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Das geht auf keine Kuhhaut

Das geht auf keine Kuhhaut

Titel: Das geht auf keine Kuhhaut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Wagner
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Leviten, enthalten sind. Diese besonderen Regeln für das Leben im Priesteramt müssen – wohl auch später – so häufig in internen Strafpredigten zitiert worden sein, dass das Leviten-Lesen sprichwörtlich wurde.
    „Jemandem predigen“
    ins Gewissen reden

    I m Mittelalter wurde das Leben weniger durch staatliche Gesetze als durch kirchliche Regeln wie die Zehn Ge- und viel mehr Verbote und vor allem durch die Angst vor dem Jüngsten Gericht und der ewigen Verdammnis geordnet. Bis weit ins 20. Jahrhundert wurde von den Kanzeln nicht nur die Bibel ausgelegt, sondern es wurden auch moralische Verfehlungen angeprangert und die Angeschuldigten vor der versammelten Gemeinde abgekanzelt. Dafür war die Predigt da, was dazu führte, dass sich der Begriff Predigen im Sinne von „eine Moralpredigt halten“ auch auf weniger religiöse Bereiche ausdehnte. So heißt es bis heute Gardinenpredigt, wenn eine Frau ihrem Ehemann mehr oder weniger deutlich ins Gewissen redet. Die Vorhänge sind in diese Redewendung hineingeraten, weil früher die Himmelbetten als Wärme- und vielleicht auch Sichtschutz rundherum mit Stoff verhängt waren.
    |80| „Zu Kreuze kriechen“
    nachgeben, sich demütigen, mehr oder weniger ernsthaft bereuen

    D as Leben der Menschen im Mittelalter war sehr viel jenseitsbezogener als heute, wo vielen der Gedanke an Fegefeuer, Hölle und ewige Verdammnis nur ein müdes Lächeln entlockt. Damals war es das wichtigste Lebensziel, nach dem Tod in den Himmel zu kommen, und um dafür sündenfrei zu sein, nahm man teilweise erstaunliche Bußen auf sich. Wallfahrten zu weit entfernten Reliquien von populären Heiligen waren äußerst beliebt, aber auch Selbstkasteiungen bis hin zu den legendären Geißlerprozessionen nicht selten. Als vergleichsweise milde Form der Buße war es üblich, am Karfreitag im Gedenken an die Kreuzigung Christi sich dem vor dem Altar aufgestellten Kruzifix auf den Knien rutschend zu nähern. Dieser Brauch ist noch in Form eines symbolischen Kniefalls der Gläubigen vor dem Kreuz lebendig, während sich der Priester auch heute noch bei der sogenannten Prostratio vor dem Kreuz zu Boden wirft.
    „Dastehen wie ein Ölgötze“
    stumm und dumm herumstehen
    D ieser rätselhafte Ausdruck entzieht sich einer einfachen Erklärung, denn was wir heute unter einem „Götzen“ verstehen, nämlich ein heidnisches Götterbild, taugt nicht als Erklärungsansatz. Tatsächlich muss man in der Sprachgeschichte zurückgehen, bis man auf „Götze“ als Verkleinerungsform für „Gott“ stößt. Daraus entwickelte sich die Bezeichnung für Heiligenbilder, vermutlich weil in der Volksfrömmigkeit die Heiligen früher fast wie Halbgötter verehrt wurden. Luther benutzte das Wort denn auch in der Bedeutung „falscher Gott“, vielleicht weil das Beten zu den Heiligen zur direkten Anbetung pervertierte. Die Vorsilbe „Öl-“ erklärt man damit, dass die Figuren der schlafenden Apostel am Ölberg, eine häufig dargestellte Szene der Leidensgeschichte, zur Zeit Luthers spöttisch „Ölberg-Götzen“ genannt wurden. Abgeleitet von dieser Spottbezeichnung wurde der Begriff dann auch für die Katholiken benutzt, die ja meist in andächtig-regungsloser Haltung davor standen oder knieten.
    |81| „Am Hungertuch nagen“
    nichts zu essen haben
    D as Hungertuch, auch Fastentuch oder Passionstuch genannt, gibt es seit dem 13. Jahrhundert und es verhüllt während der Fastenzeit in vielen katholischen Kirchen den Hochalter. Es soll an den Tempelvorhang erinnern, der in der Leidensgeschichte erwähnt wird und im Augenblick des Todes Jesu „von oben bis unten“ zerreißt. Das Tuch trennt die Gemeinde von Altar und Reliquien und soll, zusätzlich zur Buße des Fastens, eine Enthaltsamkeit gegenüber den Tröstungen der Kirche symbolisieren. Die Redewendung Am Hungertuch nagen könnte sich also auf die nagende Sehnsucht nach Gott beziehen. Das aber ist ziemlich sicher falsch, denn ursprünglich lautete der Ausdruck „am Hungertuch nähen“ und bezieht sich darauf, dass das – oft sehr große, den ganzen Altar verdeckende – Tuch aus mehreren Einzelstücken zusammengenäht werden musste. Irgendwann hat sich das „Nähen“ zum „Nagen“ verfremdet, wohl weil die Menschen bei einem „Hungertuch“ ans Nagen dachten.
    „Es brennt auf den Nägeln“
    es drängt, es ist höchste Zeit

    D iese Redewendung scheint auf den ersten Blick etwas mit dem Gottesurteil Feuerprobe zu tun zu haben, woher der Ausdruck

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