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Das Geisterhaus

Das Geisterhaus

Titel: Das Geisterhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
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Art war, auf der Straße Aufläufe Schaulustiger und bei
der Familie Trueba verächtliches Naserümpfen hervorrief. Als
ginge das Mißvergnügen ihres Vaters und das Getuschel der
Nachbarn sie nichts an, bestieg Bianca in ihrem schwarzen
Kostüm, dem einzigen, das sie besaß, und in der weißen
Seidenbluse, die sie zu allen besonderen Gelegenheiten trug,
majestätisch wie ein Premierminister das Vehikel. Alba küßte
sie zum Abschied und blieb an der Tür stehen, den zarten
Jasminduft ihrer Mutter noch in der Nase und mit zugeschnürter
Kehle. Nur dem Training mit ihrem Onkel Nicolas hatte sie es
zu verdanken, daß sie diese Ausfahrten ihrer Mutter ertrug, ohne
in Weinen auszubrechen, denn sie fürchtete, eines schönen
Tages würde es dem Galan vom Dienst gelingen, Bianca zu
überreden, sie würde mit ihm fortgehen und sie, Alba, wäre für
immer mutterlos. Sie hatte seit langem beschlossen, daß sie
einen Vater nicht brauche, und erst recht keinen Stiefvater, daß
sie aber, wenn ihre Mutter sie im Stich ließe, ihren Kopf so
lange in einen Eimer Wasser halten würde, bis sie erstickt war,
so wie es die Köchin mit den kleinen Kätzchen machte, die die
Katze alle vier Monate warf.
Alba verlor die Angst, ihre Mutter könne sie verlassen, als sie
Pedro Tercero kennenlernte und Intuition ihr sagte, daß niemand
fähig sein würde, Biancas Liebe zu erringen, solange dieser
Mann existierte. Es war an einem Sonntag im Sommer. Bianca
machte ihr Korkenzieherlöckchen mit der Brennschere, die ihr
die Ohren verbrannte, zog ihr weiße Handschuhe und schwarze
Lackschuhe an und setzte ihr einen Strohhut mit künstlichen
Kirschen auf. Als ihre Großmutter Clara sie sah, lachte sie laut,
aber ihre Mutter tröstete sie, indem sie ihr zwei Tropfen ihres
Parfüms auf den Hals gab.
»Du wirst einen berühmten Mann kennenlernen«, sagte
Bianca beim Weggehen geheimnisvoll.
Sie führte das Kind in den Parque Japonés, wo sie ihr
gebrannte Mandeln und eine Tüte Mais kaufte. Dann saßen sie
Hand in Hand auf einer schattigen Bank, um sie herum die
Tauben, die den Mais aufpickten.
Sie sah ihn kommen, ehe ihn die Mutter ihr zeigte. Er trug
einen Monteuranzug, hatte einen mächtigen schwarzen, bis an
die Mitte der Brust reichenden Bart, zerzaustes Haar, an den
Füßen Franziskanersandalen ohne Söckchen, und auf seinem
Gesicht lag ein breites, strahlendes, wunderbares Lächeln, das
ihn sofort in die Kategorie der Wesen einreihte, die es
verdienten, in das große Fresko in ihrem Zimmer aufgenommen
zu werden.
Der Mann und das kleine Mädchen sahen sich an, und beide
erkannten sich an den Augen.
»Das ist Pedro Tercero, der Liedersänger. Du hast ihn im
Radio gehört«, sagte ihre Mutter.
Alba streckte die Hand aus, und er drückte sie ihr mit der
Linken. Da merkte sie, daß ihm an der rechten Hand mehrere
Finger fehlten, aber er erklärte ihr, daß er trotzdem Gitarre
spielen könne, denn man fände immer einen Weg, das zu tun,
was man tun wolle. Zu dritt gingen sie durch den Parque
Japonés. Am späten Nachmittag nahmen sie eine der letzten
Elektrischen, die es in der Stadt noch gab, um an einem Stand
auf dem Markt gebratenen Fisch zu essen, und als es dunkel
wurde, begleitete er sie bis in die Straße, in der ihr Haus stand.
Als sie sich verabschiedeten, küßten sich Bianca und Pedro
Tercero auf den Mund. Es war das erstemal in ihrem Leben, daß
Alba so etwas sah, denn in ihrer Umgebung gab es keine
verliebten Leute. Von diesem Tag an begann Bianca, die
Wochenenden außer Haus zu verbringen. Sie sagte, sie ginge
eine entfernte Cousine besuchen. Esteban Trueba kam der Zorn
hoch, und er drohte ihr, sie aus dem Haus zu werfen, aber
Bianca blieb standhaft bei ihrem Entschluß. Sie ließ ihre Tochter
bei Clara und bestieg, ein Clownsköfferchen mit aufgemalten
Blumen in der Hand, den Autobus.
»Ich verspreche dir, daß ich nicht heiraten werde und daß ich
morgen abend wieder da bin«, sagte sie beim Abschied zu ihrer
Tochter.
Zur Stunde der Siesta setzte sich Alba gern zur Köchin, um
am Radio populäre Lieder zu hören, besonders die des
Liedermachers, den sie im Parque Japonés kennengelernt hatte.
Eines Tages kam Senator Trueba in die Küche, und als er die
Stimme im Radio hörte, stürzte er auf den Apparat los und
schlug vor den entsetzten Augen seiner Enkelin, die sich den
plötzlichen Wutanfall ihres Großvaters nicht erklären konnte,
mit dem Stock auf ihn ein, bis nur noch ein Häuflein verbogener
Kabel und

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