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Das geht auf keine Kuhhaut

Das geht auf keine Kuhhaut

Titel: Das geht auf keine Kuhhaut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Wagner
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Das spielte sich früher manchmal sogar auf handgreiflicher Ebene ab, wenn sich die Jugend an der gemeinsamen Grenze traf, um sich ordentlich zu verhauen. Meist bleibt die Verachtung auf scherzhafter Ebene – am bekanntesten ist sicher die „Feindschaft“ zwischen den Nachbarn Köln und Düsseldorf. Einen Ort gibt es, den früher alle Deutschen für leicht gaga hielten: Schilda. Die Stadt, zum Glück nur imaginär, musste so ziemlich für jeden Spott herhalten. Ihren Bürgern, den Schildbürgern, wurden wie Till Eulenspiegel irrwitzige Torheiten nachgesagt, gleichnishaft aber auch Fehlverhalten, in dem sich die Unfähigkeit von vielen Bürgerschaften und Magistraten widerspiegelte.
    „Im Schlaraffenland leben“
    im Überfluss leben

    E ine Gesellschaft, in der man sich immer weniger anstrengen muss, um satt zu werden und den Fernseher einzuschalten, ist auf dem Weg, sich zur allgemeinen Faulheit zu entwickeln. Und da sind wir schon bei dem Namen des Landes, in dem einem die gebratenen Krammetsvögel (was ist das eigentlich?) in den Mund fliegen. „slur“ bedeutet im Mittelhochdeutschen „fauler Mensch“. Im 14. Jahrhundert kennt man den „slur-affe“, den Müßiggänger; damals wurden Faulheit und Müßiggang im Gegensatz zu heute, wo diese Eigenschaften erstrebenswert scheinen, verachtet. 1494 sprach man erstmals vom „Schluraffenlandt“, und der Volksphantasie waren keine Grenzen gesetzt, sich die Lebensweise der „Schluraffen“ in den sattesten Farben auszumalen. Die Vorstellung eines Lebens in Faulheit scheint es nicht nur hierzulande zu geben, sondern auch in England – „You’d do well in Labberland, where they have halfa crown a day for sleeping“ – und in Holland – „In Luilekkerland zijn de huizen met pannekoeken gedekt en met worsten ingeregen“.
    |73| „Der springende Punkt“
    das Wesentliche, die Hauptsache
    D er berühmte griechische Philosoph und Wissenschaftler Aristoteles (384 – 322 v. Chr.) war auch im Mittelalter noch eine große Autorität. Obwohl seine Schriften aus einer vorchristlichen Zeit stammten, galt er seit dem 13. Jahrhundert auch der Kirche als der Philosoph schlechthin, sein von Thomas von Aquin weiterentwickeltes Lehrsystem wurde erst bei den Dominikanern und später in der gesamten Kirche angewandt. Seine Schriften wurden als Lehrbücher an der Pariser Universität, die zusammen mit Oxford richtungweisend war, Standard. Aristoteles hatte bei seinen Forschungen entdeckt, dass sich in einem vier Tage lang bebrüteten Hühnerei ein kleiner roter Fleck zuckend bewegt. Dies ist die Phase, in der sich der Blutkreislauf des Fötus entwickelt. Aristoteles glaubte, dieser kleine Punkt, der scheinbar hin und her springt, sei der Ursprung des Lebens. In der Redewendung meint der springende Punkt heute noch das Wesentliche, den Kern eines Problems.
    „Hausen wie die Vandalen“
    große Unordnung hinterlassen

    D ie Vandalen waren ein germanisches Volk, das zur Zeit der Völkerwanderung bis nach Spanien und Nordafrika zog. Im Jahre 455 eroberten sie unter ihrem König Geiserich Rom. Die anschließende Plünderung der weströmischen Metropole gilt heute noch, über anderthalb Jahrtausende später, als sprichwörtlich, diente doch bereits 1794 in Frankreich „Vandalismus“, also das „fanatische Zerstören um seiner selbst willen“, als Bezeichnung für die Zerstörungen der Jakobiner. Dabei verhielten sich die Vandalen, wie man heute weiß, für ihre Zeit ganz normal. Sie plünderten die Stadt zwar gründlich, verschonten die Bewohner aber auf Bitten des Papstes – für diese Zeit eher unüblich. Wertgegenstände wurden zwar systematisch geraubt, ebenso wurden zahlreiche Menschen entführt, vor allem Handwerker, die das Vandalenreich dringend brauchte. Aber von „Vandalismus“, also blinder Zerstörungswut, kann keine Rede sein.
    |74| „Etwas türken“
    falsche Tatsachen vorspiegeln
    D ie Türken stehen nicht in dem Ruf, zu lügen oder zu betrügen, weshalb diese Redewendung eine der folgenden Ursachen haben könnte: Mit dem Vorwand, die Türkenkriege zu finanzieren, wurden im 15. bis 17. Jahrhundert manchmal Steuern eingezogen, die dann für andere Zwecke verwendet wurden. Dafür bildete sich der Begriff Einen Türken bauen, also ein Feindbild betrügerisch ausnutzen. 1769 erregte in Wien ein Roboter Aufsehen, der angeblich Schach spielen konnte. Dieser „Schachtürke“ – eine menschenähnliche Maschine mit einem orientalischen Kostüm – wurde erst

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