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Das Geiseldrama

Das Geiseldrama

Titel: Das Geiseldrama Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Kaffeepause
einlegen wollte, klingelte sein Telefon.
    „Ich glaube, es ist die
Terroristin“, sagte der Telefonist und stellte durch.
    Glockner schaltete das
Tonbandgerät ein, das an seinen Apparat angeschlossen war — seit gestern
vormittag — und das Gespräch aufnehmen würde.
    Er meldete sich.
    „Leider habe ich erst jetzt
erfahren, daß Ihr Lotzka habt“, sagte Francesca Oliviri ohne Einleitung. „Sie
werden gleich staunen, wenn Sie hören, von wem ich das weiß. Aber zunächst mal:
Wie geht es Arved?“
    „Er hat die Operation gut
überstanden. Ein Blutgerinsel wurde entfernt. Er war kurzzeitig erwacht, ist
aber nicht vernehmungsfähig — was Sie sicherlich interessiert.“
    „Aber er ist transportfähig.“
    „Wenn Sie ihn umbringen wollen,
bestehen Sie darauf.“
    „O ja! Wir bestehen darauf, daß
Sie ihn freigeben. In einem Krankwagen werden Sie ihn uns bringen. Mit allen
Medikamenten und was er sonst noch braucht.“
    „Darüber sollten Sie sich mit
dem zuständigen Arzt unterhalten. Wir sind davon ausgegangen, daß Sie Ihre
irrsinnige Forderung fallen lassen — wenn Sie hören, wie die Lage steht.
Deshalb wurde, was Lotzka betrifft, noch nichts entschieden.“
    „Ich wollte Ihnen noch sagen,
Kommissar, von wem ich meine Informationen habe. Ihre Tochter ist wirklich ein
reizender Teenager.“
    Glockner hielt die Luft an. Ein
eiskalter Hauch berührte sein Genick.
    „Sie sagen gar nichts,
Kommissar? Aber Sie können gleich selbst mit ihr sprechen.“
    „Sie... haben... Gaby
gekidnappt?“ Die Stimme schien nicht ihm zu gehören.
    „Gekidnappt?“ höhnte Francesca
Oliviri. „Sie ist eine unserer Geiseln. Wir haben eine Menge Geiseln. Wie
viele, weiß ich noch gar nicht. Sie müssen erst noch gezählt werden. Wir haben
nämlich die Schule besetzt: die Internatsschule draußen vor der Stadt. Wir sind
schwer bewaffnet. Wir verfügen über Sprengstoff. Sie wissen, was ich damit
sagen will. Solltet ihr Bullen versuchen, uns zu überrumpeln, bleibt hier kein
Stein auf dem andern. Gar nicht zu reden von dem Schicksal der Geiseln.“
    Glockner lockerte die Faust,
die den Hörer umspannte.
    „Sagen Sie, was Sie wollen.“
    „Das wissen Sie doch. Wir
wollen Arved von Lotzka. In einem Krankenwagen soll er hier angeliefert werden.
Im Tausch gegen die Geiseln, die wir haben: etwa 40 Schüler und eine Handvoll
Lehrer. Außerdem fordern wir freien Abzug. Wenn wir mit unserem Wagen — und dem
Krankenwagen — das Schulgelände verlassen, werden wir selbstverständlich einige
Geiseln mitnehmen. Damit ihr Bullen nicht auf die Idee kommt, uns unterwegs
eine Falle zu stellen. Das ist das, was Sie vorerst wissen müssen, Kommissar.“
    „Kann ich mit meiner Tochter
sprechen?“
    „Aber natürlich!“
    Einen Moment später hörte er
Gabys Stimme. „Papi?“
    „Gaby! Sei ohne Sorge, mein
Kind. Dir wird nichts passieren. Den anderen auch nicht. Wir werden nichts tun,
was euch gefährdet. Bist du gesund?“
    Mir fehlt nichts, Papi. Es
stimmt leider, was die Frau gesagt hat. Die Schule ist besetzt. Wir sind alle
gefangen.“
    Ich dachte, du wärst schon bei
Tante Susanne.“
    Erst habe ich noch etwas für
Frau Flollmeier besorgt.“
    „Sind Tarzan und Klößchen bei
dir?“
    „Nur Klößchen. Tarzan ist bei
Karl. Ich...“
    Es knackte. Dann war die
Verbindung unterbrochen. Wahrscheinlich hatte Francesca Oliviri auf die Gabel
gedrückt.
    Sekundenlang starrte Glockner
den Hörer an.
    Seine Gedanken jagten. Ihm war
eng ums Herz, und er mußte gegen aufsteigende Panik ankämpfen. Gaby in der Hand
der Terroristen!
    Er atmete tief und sprang auf.
     
    *
     
    „Frühstückspause!“ rief Frau
Vierstein. Dann bestaunte sie das Werk der beiden Tapezierer. „Sieht ja
hervorragend aus! Fachmännisch. Und wie weit ihr schon seid!“
    „Wir haben es eben nicht nur
hier“, meinte Karl, indem er sich an den Kopf tippte, „sondern verfügen auch
über handwerkliches Talent.“
    Seine Mutter lächelte.
    Tarzan glättete noch eine Ecke
neben der Tür zum Wintergarten. Dann gingen beide ins Bad, um sich die Hände zu
waschen. Für die Kleisterreste brauchten sie Scheuersand.
    In der Küche war der Tisch zum
zweiten Frühstück gedeckt: mit einer großen Teekanne und soviel belegten
Broten, daß es sogar noch für Klößchen gereicht hätte.
    //In zwei Stunden sind wir
fertig.“ Tarzan wählte einen Schinkentoast. „Eigentlich ist heute herrliches
Badewetter. Findest du nicht auch?“
    Karl nickte. Er hatte

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