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Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition)

Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Fuchs
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Schapel geschissen!« Damit riss Sander seine schwarze, mit Silberbändern durchwirkte Kappe vom Kopf und säuberte sie vom Vogelkot mit einem Tüchlein aus feinstem Leinen.
    Ewald knickte ein vor lauter Lachen und stützte sich schwer auf einen vorübereilenden Kleriker, der Anschluss an seine Gruppe weiter vorn suchte.
    »Entschuldigen Sie vielmals, Pater, meine Ungeschicklichkeit, aber ich kann mich vor Belustigung kaum mehr auf den Beinen halten, weil meinem Freund in dieser Stadt so furchtbare Sachen passieren.«
    Damit zwinkerte er dem entrüsteten Augustinerpater schelmisch zu, was bei seinem ohnedies schon hängenden Augenlid sehr abenteuerlich aussah, und lächelte ihm nach, als sich der Pater laut schimpfend und wild gestikulierend weiter seinen Weg hinein in den Dom bahnte.
    »Ich weiß nicht, was du hast, Sander, die Leutchen hier sind doch sehr angenehm und zuvorkommend!«
    Sander schnaubte verächtlich, er konnte dem Sarkasmus seines Freundes einfach überhaupt nichts abgewinnen.
    »Also mir gefallen Wien und die Wiener ausgezeichnet. Weißt du, es ist erstaunlich, wie viel Inspiration mir hier geboten wird. Ganze Liederbücher könnte ich nach meiner Reise füllen! Erstaunlich, wirklich!« Damit zeigte Ewald auf eine Gruppe von Musikanten, die mit einer Fiedel, einer Pfeife und einem Dudelsack einen Puppenspieler begleiteten. Die Marionette hüpfte an den Fäden im Takt auf und ab. Ewald streifte einen der umstehenden Gaffer am Arm und fragte: »Wen soll die denn darstellen?«
    »Wos wü der wissen?«, meinte der ältere Mann zu seiner danebenstehenden Frau.
    »Mi frogst?«, kam es unwirsch von der Bürgerin, die ihre Haube tief in die furchige Stirn gezogen hatte. Dann meinte sie abfällig Richtung Ewald: »Immer diese Welschen, wenn i die scho siach, dann hob i scho g’fressn …! Bin scho froh, wenn der ganze Zauber mit der Hochzeit wieda vorbei is!«
    Sander, der ärgerlich zu der Frau blickte, meinte: »Ewald, diese nette Frau hier meint,« damit rümpfte er die Nase, als ob er einer toten, halb verwesten Katze gegenüberstünde, »dass wir aus dem Süden, also von jenseits der Alpen, ihr schon beim Anblick zuwider sind und sie nichts mehr herbeisehnt, als das Ende der Festlichkeiten und unsere damit verbundene Abreise!« Damit wandte er sich mit einer abrupten Drehung zu der Bürgersfrau und meinte affektiert: »Habe ich das so richtig übersetzt?« Pfauchend drehte sich die Angesprochene weg. Ewald, anstatt beleidigt zu sein, ergab sich wieder in einen für ihn typischen Heiterkeitsanfall, der einer Naturgewalt glich.
    »Ich hab gar nicht gewusst, dass du diesen drolligen Dialekt so gut verstehst, Sander!«, presste er zwischen übermütigem Kichern hervor.
    »Ich habe eine große Verwandtschaft, und glaub mir, Ewald, zwischen Augsburg, Regensburg, Wien und Lucca kommt einem schon einiges an Mundart unter! Obwohl – so einen schwarzen Humor wie der der Wiener muss man im restlichen Abendland erst erfinden …«
    »Aber, aber, Sander, die Leute, die sagen, was sie denken, sind mir lieber als die, die so tun, als ob sie kein Wässerchen trüben könnten. Ich finde Wien einfach berauschend!«
    Der ältere Mann, der sich fürchterlich für das Benehmen seiner Frau schämte und der Unterhaltung der beiden Burschen mit Interesse gefolgt war, meinte, indem er auf die Marionette zeigte: »Das da, mein jungen Herren, nennt man bei uns Tattermann. Des Maxerl da am Faden.« Ewald nickte.
    »Und der do, des soll der Albrecht sein, also der, der heit heirat. Aber des is eh klar!«
    »Warum is des eh klar?«, fragte Ewald verdattert.
    »Na wegen dem Zopf da!« Damit zeigte der Mann auf den geflochtenen Rosshaarzopf der Marionette.
    »Ja, ja, schon verstanden«, sagte jetzt auch Sander, zerrte seinen Freund am Arm weg und raunte ihm zu: »Das sag ich dir später. Ich will da jetzt weg, mein Oheim wird gleich da sein … und ich mag die Leute hier einfach nicht!«
    »Mein Gott, Sander, was bist du aber auch empfindlich.« Ewald ließ sich bereitwillig wegführen, doch erblickte er sogleich wieder etwas Interessantes. Abrupt blieb er stehen, packte seinen Freund an den Schultern und drehte ihn mit einem Ruck herum.
    »Siehst du hier die freien Töchter, Sander?«, damit zeigte Ewald auf Fronika und ihr Gefolge, »die haben wir bei der Burg schon getroffen.«
    »Wen meinst du?« Sanders Blick schweifte suchend umher.
    »Na die da alle in den blauen Kleidern!«
    »Wen?«
    »Sander, ich meine die Dirnen mit

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