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Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition)

Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Fuchs
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unbeeindruckt über sich ergehen ließ, antwortete flüsternd, seine Lippen dicht am Ohr seines Herren: »Der Patriarch verlangt nach Euch, Herr. Ella meint, es gehe ihm sehr schlecht!«
    Unwirsch entgegnete Sander: »Was die schon meint, mindestens dreimal die Woche sagt sie, es gehe ihm schlecht. Ich lasse alles stehen und liegen und finde meinen Oheim in bester Laune vor, wenn ich in den Palazzo hetze! Immer dasselbe mit dem Weib!«
    »Dieses Mal, so sagte man mir, werter Herr, ist Eile geboten.« Noch leiser flüsterte Heinrich: »Ella meint, er röchelt und schnauft.«
    »Ja – soll er atmen wie ein Jüngling? Der Patriarch hat vor über sieben Dezennien das Licht der Welt erblickt, kein Wunder, dass er sich schwer tut!«
    »Aber ich würde vorschlagen …«, setzte Heinrich ruhig fort und wurde mit einer abwehrenden Handbewegung von Sander unterbrochen.
    »Ja, Heinrich, ich weiß. Mit dem alten Herrn ist nicht zu spaßen. Sag Ella, sie soll vorauslaufen. Ich werde natürlich sofort kommen, so wie vorgestern und letzte Woche und vorvorletzte Woche auch. Sie soll meinem Oheim ausrichten, dass ich schon auf dem Weg bin.«
    Nickend lief der Diener wieder zur Magd, diese machte ein Kreuzzeichen vor Erleichterung, drehte sich um und lief barfuß zur Piazza San Michele so schnell sie konnte.
    Sander erhob sich umständlich und gestenreich von seinem Stuhl, nickte seinen Freunden zum Gruß zu und sah sich draußen sogleich nach seinem edlen Pferd um, dessen Zügel der wartende Heinrich bereits in Händen hielt. Er half seinem Herrn in den Sattel. Erst als Sander fast nicht mehr zu sehen war, kehrte er ihm den Rücken zu und ging seiner Wege.
    Alexander von Randegg war ein Kind der Stadt. Obwohl er in Augsburg geboren war und aus einer reichen Tuchhändlerfamilie stammte, war das Italienische in ihm mächtiger als das Deutsche. Das kam daher, dass er sehr früh seine Eltern verloren hatte und von seinem Großonkel aufgezogen worden war. Bernhard von Randegg, Bischof von Augsburg und Diplomat nahm den vierjährigen blassen Knaben mit nach Lucca, als er durch die Gunst des Kaisers zum Patriarchen von Aquileia erhoben wurde. In dieser Erzdiözese der katholischen Kirche, wo Randegg gleich einem Reichsfürsten und Landesherren von der Adria bis zu den Alpen residierte, wurde sein Mündel erwachsen. Hatte er es früher nur gespürt, so wusste der inzwischen 22 Lenze zählende Sander, dass in seinen Adern vielleicht deutsches Blut floss, dass seine Seele jedoch immer italienisch sein würde. Zu sehr liebte er das Land und die Stadt am Ufer des Flusses Serchio unweit von Pisa. Lucca mit den großen Plätzen, die noch aus der Römerzeit stammten, mit seinen hohen Wohntürmen und dem Reichtum, der von der Seidenherstellung rührte und dem auch die Venezianer wenig anhaben konnten, war ihm ans Herz gewachsen. Diese Zeit, wenn der Sommer zu Ende ging, wenn die Luft klar war und der Himmel blau, wenn die Winzer sich über jeden Sonnentag freuten, der ihre Trauben, die nun bald geerntet wurden, noch süßer machte, diese Zeit war Sander die allerliebste. Er mochte die Gesänge der Hauerknechte, den Geruch der Maische und natürlich die vielen Feste und die Köstlichkeiten, die dabei gereicht wurden. Die Vorfreude auf den goldenen Herbst beschäftigte Sander so sehr, dass er verdutzt innehielt, als sein Pferd aus alter Gewohnheit an der Frontseite eines mehrstöckigen Hauses unweit des Palazzo Guinigi stehen blieb und mit den Hufen auf dem Kopfsteinpflaster scharrte. Überrascht stieg er ab, tätschelte sein braves Pferd, das ihn sicher nach Hause gebracht hatte, und führte es unter die Loggia mit den drei Arkaden, die Werkstätten und Stallungen beherbergten. Sofort eilte ein Stallbursch heraus und nahm ihm die Zügel ab. Sander betrat das imposante Gebäude und gelangte vorerst in den eindrucksvollen, mit vielerlei Pflanzen und einem kunstvollen Brunnen verschönerten Innenhof, von dem aus er zur Treppe aus Stein und Holz mit Strebebögen gelangte, welche zu den vier oberen Stockwerken führte. Schnellen Schrittes lief er über die kühlen Steinplatten, mit denen die Fußböden im ganzen Palast ausgelegt waren, ließ den ›»Salone madornale‹, der für große Versammlungen vorgesehen war, hinter sich, die Schlafzimmer für die Gäste, die ›Agiamenti‹, also die Toiletten, und eilte weiter in den dritten Stock, wo die Küche untergebracht war. Dort erwartete ihn eine völlig aufgelöste Ella.
    »Endlich Alessandro, endlich

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