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Das geheimnisvolle Tuch

Das geheimnisvolle Tuch

Titel: Das geheimnisvolle Tuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Vehler
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dem Tag Hausarrest von seinem Alten bekommen. Also wurde nix daraus. Ich will das Zeug holen. Also rückt es schon raus.“
    „Wieso soll etwas Geschriebenes in einem Notizbuch eine Mutprobe sein? Da muss ja was ganz Schlimmes drin stehen.“ Vinc wollte Jim damit anregen, preiszugeben, was er reingeschrieben hatte.
    „Der Junge sollte über Nacht hier bleiben und um Mitternacht nach draußen gehen. Nicht weit von hier ist doch der Galgenberg, dort wo man die Verbrecher im Mittelalter gerichtet hatte. Dort haben wir einen Galgen aufgebaut und eine Strohpuppe drangehängt. Wir wollten uns verstecken und dann heulende Stimmen nachmachen. Was denkst du wie der gelaufen wäre.“ Jim lachte hämisch in sich hinein.
    „Schön fies. Wieso hast du den Schlüssel?“, wunderte sich Vinc.
    „Den Schlüssel habe ich von meinem Vater, weil ich ab und zu nach dem Rechten sehen soll und so nutzen wir es als unser Klubhaus“, erklärte Jim.
    „Ist mir klar. Dein Vater ist Förster und zugleich auch verantwortlich für das Waldhaus. Da hat er den Bock zum Gärtner gemacht“, meinte Tom.
    „Warum habt ihr denn nicht eine Liege hierher gebracht, stattdessen ein Strohlager eingerichtet? Das pikt doch, wenn ihr darauf liegt.“ Vanessa deutete auf das Lager.
    „Was für Stroh? Hier ist nix außer den Stühlen und dem Tisch. Wir können nichts anderes rein tun. Würde bestimmt irgendwann geklaut. Aber ich sehe kein Strohlager.“ Sie erkannten, dass Jim seine Feststellung ernst meinte, denn er machte eine fragende Miene.
    „Schon gut!“, blockte Vinc ab. „Und im Kamin hast du wohl auch nix verbrannt?“
    Als habe es Vinc erwartet, fragte Jim denn auch: „Was für ein Kamin? Hier gibt’s doch keinen. Willst mich veräppeln? Gibt gleich einen Satz heiße Ohren.“ Er stellte sich drohend vor Vinc, denn er konnte zwar andere reinlegen und hänseln, nur er selber vertrug es nicht. „Hört auf.“ Vanessa ging das zänkerische Getue auf die Nerven.
    „Wo hast du denn deine Kumpane? Ohne sie bist du ziemlich feige.“ Vinc trat dichter an den Jungen und musste dabei zu ihm hochsehen.
    „Vinc! Hör auf!“, hörte er Vanessas Stimme. Sie klang nicht wie ein Befehl, eher wie eine Bitte. Er gehorchte und trat aus dem Blickfeld Jims.
    „Ich bin nur hergekommen, um abzuschließen. Nun rückt das Zeug raus!“, forderte Jim und sah Tom dabei energisch an.
    „Habe ich daheim“, antwortete Vinc und holte Tom aus einer Verlegenheit.
    „Morgen will ich das Zeug in der Schule auf dem Tisch haben. Sonst ...“. Er sprach nicht weiter, sondern erhob den Arm und zeigte eine geballte Faust in Vinc Richtung.
    „Morgen fühlst du dich mutiger, wenn du deinen Clan wieder um dich hast“, erwiderte der Bedrohte.
    Sie hielten es zu diesem Zeitpunkt für besser, das Waldhaus zu verlassen, um nicht weiter in dieser gespannten Stimmung zu verweilen. Vor allem drängte Vanessa zu diesem Entschluss, weil ihr Jim gehörig auf die Nerven ging.
    Sie kamen auf ihrem Weg am Stadtpark vorbei und setzten sich auf eine Bank.
    Sie bemerkte Vinc Nachdenklichkeit und fragte nach dessen Ursache.
    „Ich denke an die Dinge, die Jim nicht sah, aber wir. Dabei fallen mir die Worte Santus in Bezug auf unsere besonderen Fähigkeiten ein, die wir bekommen hätten. Wir sehen wohl wirklich Dinge, die anderen verborgen bleiben“, antwortete er schnell. Er sprang auf. „Mann bin ich ein Idiot.“ Er fasste sich erregt an die Stirn.
    „Was willst du damit sagen, außer dass du zu einer Selbsterkenntnis gelangt bist?“, frotzelte Tom.
    „Ich habe die Stäbe vergessen. Sie waren doch in das Stroh gefallen. Ich muss noch mal zurück.“
    „Wir kommen mit“, sagte Vanessa.
    „Auf keinen Fall gehe ich den weiten Weg noch mal“, weigerte sich Tom und griff an den Rand der Sitzfläche, so als wolle er damit andeuten, niemals mehr diese Bank zu verlassen.
    „Sollt ihr auch nicht. Besser ich gehe alleine. Zu dritt fallen wir eher auf“, beruhigte Vinc und sah zu den Sitzenden hinunter. „Ihr geht nach Hause und macht die Hausaufgaben.“ Zu Tom hin gewandt sagte er: „Du bringst sie mir am Abend vorbei, damit ich sie abschreiben kann.“
    „Du kommst bestimmt nicht mehr ins Waldhaus hinein. Jim wird es verschlossen haben. Vielleicht ist er auch noch da.“ Vanessas Stimme klang voller Sorge.
    Vinc beugte sich zu ihr runter und zog sie an ihren Oberarmen hoch, sodass sie dicht vor ihm stand. Er sah das erste Mal ihre feine weiße Haut und möchte ihr am liebsten

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