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Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition)

Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Fuchs
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Ärmel der Kutte zurückrutschen ließ und den Blick auf eine tellergroße, behaarte Hand mit langen, festen Fingern, die das Arbeiten gewöhnt zu sein schienen, freigab, zeigte der Mönch zur Südwand der Kapelle. Ludwig, der sich sichtlich unwohl in seiner Haut fühlte, setzte zaudernd einen Schritt nach dem anderen in die gezeigte Richtung und sah sich einem Wappen, das einen silbernen Adler auf rotem Schild zeigte, gegenüber. »Für eine persönliche Andacht wird das vorerst genügen, oder?«, fragte der Bruder barsch. Sander, der Ludwig nachgeeilt war, bemerkte: »Ach ja, das könnte vorerst genügen, ich erkenne den Tiroler Adler, ja, ja, sehr schön!« Damit drehte er sich zum Mönch um, der sich keinen Zoll von seinem Platz bewegt hatte, und meinte: »Besten Dank auch, Bruder, das wär’s dann schon. Wir haben jetzt ja gefunden, wonach wir gesucht haben, lassen sie sich nicht aufhalten.«
    Ludwig, perplex über so viel Dreistigkeit, blieb der Mund offen stehen. Furchtsam sah er zum Klosterbruder hinüber und erkannte gerade noch einen Anflug von aufwallendem Zorn in den Zügen des Mannes, den dieser aber gleich wieder hinter der Maske eines demütigen Gottesdieners verbarg. Um nur irgendetwas zu sagen und die unerträgliche Spannung, die anscheinend Sander überhaupt nicht mitbekam, zu entschärfen, plapperte er: »Sie fragen sich sicher, Bruder, wer wir sind. Nun, ich bin der Handelsherr Ludwig Fütterer aus Nürnberg, und hier«, damit zeigte er auf Sander, der gar nicht zuhörte, sondern eingehend den Grabstein betrachtete, »ist Alexander von Randegg, Großneffe des verstorbenen Patriarchen von Auquileia!« »Bernhard von Randegg?«, kam die Frage, genauso monoton wie alles, was dieser Mensch bisher von sich gegeben hatte.
    »Ja genau, Bernhard von Randegg, ursprünglich aus Augsburg …«
    Schroff wurde er unterbrochen: »Ja, ich kannte den Patriarchen.«
    Sander, der den letzten Satz aufgeschnappt hatte, drehte sich um, musterte den Mönch für Ludwigs Geschmack ein wenig zu ungebührlich und meinte: »Nachdem wir uns jetzt vorgestellt haben, mit wem haben wir die Ehre?«
    Mit einem kaum wahrnehmbaren Kopfnicken stellte sich der Mönch vor: »Bruder Konrad.«
    Sanders missmutige Miene wich einem höflichen Lächeln: »Woher kommt Ihr, Bruder, oder wart Ihr schon immer hier in Wien?«
    »Nein, ich komme aus Eferding in Österreich ob der Enns«, brummte Bruder Konrad und gab unmissverständlich zum Ausdruck, dass er mit keinen weiteren Auskünften aufzuwarten gedachte. Abweisend winkte er ab und bemerkte wieder ganz ruhig: »Ich möchte Sie bei Ihrer persönlichen Andacht nicht stören.«
    Hätten die beiden, Ludwig und Sander, nun angenommen, dass sich der Mönch empfehlen würde, so wären sie genau jetzt bitter enttäuscht worden. Bruder Konrad blieb, einem Standbild gleich, hoch aufgerichtet, mächtig und allen Elementen trotzend, mitten in der Ludwigskapelle stehen, die Hände im Habit verborgen und die Augen starr auf die beiden gerichtet. Der junge Randegg fühlte sich nun auch ein wenig unbehaglich, ließ die Arme schlenkern und sah sich weiter unbeteiligt um. Ludwig trat nervös von einem Fuß auf den anderen und flüsterte: »Jetzt komm, Alessandro, ich hab dir doch gesagt, dass ich heute noch ein wichtiges Geschäft …«
    »Bruder Konrad, auf ein Wort!«, dröhnte es hinter ihnen. Erschrocken drehten sich beide um, und Ludwig dachte, dass es mit Einkehr und Stille in diesem Raum wohl auch nicht weit her war, wenn man in kürzester Zeit gleich zweimal so unangenehm von hinten angesprochen wurde, dass einem der kalte Schweiß ausbrach. Konrad, der sich bis jetzt nicht gerührt hatte und nicht im Mindesten überrumpelt oder erschrocken wirkte, drehte sich langsam um, nickte dem schlanken, fast schon dürren Mann, dessen enge schwarze Beinkleider ihn wie eine Krähe aussehen ließen, zu und brummte monoton: »Stets zu Diensten, Hofmeister Fichtenstein.« Es schien, als ob er bereits auf den Neuankömmling gewartet hätte. Jedenfalls dachte Ludwig das, anders waren die Ruhe und Bestimmtheit des Bruders und die offensichtliche Ungeduld und Eile im Gehaben des Besuchers nicht zu erklären. Beherzt nahm Ludwig Sander beim Unterarm, nickte Bruder Konrad kurz zu und drängte den jungen Randegg durch die Hallenkirche westwärts zum großen Portal, wo er endlich diese ihm etwas unheimliche Kirche verlassen und sich seinem Geschäft widmen konnte. Sander maulte zwar, ließ sich aber widerstandslos

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