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Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition)

Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Fuchs
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das Lied zu singen, das er seinem großen Vorbild Neidhart Fuchs zugedacht hatte:

    Graserin saß in der Wanne,
    weckte Lust, mich lockte ihr Gekräus.

    Selbstbewusst schmetterte Ewald sein Lied über die Donau, dass die Zuhörer sich vor lauter Vergnügen auf die Schenkel schlugen.

    Als ich zwischen ihren Schenkeln
    Das Braune sah, da störten mich nicht Hügel, Schilf –
    Ich packte zu und zog sie an mich ran ...

    Singend sah Ewald, wie Barthel ein angeregtes Gespräch mit einem vornehm aussehenden Mann führte und so nebenbei Jobst und Krispin Anweisung gab, weitere Fässer Wein heranzurollen und zur Ausschank bereitzustellen. Das konnte wohl nur Ludwig Fütterer sein, dachte Ewald und dankte insgeheim den Nürnberger Kaufleuten, die im Regensburger Hof Unmengen von Wein gehortet haben mussten. Nur so war es zu erklären, dass sie ein paar Fässer für den Pöbel verschmerzen konnten, um einer Büßerin den Weg zur Hinrichtung zu verlängern! Aber wo war nur Sander?

    Bückte mich und jückte sie, im Bad.
    Hat der Welt nicht groß geschadet,
    hat uns beiden Herz und Sinn erfreut. 34

    Mit Inbrunst sang er weiter und bemerkte mit Erleichterung, dass die Knechte des Henkers sich vor Lachen bogen und die Anwesenheit Gretlins fast vergessen hatten. Den Henker selbst hielt Ewald weiterhin fest umschlungen, so wie ein Liebchen, das man festhalten und nicht aus der Hand geben wollte. Sollte Sander in absehbarer Zeit nicht erscheinen, musste er sich überlegen, was er mit dem Früchtchen da in seinen Armen noch anstellen musste, um ihn davon abzuhalten, Gretlin in die Fluten zu tauchen!

    *

    Sander traute seinen Augen nicht, als die Morgendämmerung durch die hohen, schmalen Fenster drang. »Um Gottes willen«, dachte er, »was wird Ewald nur denken, wenn ich nicht komme! Wie mag es«, bei dieser Vorstellung krampfte sich sein ganzer Körper wie unter starken Schmerzen zusammen, »nur Gretlin gehen, nach einer kalten Nacht im Narrenkotter und jetzt gerade auf dem Weg zur Donau?«
    Hasserfüllt blickte er in das feiste, vom reichlichen Alkoholgenuss rot aufgedunsene Gesicht Ulrichs von Schaunberg. Es hatte Stunden gedauert, den Grafen aufzuspüren, von einer Weinschenke zur anderen waren die Höflinge gezogen, ohne ihn anzutreffen, bis man endlich, einem Hinweis eines seiner Ministerialen folgend, gewaltsam in die Badstube am Passauerplatz eingedrungen war und fündig wurde. Weitere wertvolle Zeit verging damit, den Grafen so weit auszunüchtern, dass er dem Herzog überhaupt vorgeführt werden konnte. Inzwischen gingen Albrecht, seine Gattin Beatrix und Sander in der herzoglichen Kammer auf und ab, ließen sich Erfrischungen reichen, nicht um Hunger und Durst zu stillen, sondern ganz einfach, um nicht einzuschlafen und um neue Kräfte zu tanken. Trotzdem fühlte sich Sander wie zerschlagen, hatte doch der ebenfalls anwesende Hofmeister Fichtenstein die Zeit genutzt, die wundersamen Ereignisse rund um seine gesammelten Heiligtümer darzulegen. Und das waren nicht wenige. Sander musste sich beherrschen, um dem Grafen Schaunberg nicht seine gestreckte Faust in den selbstgefällig grinsenden Mund zu schlagen. Schnell blickte er zu Heinrich, seinem Diener, doch seine Wut wurde dadurch nur noch mehr angefacht, denn der stand in absolut stolzer Körperhaltung zur Rechten des Grafen und blickte hochmütig auf den Herzog. Albrecht, der den stolzen Blick mit einem finsteren Brummen quittierte, begann als Erster zu sprechen: »Verehrtester Oheim, hochfreier Graf von Schaunberg«, nach dieser Anrede räusperte er sich vernehmlich, »es ist schön, dass Sie es doch noch geschafft haben, uns mit Ihrer Anwesenheit zu beehren!« Ulrich nickte beifällig, und der Spott in seinem Blick war nicht zu übersehen. »Nun«, setzte Albrecht fort und zeigte auf Heinrich, der lächelnd einen Schritt nach vorn tat, »dieser Mann hier gibt an, Ihr Sohn zu sein, könnt Ihr das bestätigen?« Unwirsch drehte Ulrich seinen großen Kopf nach rechts, betrachtete Heinrich lang und eingehend, räusperte sich und sagte mit rauer Stimme: »Wer soll das sein?« Da trat der Hofmeister beflissen nach vorn und wiederholte: »Der Herzog meint, dass dieser Mensch Ihr Sohn und Erbe ist, also wenn …« Wütend schnitt Albrecht ihm das Wort ab und sagte barsch: »Ich meine gar nichts, ich frage und wünsche eine Antwort!« Genauso polternd antwortete Ulrich: »Und ich meine, dass ich diesen Wicht hier gar nicht kenne!«
    Heinrich wich einen Schritt zurück

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