Das Geheimnisvolle Haus : Kriminalroman
Fotografie eines schmucken jungen Mannes heraus und legte sie neben die andere. »Kennen Sie diesen Herrn?« Er erhielt keine Antwort.
»Es ist das Bild des Mörders. Unglücklicherweise war dies nicht sein einziges Verbrechen. Sie werden bemerken, daß zwei verschiedene Aktenstücke hier liegen, die die Fortschritte unseres jungen Freundes auf dem Weg zum Galgen zeigen.«
Er suchte eine dritte Fotografie heraus, die ein hübsches Mädchen in russischer Bauerntracht zeigte. Die Aufnahme war offensichtlich auf einem Kostümball gemacht worden, denn das feine Gesicht und die zarte Gestalt paßten wenig zu dem Kleid.
»Das ist Prinzessin Lydia Bontasky - ein Opfer seines Verrats. Hier noch ein anderes.«
Das vierte Bild zeigte ein trauriges, von Sorgen bedrücktes Gesicht.
»Diese Frau wurde von unserem hochgemuten jungen Freund angeschossen und starb an ihren Verletzungen. -Hier sind Einzelheiten über einen Bankraub, der vor fünf Jahren von Leuten organisiert wurde, die sich Anarchisten nannten, in Wirklichkeit aber ganz gewöhnliche Verbrecher waren, die keine Achtung vor dem Menschenleben hatten. Aber ich sehe, das interessiert Sie alles nicht.«
Er schloß das Aktenstück und legte es in die Mappe zurück, bevor er den Grafen anschaute, dessen Gesicht totenbleich war.
»Es ist sehr interessant«, stotterte Poltavo.
Er schwankte durch das Zimmer und hatte sich noch nicht erholt, als sie den Gang wieder betraten.
»Hier ist der Ausgang«, sagte Mr. Smith und zeigte auf die breiten Stufen. »Ich rate Ihnen, vorsichtig zu sein, Graf Poltavo. Es wird meine Pflicht sein, Ihre eigene Polizei davon zu unterrichten, daß Sie augenblicklich in diesem Lande weilen. Ob sie etwas unternimmt oder nicht, ist eine zweifelhafte Angelegenheit. Ihre Landsleute sind ja nicht besonders energisch, wenn es sich um Verbrechen handelt, die fünf Jahre zurückliegen. Aber ich warne Sie.« Er ließ seine Hand schwer auf die Schulter des anderen fallen. »Wenn Sie sich mir in den Weg stellen, werden Sie in Schwierigkeiten kommen, die viel ernstere Folgen für Sie haben.«
Drei Minuten später trat Poltavo wie ein Schlafwandler aus Scotland Yard hinaus. Er rief das erste Taxi an, das vorüberkam, und fuhr nach Hause. Nach zehn Minuten verließ er seine Wohnung wieder mit einem Handkoffer.
Er fuhr zu dem Grand-Marylebone-Hotel.
Inspektor Ela, der jede seiner Bewegungen überwachte, folgte ihm in einem anderen Wagen. Er wartete, bis Poltavo das Hotel betreten hatte, stieg dann in einiger Entfernung von der Tür aus und ging nachlässig zu dem Eingang.
Es war nichts von Poltavo zu sehen.
Ela schlenderte durch den Korridor hinunter in den großen Palmenhof. Von hier führte ein anderer Eingang zur Marylebone Road. Ela eilte durch die große Drehtür zum Vestibül.
Ja, der Portier hatte den Herrn gesehen: Er hatte ein Auto angerufen und war vor einer knappen Minute abgefahren.
Ela verwünschte sich selbst, daß er so töricht gewesen war.
Er berichtete Mr. Smith telefonisch von dem Resultat seiner Verfolgung. Der Detektiv war wenig erfreut.
»Ich glaube trotzdem zu wissen, wo wir ihn fassen können«, sagte er zu Ela. »Erwarten Sie mich am Waterloo-Bahnhof, wir müssen den 6-Uhr-Zug nach Great Bradley erreichen.«
11
»Sie möchten Mr. Moole sprechen?« fragte Dr. Fall.
»Ja«, erwiderte Poltavo, der am Eingang des »geheimnisvollen Hauses« stand.
Nach einem kurzen, prüfenden Blick ließ ihn der Doktor ein und schloß die Tür hinter ihm.
»Sagen Sie mir, was Sie wünschen!« Er hatte die sonderbare Handbewegung Poltavos gesehen - das Paßzeichen, das ihm schon zu vielen sonderbaren Leuten Zugang verschafft hatte.
»Ich möchte Farrington sehen!« erwiderte Poltavo kühl.
»Farrington!« Dr. Fall zog die Augenbrauen hoch.
»Ja - spielen Sie doch keine Komödie, Fall. Ich muß ihn dringend sprechen. Ich bin Poltavo.«
»Das weiß ich«, sagte Dr. Fall ruhig. »Aber warum Sie hierherkommen und glauben, daß der verstorbene Mr. Farrington ein Bewohner dieses Hauses sei, kann ich nicht verstehen. Sie befinden sich hier in einer Irrenanstalt, nicht in einem Totenhaus«, sagte er mit grimmigem Humor.
Aber er führte ihn trotzdem die Treppe hinauf zu dem Wohnzimmer im ersten Stock.
»Um was handelt es sich?« fragte er dort.
Poltavo hielt es für richtiger, sein Erlebnis mit Mr. Smith zu erzählen, als den wahren Grund seines Besuches zu enthüllen.
Fall hörte ihm schweigend zu.
»Ich zweifle sehr daran, daß er Sie
Weitere Kostenlose Bücher