Das Geheimnisvolle Haus : Kriminalroman
einen großen Teil des Testamentes, durch dessen Eröffnung drei Menschen sehr überrascht werden sollten. Er hatte viele der Angaben des Millionärs bestätigt gefunden.
Als Doris sich erhob und zu dem Rechtsanwalt ging, um ihn etwas zu fragen, kam Mr. Smith quer durch das Zimmer und setzte sich neben Frank Doughton.
»Sie waren doch mit Mr. Farrington befreundet?« fragte er. Frank nickte.
»Kannten Sie ihn sehr gut?«
»Ich kann gerade nicht behaupten, daß ich eng mit ihm befreundet war, aber er war immer sehr liebenswürdig zu mir.«
»Wie äußerte sich das? Verzeihen Sie, daß ich Sie mit Fragen belästige, aber Sie wissen ja, daß ich allen Grund habe, mich für die Sache zu interessieren.« Frank lächelte leicht.
»Ich glaube nicht, daß Sie Mr. Farrington sehr wohlgesinnt waren. Ich wundere mich sogar, daß Sie hier erschienen sind, nach jenen Vorgängen im Theater.«
»Sie meinen, weil ich ihn verhaften wollte?« erwiderte Mr. Smith. »Das hätte Sie doch nicht in Erstaunen setzen dürfen. Selbst Millionäre sind manchmal in merkwürdige, gesetzwidrige Angelegenheiten verwickelt. Aber ich möchte wirklich gern wissen, warum Mr. Farrington Ihnen gegenüber besonders liebenswürdig war.«
Frank zögerte. Wenn Mr. Farrington auch Fehler gehabt haben mochte, so wollte er doch nach seinem Tode nichts Nachteiliges über ihn sagen oder den Behörden eine Handhabe gegen ihn geben.
»Er hat mir einen sehr guten Auftrag gegeben, durch den ich viel Geld hätte verdienen können.«
Das Interesse des Detektivs erwachte.
»Welchen Auftrag hat er Ihnen denn gegeben?«
Frank erzählte ihm so kurz wie möglich die Gesichte von den Nachforschungen nach dem Erben der Tollington-Millionen.
»Aber ich war nicht der Mann für diese Aufgabe«, sagte er dann mit einem entschuldigenden Lächeln. »Es wäre viel besser gewesen, wenn er sich an Sie gewandt hätte. Ich fürchte, daß ich keine Veranlagung zum Detektiv habe. Aber er bestand darauf, daß ich die Sache in die Hand nähme.«
Mr. Smith war nachdenklich geworden.
»Mir ist auch etwas von den Tollington-Millionen bekannt. Es handelt sich um den Nachlaß des Holzkönigs der Vereinigten Staaten, der, ohne ein Testament zu hinterlassen, starb. Man nimmt an, daß seine Erben hier in England wohnen. Wir haben auch einige Mitteilungen darüber erhalten.«
Er runzelte die Stirn, als ob er sich an alle Einzelheiten des Falles erinnern wollte.
»Natürlich! Mr. Farrington war ja einer der Treuhänder, er war auch ein persönlicher Freund des verstorbenen Tollington. Aber dieses Geld konnte er nicht angreifen«, sagte er halb zu sich selbst, »denn die anderen Testamentsvollstrecker sind Leute von untadligem Ruf, die in der Finanzwelt Amerikas eine große Rolle spielen. Ich danke Ihnen für ihre Angaben. Ich werde mich mit dieser Sache auch noch beschäftigen, und wenn ich Ihnen behilflich sein kann, Mr. Farringtons Auftrag auszuführen, so seien Sie sicher, daß ich alles für Sie tun werde.«
Der Rechtsanwalt erhob sich mit einem Räuspern. Er hielt das große Schriftstück in der Hand.
»Meine Damen und Herren«, begann er, als es ruhig geworden war. »Es ist meine Pflicht, das Testament des verstorbenen Mr. Farrington hier zu verlesen, und da es eine große Anzahl der Anwesenden angeht, wäre ich Ihnen zu großem Dank verpflichtet, wenn Sie absolute Ruhe bewahren wollten.«
Dann verlas er die Einleitung. Wie gewöhnlich waren zuerst einige kleine Summen für wohltätige Zwecke ausgesetzt worden.
Der Rechtsanwalt schaute über seine Brille.
»Ich brauche Ihnen wohl kaum mitzuteilen, daß keine Mittel in der Vermögensmasse vorhanden sind, um die Wünsche des Verstorbenen in diesem Punkte zu erfüllen«, sagte er nachdrücklich. »Dieser Abschnitt des Testaments geht von der Voraussetzung aus, daß bei dem Tode Mr. Farringtons eine gewisse Summe vorhanden sei, was aber, wie ich fürchte, nicht der Fall ist. Das Testament fährt fort:
›Da ich weiß, daß meine liebe Nichte ausreichend versorgt ist, kann ich hier nur noch einmal meine Zuneigung und Liebe zu ihr aussprechen, und es mag als meine letzte Bitte und mein letzter Wunsch angesehen werden, daß sie so bald als möglich den Mann heiratet, den ich ihr als Gatten und Beschützer wünsche.‹«
Zwei Männer in dem Zimmer waren aufs äußerste gespannt, ob ihre Vorahnung bestätigt werden würde.
»›Und dieser Mann‹«, fuhr der Rechtsanwalt feierlich fort, »›ist mein guter Freund Frank
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