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Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition)

Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Fuchs
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von der anderen Seite, obwohl ihn Maroni erst gar nicht heranlassen wollte und drohend knurrte. »Komm, Barthel, wir müssen sie hier wegbringen, bevor sie andere Leute sehen, zu offensichtlich ist ihre Büßerinnentracht.« Mit Anstrengung geleiteten die beiden Gretlin in eine Nische zwischen den äußeren Strebepfeilern der Kirche, und Barthel drückte die schlanke Frau bestimmt zu Boden, sodass sie sich auf die Stufen niederlassen musste. Dann kniete er sich vor sie hin, so nahe, dass seine klobige Nase fast ihr Kinn berührte, und fragte leise: »Mei, Dirndl, wos is denn gschehn? Du schaust aus, wia wenn dir da Leibhoftige erschienen wär!«
    Erst jetzt schien Gretlin die Anwesenheit Barthels wahrzunehmen, und stumm deutete sie auf die Kirche. Ihre Finger bebten genauso heftig wie ihr blasser Mund.
    »Wos is denn, Mäderl?«, fragte Barthel weiter.
    Unendlich langsam formten die Lippen Gretlins den Satz: »Da drinnen … da liegt einer …«
    Mit einem kurzen Nicken wandte sich Ludwig ab und lenkte seinen Schritt in Richtung der kleinen Pforte, durch die die junge Frau eben gekommen war. Da traf sein Blick Sander, der regungslos dastand und die Frau anstarrte.
    »Was ist Alessandro? Hast du noch nie eine Nonne gesehen? Das ist eine Büßerin aus dem Kloster Sankt Hieronymus.« Noch immer rührte sich Sander nicht vom Fleck. Ludwig wurde es fast zu viel: »Alessandro, jetzt komm schon! Gretlin darf nicht gesehen werden, hast ja den Barthel gehört. Schau, da hinten stehen unsere Burschen. Meiner müsste noch einen Reisemantel von mir im Tragkorb haben. Den holst du und gibst ihn der Kleinen. Dann kommst du nach in die Kirche. Ich muss schauen, was da passiert ist.«
    Sander stand immer noch da, wie zur Salzsäule erstarrt. »Alessandro, jetzt beeil dich. Los jetzt, je eher sie ihr Habit verdeckt, umso besser ist es.« Sander schluckte, schüttelte den Kopf, setzte sich in Trab und kam wenig später mit einem groben braunen Mantel zurück. Barthel nahm ihn dankbar und wickelte Gretlin so ein, dass sie eher einem Bündel Brennholz als einer Büßerin glich. Dann versuchte er, etwas aus der noch immer unter Schock stehenden Frau herauszubekommen. Ludwig und Sander traten inzwischen durch die enge Türöffnung und fanden sich in einem kleinen Raum wieder, der wohl als Sakristei diente. »Wir scheinen genau hinter dem Hauptaltar zu sein«, raunte Ludwig und schob Sander, der eigentlich gar nicht vorangehen wollte, weiter. Dann hörten sie es. Beide. Erst ein Stöhnen, dann ein Wimmern. Sie wandten sich nach rechts und fanden sich wieder in der Ludwigskapelle, die sie ja erst vor Kurzem verlassen hatten. Auch Bruder Konrad war da, nur stand er nicht, wie vorhin, sondern er lag ausgestreckt auf dem kalten Boden. Ludwig sah das dünne Rinnsal Blut, das die Fugen der Steinplatten tränkte. Er eilte zu Bruder Konrad, beugte sich zu ihm und wich erschrocken zurück. Sein Gesicht war nicht wiederzuerkennen. Von zahlreichen Schnitten übersät, blutend und an einer Wange völlig zerfetzt, schnappte der Mönch nach Luft. Die Augen weit aufgerissen, gingen seine Pupillen wirr hin und her. Dann, plötzlich, hörte das Stöhnen auf, und sein Blick erstarrte. Ludwig lockerte den Kragen der Kutte, um zu fühlen, ob noch Leben in Konrad war, und erschrak. Eine dünne Lederschnur war fest um den Hals des Paters gewickelt und, nach dem unnatürlichen Winkel zu urteilen, in dem Hals und Kopf zueinanderstanden, schien das Genick gebrochen zu sein. Erschüttert sah Ludwig zu Sander, der stocksteif dastand.
    »Da richten wir nichts mehr aus. Der hat es hinter sich.« Sander nickte seltsam abwesend, und beide drehten sich um und verließen die Kirche. Draußen wartete Barthel allein.
    »Was ist passiert, hat die Stadtguardia die Gretlin erwischt?«, schrie Ludwig und packte den Alten an den Schultern. Barthel winkte müde ab: »Oba na, Vickerl. I hab sie auf den letzten Lesewagen gsetzt, der vom Widmertor reingfahrn is! Der Knecht do, des is der vom Jakoberkloster, des is ganz in der Näh, gleich beim Stubentürl. Der is ma no an Gfallen schuldig. Die setzn ma des Madl dann in der Singerstraßn ab, und dann kanns hamgehn zu da Hannerl. San nur a paar Schritt.«
    Aufatmend stand Ludwig da. Nur kurz, denn dann schilderte er Barthel, was sie in der Kirche entdeckt hatten.
    Nun ließ sich der alte Hauerknecht auf die Stufen der Kirche sinken und vergrub sein Gesicht in den Händen. Peinlich berührt hörte Ludwig seinen alten Freund laut

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