Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das geht auf keine Kuhhaut

Das geht auf keine Kuhhaut

Titel: Das geht auf keine Kuhhaut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Wagner
Vom Netzwerk:
norddeutscher Familienname ist, sondern hochdeutsch mit „Schwein” übersetzt wird, hat sich diese Redewendung volksetymologisch ins Tierische entwickelt.
    |70| „Nach Adam Riese“
    korrekt gerechnet

    Z uerst eine Vorbemerkung zum Namen: Der Mann hieß Adam Ries, nicht Riese. Vielleicht glaubte man, er sei wegen seiner Geistesgröße ein „Rechen-Riese“. Das End-e ist aber ein grammatisches Relikt aus dem 15. Jahrhundert, in dem der Mathematiker lebte, als auch Namen dekliniert wurden. Damals hieß der Dativ von „Ries“ eben „Riese“ und ist in unserer Redensart bis heute erhalten geblieben. Ries schrieb seine Werke übrigens nicht, wie damals üblich, in lateinischer, sondern in deutscher Sprache. Dadurch erreichte er mehr Leser und trug, ähnlich wie Luther, zur Vereinheitlichung der deutschen Sprache bei. Adam Ries gilt als der Vater des modernen Rechnens und hat Lehrbücher verfasst, die zum Teil noch im 17. Jahrhundert aufgelegt wurden! Er hat auch entscheidend dazu beigetragen, dass die römischen Zahlzeichen als unpraktisch erkannt und durch die arabischen Ziffern ersetzt wurden. Sein Ruhm lebt weiter, denn der Ausspruch Das macht nach Adam Riese wird heute noch gebraucht, um ein Rechenergebnis zu unterstreichen, auch wenn ihm scherzhaft manchmal eine Freundin „Eva Zwerg“ angedichtet wird.
    „Etwas verballhornen“
    einen Text unabsichtlich verschlechtern
    E ine weitere legendäre Figur der Geschichte ist Johann Ballhorn, den es wirklich im 16. Jahrhundert in Lübeck gab. Dieser Buchdrucker war bekannt für einige „korrigierte“ Ausgaben von schwer verständlicher Literatur, die er, durchaus in guter Absicht, hatte lesbarer machen wollen. Dass er sich dabei auch am Katechismus vergriff, trug zu dem Ruf bei, dass er die Bücher verfälsche. Als das Lübecker Gesetzbuch 1586 in einer vom Senat korrigierten Ausgabe in seinem Verlag herauskam, enthielt es neue Schikanen gegenüber der Bevölkerung. Das Volk kreidete Ballhorn – diesmal unschuldig – diese Korrekturen an und machte sich über ihn lustig. Da nützte es auch nichts mehr, dass er in einem seiner letzten Drucke 1602 darum bat, ihm als dem Drucker übersehene Fehler zu melden. Zu spät, sein Name wurde zum Stammwort eines neuen Verbs.
    |71| „Über die Wupper gehen“
    sterben, bankrott gehen, verschwinden

    F ür diese Redewendung gibt es mehrere plausible Erklärungen, in denen immer der kleine Nebenfluss des Rheins eine Rolle spielt. Die „tödlichen“ Varianten: In einem Dorf im Wuppertal, einem späteren Stadtteil der bekanntlich erst 1929 gegründeten gleichnamigen Stadt, lag früher der Friedhof am anderen Flussufer, den der Leichenzug nur erreichen konnte, wenn er über die Wupper ging. In einem anderen Stadtteil lagen das Gefängnis und der Galgen auf unterschiedlichen Ufern. Die Todeskandidaten mussten zu ihrer Hinrichtung über die Wupper gehen. Die am wenigsten morbide Deutung der Redensart bietet auch die Erklärung dafür, warum sich die Redewendung so überregional verbreitet hat. Die östliche Wupper bildete vor 300 Jahren die Grenze zwischen der Grafschaft Mark und dem Herzogtum Berg. Im 18. Jahrhundert erfolgten in der Mark Zwangsrekrutierungen durch den preußischen Soldatenkönig, denen sich junge Männer entzogen, indem sie über die Wupper gingen, nämlich ins nahe bergische Exil.
    „Über den grünen Klee loben“
    übertrieben hervorheben
    K lee war im Mittelalter Inbegriff der Frische und des Gedeihens. Dichter der mittelhochdeutschen Sprache, zum Beispiel der berühmte Walther von der Vogelweide, benutzen in ihren Liedern Klee als Symbol für Frühling, Liebe etc. Das ist gar nicht so fremd, denn selbst bei uns heutigen, ach so rationalen Menschen des 21. Jahrhunderts löst ja ein Kleeblatt immer sofort eine Assoziation mit Glück aus. Da Klee aber eigentlich eine recht alltägliche Pflanze ist und auf fast jeder Wiese vorkommt, erschienen Menschen späterer Jahrhunderte diese Lobpreisungen der Minnesänger, deren hehre Motive sie nicht mehr nachvollziehen konnten, reichlich übertrieben. Daraufhin bedienten sie sich des Klee-Vergleichs, wenn sie sich über etwas lustig machen wollten, und ließen diesen Vergleich auch noch zu Ungunsten des armen drei-, manchmal auch vierblättrigen Glückssymbols ausfallen.
    |72| „Schildbürger sein“
    sich lächerlicher Mittel bedienen, unsinnige Beschlüsse fassen
    I n jeder Region gibt es Kommunen, die in herzlicher Abneigung gegen eine Nachbargemeinde leben.

Weitere Kostenlose Bücher