Das Geheimnisvolle Haus : Kriminalroman
betreffen?« vollendete Mr. Smith den Satz.
Plötzlich verlor Poltavo seine Selbstbeherrschung wieder und schrie Mr. Smith förmlich an, obwohl sein Zorn sich nicht gegen diesen Beamten richtete.
»Dieser gemeine Hund«, rief er wütend, »mir so etwas anzutun! Aber das kann nicht sein, und das darf nicht sein - ich sage es Ihnen! Diese Frau bedeutet mehr für mich, als Sie sich denken können! Kann ich einmal privat mit Ihnen reden?«
»Ich dachte mir, daß Sie diesen Wunsch vielleicht hätten.« Mr. Smith hob die Hand und gab ein kaum wahrnehmbares Zeichen. Ein Auto, das ihnen auf der anderen Seite der Straße langsam gefolgt war, fuhr plötzlich quer über die Straße und hielt neben dem Gehsteig.
Mr. Smith öffnete die Tür, und Graf Poltavo stieg ein. Der Detektiv folgte ihm, ohne dem Chauffeur weitere Anweisungen zu geben. Der Wagen fuhr durch West End, bis er schließlich vor Scotland Yard hielt.
Als sie in das Büro von Mr. Smith eintraten, hatte Poltavo seine Fassung wiedergewonnen. Er ging in dem Zimmer auf und ab, hatte die Hände in die Hosentaschen gesteckt und den Kopf gesenkt.
»Nun, was wollten Sie mir sagen?« begann Mr. Smith, der an seinem Schreibtisch Platz genommen hatte.
»Ich hätte Ihnen sehr viel zu sagen«, erwiderte Poltavo ruhig. »Und ich überlege gerade, was mehr in meinem Interesse liegt: jetzt zu sprechen oder noch länger zu schweigen.«
»Ihr Schweigen würde sich wohl auf die Tatsachen beziehen, die Sie über Mr. Farrington wissen?« fragte Mr. Smith leichthin. »Vielleicht kann ich Ihnen bei dieser schweren Arbeit ein wenig helfen.«
»Ich glaube nicht. Sie können unmöglich so viel über diesen Mann wissen wie ich. Ich beabsichtigte ursprünglich«, sagte er dann frei heraus, »Ihnen viel mitzuteilen, was Sie sehr in Erstaunen gesetzt hätte. Aber ich halte es für ratsam, noch einen oder zwei Tage zu warten, um einigen Leuten, die an dieser Sache interessiert sind, die Möglichkeit zu geben, ihr Unrecht wiedergutzumachen. Ich muß sofort nach Paris fahren.«
Mr. Smith entgegnete nichts. Es hatte keinen Zweck, jetzt auf eine Mitteilung zu drängen. Er war fest überzeugt, daß Poltavo noch sprechen würde, wenn er auch im Augenblick seine Selbstbeherrschung wiedererlangt hatte. Mr. Smith konnte warten und begnügte sich damit, seinen unerwarteten Gast zu unterhalten.
»Ein sonderbarer Platz«, meinte der Graf, als er sich in dem Zimmer umsah. »Dies ist also Scotland Yard! Das Polizeipräsidium, vor dem sich alle Verbrecher fürchten, das selbst die Verbrecherwelt Polens kennt.«
»Ja, es ist wirklich ein eigenartiger Ort. Soll ich Sie einmal zu der interessantesten Stelle führen?«
»Ich wäre Ihnen zu großem Dank verpflichtet.«
Mr. Smith führte ihn den Gang entlang, klingelte nach dem Fahrstuhl und fuhr mit Poltavo in den dritten Stock. Dort befand sich am Ende eines langen Korridors ein großer Saal, in dem Aktenschrank neben Aktenschrank stand.
»Das ist unsere Registratur«, erklärte der Detektiv. »Sie ist besonders für Sie von großem Interesse, Graf.«
»Warum gerade für mich?« fragte Poltavo lächelnd. »Weil ich annehme, daß Sie sich für die Entdeckung von Verbrechern interessieren«, erwiderte Mr. Smith gleichgültig.
Er ging scheinbar ziellos eine lange Reihe von Schränken entlang, aber plötzlich blieb er stehen.
»Hier finden Sie zum Beispiel die Akten eines merkwürdigen Mannes.« Er zog, ohne lange zu suchen, eine Schublade auf, ließ seine Finger über einen großen Stoß von Mappen gleiten und nahm eine davon heraus. Dann winkte er den Grafen zu sich an einen polierten Tisch, der in der Nähe des Fensters stand, und zog zwei Stühle heran. »Nehmen Sie doch, bitte, Platz. Ich werde Sie mit einem der kleineren Verbrecher bekannt machen.« Graf Poltavo beugte sich interessiert vor, als Mr. Smith die Mappe öffnete, zwei Aktenstücke herausnahm und sie auf den Tisch legte.
Er schlug das erste auf: die Fotografie eines militärisch aussehenden Mannes in russischer Uniform lag obenauf. Poltavo sah sie und blickte auf. Sein Gesicht zuckte.
»Das war der Militärgouverneur von Polen«, sagte Mr. Smith leichthin. »Er wurde vor Jahren von einem Mann ermordet, der sich als sein Sohn ausgab.«
Der Graf hatte sich erhoben, er zitterte am ganzen Körper. »Ich habe ihn niemals gesehen«, stammelte er. »Es ist sehr schwül - Sie haben keine Ventilation hier.«
»Warten Sie ein wenig.« Der Detektiv nahm das zweite Aktenstück, zog die
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