“ Und er machte zweimal „Haha“, der ehemalige Leuchtturmwärter, der in seinen besten Zeiten Fünf-Zentner-Steine weggetragen hatte.
    „Es war mir leider nicht eher möglich!“
    „Was wollen Sie denn mit mir besprechen? Ihre Boten haben mir doch schon alles gesagt.“
    Aus Mills’ Stimme war das Verbindliche gewichen. Im Befehlston rief er: „Hören Sie, Aston, es wird mir gleich zu dumm, hier draußen herumzustehen und durch eine Tür zu reden. Machen Sie gefälligst auf, aber ein bißchen flugs, sonst
    „Wieviel von Ihren Gorillas haben Sie denn mitgebracht?“
    „Ich bin allein. Was fällt Ihnen ein, in einem solchen Ton mit mir zu reden? Ich verbitte mir diesen Ton.“
    John Aston überlegte ein wenig, nicht lange, und dann dachte er: „Schauen wir uns die Sache mal an, die Nacht ist ohnehin verdorben.“ Er schaltete die Innen- und Außenbeleuchtung an, hörte dabei Mills „na also“ sagen und schob dann mit dem vorderen Ende des Gewehrlaufs den Riegel zurück. Die Tür öffnete sich, und Patrick Mills erstarrte mitten in der Bewegung.
    „Was soll das, Mister Aston? Empfängt man so Partner?“
    „Partner? Schöne Partner, die drohen!“
    „Wer hat Ihnen gedroht?“ Mills schien in der Tat überrascht.
    „Ihr Schurke McButton, dieser verrostete Zwerg!“ schimpfte Aston und hätte dem feinen Mister Milles am liebsten eine Tracht Prügel verabreicht.
    „Machen Sie die Tür zu, schieben Sie den Riegel vor — und dann ab

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