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Das geheimnisvolle Tuch

Das geheimnisvolle Tuch

Titel: Das geheimnisvolle Tuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Vehler
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schöne Ferien, und dass ihr gesund wieder kommt.“
    „Danke!“, sagte Tom.
    „Ich meine alle Schüler und nicht nur euch beide.“
    Wieder ging ein Lachen durch den Raum.
    „Ihr zwei bleibt anschließend kurz bei mir.“ Die Freunde ahnten in diesem Moment, dass die Strafe nachher folgen würde.
    Nachdem die Glocke durch ihr Bimmeln die letzte Stunde beendete, gleichzeitig den Beginn der Ferien einläutete, strömten die Schüler innerlich gelöst und mit viel Elan aus der Klasse.
    Außer Tom und Vinc, die mit schlechtem Gewissen vor ihrem Lehrer standen. Er wartete, bis der Letzte den Raum verlassen hatte und schloss hinter ihm die Tür. Er bedeutete den beiden, dass sie sich an den ersten Tisch setzen mögen. Er selbst nahm hinter seinem Lehrertisch platz.
    „Ihr fragt euch sicher, was das soll“, begann er. Sein strenger Blick verzog sich zu einem verlegenen Lächeln.
    Vinc schüttelte leicht den Kopf und Tom wippte seinen auf und ab, um dann auch ins Schütteln überzugehen.
    „Ich weiß nicht, wie ich beginnen soll“, sagte Schwabbel zur Verwunderung seiner beiden Schüler. Sie, die eigentlich eine Strafe oder zumindest eine Predigt erwarteten, hörten erstaunt die hilflosen Worte ihres Lehrers. „Es gibt Dinge zwischen Himmel und der Erde, die etwas seltsam sind“, begann er, um gleich wieder zu schweigen.
    Er hob seine Aktentasche auf, die an dem Fuß des Tisches gelehnt stand, griff hinein und holte ein Buch heraus. Es war in rotes Leder gebunden und mit einer goldenen Aufschrift versehen. Er schlug es auf, sah hinein und dann zu den Jungen. Er wiederholte dies einige Male schweigend.
    Die Spannung der Wartenden wuchs ins Unerträgliche. Dann stand der Lehrer auf und tat etwas Eigenartiges. Er schritt zu den Fenstern und zog die Rollos herunter, wodurch sich der Raum verdunkelte. In ein Vorführgerät, das ständig an der hinteren Wand der Klasse stand, legte er das Buch hinein und schaltete das Gerät ein.
    Über der Tafel auf der weißen Fläche sahen sie das Bild eines Schlosses.
    Der Lehrer kommentierte: „Das ist der Sitz der Familie von und zu Balduinstein, einem uralten Adelsgeschlecht. Das Schloss befindet sich bei Steinhausen, etwa eine Stunde Autofahrt von unserer Stadt entfernt. Ich denke, ihr werdet davon schon gehört haben.“
    Sie nickten.
    „Warum ich euch das zeige, werdet ihr sicher fragen. Nun, ich werde euch etwas vorführen, das euch ebenso in Erstaunen setzen wird wie mich, als ich darauf gestoßen bin.“
    Er zog das Buch aus dem Projektor und blätterte eine Seite um. Er betrachtete sie einige Zeit und schüttelte den Kopf.
    „Sieht aus wie der Zauberer im Traum. Weißt doch, als ich ihn so sah“, flüsterte Tom. Schwabbels Silhouette zeichnete sich durch das Licht des Bildwerfers an der Wand gespenstisch ab.
    Als das Bild erschien, staunten die Freunde nicht schlecht. Sie sahen sich als Ebenbild auf der Fläche, nur die Kleidung entsprach nicht der Gegenwart, sondern der Zeit des Mittelalters.
    „Das sind Bilder aus der Ahnengalerie“, sagte Schwabbel, nachdem er Vinc und Tom die Gelegenheit gegeben hatte, den Moment der Überraschung zu überwinden.
    „Zufall“, war das einzige Wort, das Vinc dazu einfiel.
    „Ja, vielleicht. Nur, was es so eigenartig macht, ist die Tatsache, dass keine anderen Gemälde mehr auftauchen. Keine, die euch, ich meine die, die beiden älter zeigen“, stotterte er etwas unbeholfen, was bei ihm selten vorkam. „Besser gesagt: Sie enden als Jugendliche, als wären sie nicht mehr gealtert“, verbesserte er sich. „Es gibt keine Personen in der Galerie, die ihnen ähneln. Man kann keine Linie einer weiteren Verwandtschaft erkennen.“
    Er legte nach diesen knappen Sätzen eine Pause ein, die er nutzte, um erneut eine Seite umzublättern. Als nun ein Bild erschien, das Vanessa in voller Größe zeigte, fehlten ihnen die Worte.
    „Ist sie nicht deine Schwester?“, fragte der Lehrer.
    Tom hatte vor Staunen wieder einmal den Mund offen. „Ich denke schon“, stotterte er. „Aber wieso ist ihr Bild hier in dem Buch?“, fragte er überflüssigerweise, denn das würde ihm Schwabbel auch nicht beantworten können.
    „Gibt es denn keinen Kommentar dazu? Ich meine eine Beschreibung?“, fragte Vinc, der sich als Erster wieder fasste und logisch dachte.
    „Ja, aber nur eine Kurze. Von dem Autor dieses Buches. Das übrigens den treffenden Titel trägt. ’Das Geheimnis von Schloss Balduinstein’. Der Autor kommentiert diese Bilder so: Die

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