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Das Gehirn der Galaxis

Das Gehirn der Galaxis

Titel: Das Gehirn der Galaxis
Autoren: Jack Vance
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Thissell, ich will ganz offen sein. Das Boot ist alt und ein wenig schäbig, ich kann es mir also nicht leisten, es zu benutzen. Mein Status würde leiden.« Eine hübsche Melodie begleitete seine Worte. »Dich braucht noch kein Status zu bekümmern. Du bedarfst nur der Unterkunft, des Behagens und der Sicherheit vor den Nachtmenschen. Das sind die Kannibalen, die nach Dunkelwerden an den Küsten streifen«, fügte er erklärend hinzu, als ihn Thissell fragend anschaute.
    »O ja. Ser Rolver hat sie schon erwähnt.«
    »Schreckliche Wesen. Wir wollen nicht darüber sprechen.« Ein winziger Tonschauer entfloh seinem kiv . »Und die Sklaven. Rex und Toby sollten dir gut dienen.« Er hob die Stimme und spielte auf dem hymerkin ein rasches Klappern. »Avan esx trobu!«
    Eine Sklavin erschien. Sie trug ein Dutzend enger Bänder aus rosafarbenem Stoff und eine zierliche schwarze Maske, an der Perlmuttermünzen klirrten.
    »Fascu etz Rex ae Toby.«
    Rex und Toby erschienen. Sie trugen lockere Masken aus schwarzem Stoff und rostfarbene Hosen. Welibus sprach sie mit volltönenden hymerkin -Akkorden an und verpflichtete sie für den Dienst beim neuen Herrn, bis sie auf ihre Heimatinseln zurückkehrten. Sie warfen sich vor Thissell auf den Boden und sangen einen Schwur der Ergebenheit mit leisen Stimmen. Thissell lachte nervös und sagte einen Satz in der sirenischen Sprache: »Geht zum Hausboot, säubert es, und bringt Nahrung an Bord.«
    Toby und Rex starrten ihn durch die Maskenlöcher an. Welibus wiederholte den Befehl mit hymerkin -Begleitung, die Sklaven verbeugten sich und gingen.
    Angewidert musterte Thissell die Musikinstrumente. »Ich habe keine Ahnung, wie ich all dies Zeug lernen soll.«
    Welibus wandte sich an Rolver. »Wie wär’s mit Kershaul? Könnte man ihn überreden, Ser Thissell ein paar Grundlektionen zu geben?«
    Rolver nickte. »Kershaul könnte dazu bereit sein.«
    »Wer ist Kershaul?« fragte Thissell.
    »Der dritte unserer kleinen Gruppe Ausländer«, erwiderte Welibus. »Anthropologe. Hast du Rituale von Sirene, Das Großartige Zundar oder Das Volk der Gesichtslosen gelesen? Nein? Schade! Ausgezeichnete Arbeiten. Kershaul hat ein sehr hohes Prestige, und ich glaube, von Zeit zu Zeit besucht er auch Zundar. Er trägt die Höhleneule, manchmal einen Sternwanderer oder einen Weisen Vermittler.«
    »Er ist zur Äquatorschlange übergegangen«, bemerkte Rolver. »Die Variante mit den vergoldeten Stoßzähnen.«
    »Ach nein! Nun, das muß er ja wohl verdient haben.« Nachdenklich zupfte er sein zachinko.
     
    Drei Monate vergingen. Unter der Anleitung von Mathew Kershaul übte Thissell das hymerkin , die ganga , den strapan , den kiv , das gomapard und das zachinko. Doppelkamathil, krodatch, slobo, Wasserflöte und andere Instrumente konnten noch warten, bis Thissell die sechs Grundinstrumente beherrschte. Er lieh Thissell Aufnahmen bemerkenswerter sirenischer Vorträge in verschiedenen Stimmungen und zu unterschiedlicher Begleitung, so daß Thissell daraus die modischen Melodien lernen und sich selbst in der Intonation, den Rhythmen und Kreuz-Rhythmen, den zusammen- und aufgesetzten Rhythmen, auch den unterdrückten und überspielten Rhythmen vervollkommnen konnte. Kershaul bekannte, er finde die sirenische Musik faszinierend, und Thissell gab zu, daß man da wohl nie auslernen könne. Die Viertelstonstimmung der Instrumente erlaubte eine Vierundzwanzigtonmusik, die multipliziert wurde von den fünf gebräuchlichen Tonarten, so daß im ganzen hundertzwanzig verschiedene Tonleitern zu lernen waren. Aber Kershaul riet Thissell, er solle sich vorerst darauf beschränken, jedes Instrument in seiner Grundtonart spielen zu lernen und nur zwei verschiedene Tonleitern dazu zu üben.
    Da er in Fan nichts zu tun und nur seinen wöchentlichen Besuch bei Mathew Kershaul zu absolvieren hatte, fuhr Thissell mit seinem Hausboot acht Meilen weiter südlich und ankerte im Windschatten eines felsigen Vorsprungs. Hier wäre das Leben sehr idyllisch gewesen, hätte er nicht ständig üben müssen. Die See war ruhig und kristallklar; der Strand war von grauen, grünen und purpurnen Bäumen umgeben, und so hatte er den Wald in nächster Nähe, wenn er seine Beine ein wenig strecken wollte.
    Toby und Rex bewohnten ein paar Zellen im Vorschiff, Thissell hatte die Heckkabine für sich selbst. Von Zeit zu Zeit spielte er mit dem Gedanken, sich einen dritten Sklaven zuzulegen, vielleicht eine junge Frau, um ein wenig Charme und
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