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Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition)

Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Fuchs
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Schwiegersohn vorstellen!
    Sander freilich war inzwischen mit ganz anderen Gedanken beschäftigt. Er allein wusste, warum er sich so mutig ins Feld geworfen hatte, warum er alles tat, um in das Heer Aquileias eintreten zu dürfen, warum er mehr als eifrig seinen Dienst versah und die Gefahr nicht scheute. Er wollte nicht weg aus Italien, er wollte nicht zurück nach Augsburg, wo seine Verwandten lebten. Er war kein Kaufmann und würde es wohl nie werden. Sander, ein Kind der südlichen Sonne, wollte um keinen Preis in den kalten Norden. Wie freute er sich, als ihm das Amt eines angehenden Rechtsgelehrten in Triest angeboten wurde. Das war die Möglichkeit für ihn, sein Leben hier in Italien einzurichten. Mit dem Tod seines Vormunds, dem Patriarchen von Randegg, sollte seine Zeit hier nicht auch vorbei sein, das hatte er sich fest vorgenommen. Umso mehr musste er aufpassen, er hatte viel zu verlieren. Unbemerkt blickte er Ludwig von der Seite an. Nun, irgendwo musste er einen Anfang machen, jemanden sollte er ins Vertrauen ziehen. Allein kam er nicht weiter. Also bemühte er sich um die Gunst seines Reisegefährten, und die war nun einmal nur über seine Kaufmannsgeschichten zu erringen.
    »Ludwig?«
    »Ja?«
    »Sag, wie ist das so in Wien, du hast gesagt, du bist schlauer als früher, um deine Waren zu verkaufen?«
    Wie nicht anders zu erwarten war, drehte sich Ludwig mit glänzenden Augen zu Sander und senkte verschwörerisch seine Stimme: »Nun, ich habe so meine Kontakte. Du weißt ja, dass ich nicht nur gewöhnliches Gewürz mit mir herumtrage …«
    »Gewöhnliches Gewürz?«
    »Ingwer, Zimt, Muskat, Safran und den Schmarrn halt.«
    »Schmarrn?«
    »Bringt doch nichts ein«, Ludwig machte mit Kennermiene eine sehr abfällige Handbewegung, »das kannst du doch nur um das Doppelte verkaufen!«
    »Das Doppelte?«, Sander zog scharf die Luft ein.
    »Ich hab was viel Besseres, das kann ich leicht mit sechsfachem Gewinn abstoßen!« Ludwig lächelte triumphierend und zeigte eine Reihe gerader, ein wenig gelblicher Zähne.
    »Sechsfacher Gewinn – du meinst, aus 50 Kreuzern machst du 300?«
    »Ja so ungefähr«, lachte Ludwig weiter, »nur beginne ich nicht bei 50 Kreuzern, sondern viel, viel höher!«
    »Was kann denn das für ein Gewürz sein?«
    »Pfeffer.«
    »Pfeffer?«
    »Pfeffer. Ich bin einer der weitbekannten Pfeffersäcke, Alessandro. Wir sind Kaufleute, die die scharfen Körner säckeweise über die Alpen bringen und dann um ein Vielfaches verkaufen. Wir sind die reichen, die wirklich reichen Gewürzhändler, alle anderen gibt es halt auch.«
    »Du bist also ein Pfeffersack, Luigi«, Sander lächelte verschmitzt, und sein Reisebegleiter wurde ihm zusehends sympathischer. Er mochte Leute, die auch einmal über sich selbst lachen konnten.
    Dementsprechend fuhr Ludwig mit scherzhaft erhobenem Zeigefinger fort: »Nur, dass ich es nicht jedem auf die Nase binde, weil ich nämlich meine Ware nicht den Wiener Kaufherren vor die Füße schmeißen werde wie wurmige Kastanien den Schweinen. Ich habe so ganz private Kontakte, die meine Ware quasi unter der Hand übernehmen, ohne viel Aufhebens zu machen.«
    »Ist das nicht illegal?«
    »Wenn man erwischt wird, schon. Aber in Wien funktioniert alles nach dem Spruch, eine Hand wäscht die andere, und der kennt den, der mit dem verwandt ist und der wiederum … kurzum, es funktioniert!«
    Sander nickte bedächtig und war sich bewusst, dass dieses Eingeständnis von großem Vertrauen in seine Person zeugte. Keine Frage, Ludwig Fütterer vertraute den Randeggs. Also sollte das auch umgekehrt gelten. Mit einem tiefen Atemzug begann Sander von Neuem.
    »Ludwig?«
    »Ja?«
    »Wenn ich, nur einmal angenommen, ein paar Auskünfte brauchen würde über ein gewisse Person in Wien. Du weißt schon, so nach dem Spruch: Eine Hand wäscht die andere und der kennt den und der …«
    Ludwig unterbrach Sander lachend: »Ich weiß schon, was du meinst. Du musst mir aber schon ein bisschen mehr sagen, damit ich dir helfen kann.«
    Sander gab sich einen Ruck und erzählte Ludwig Fütterer, dem Kaufmann, der heimlich in seinen Satteltaschen an die 20 Pfund Pfefferkörner eingenäht hatte, die er am Wiener Stapel vorbei unter der Hand außerordentlich gewinnbringend verkaufen wollte, vom Vermächtnis seines Oheims, dem ehemaligen Patriarchen von Aquileia. Staunend hörte Ludwig zu, bis Sander mit dem Satz: »Er meinte, ich soll mich an die Minderen Brüder wenden, die wissen Bescheid«,

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