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Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition)

Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Fuchs
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Krug Lavendelessig. Sie traute dem Frieden nicht und blickte besorgt zum winselnden Weinberl. So sanftmütig Yrmel auch war, niemand zweifelte daran, dass sie beherzt eingreifen würde, sollte sie das Gefühl haben, dass der Hund gequält wurde. Niemand wusste das besser als Johanna: »Brauchst dich net aufregen, Yrmel, ich mach dem Hunderl schon nichts. Ich bad sie nur und scher ihr den ganzen Dreck herunter!« Dann schweifte ihr Blick rund um den Hof. Was sie da sah, erzürnte sie mehr und mehr: Wuckerl und Martha, die so taten, als würden sie die Fässer reinigen, Gretlin, die vor Aufregung von einem Bein auf das andere hüpfte, Yrmel, die Johanna nicht aus den Augen ließ. Und hinter den Fenstern der Schlafsäle konnte Johanna auch noch ein paar Büßerinnen erkennen, die wie gebannt zu ihnen heruntersahen.
    Wut und Zorn bemächtigten sich Johannas, und sie schimpfte: »Herrgottszeiten, geht mir der Affenzirkus, den ihr um dieses Viech macht’s, auf die Nerven!«
    Betreten sah Gretlin zu Yrmel und sagte: »Ich mach dir nichts als Arbeit, Johanna, ich weiß. So wie im Frauenhaus – zu nichts bin ich nütze!« Beschwichtigend strich Yrmel über den Oberarm des Mädchens, dessen Lippen verräterisch zitterten.
    Johanna seufzte, packte den Hund und stellte ihn kurzerhand in den Zuber. Mit dem vom Arbeiten sehr muskulösen Unterarm hielt sie das Tier mühelos fest und schüttete erbarmungslos den Inhalt des ersten Eimers über Weinberl. Der Hund, der wohl ahnte, dass ihm nichts anderes übrigblieb, ließ den Schwall Wasser duldend, gleich einem Märtyrer, über sich platschen. Der klägliche Versuch, sich Wasser aus dem Ohr zu schütteln, wurde von Johanna sogleich mit einem kräftigen Ruck erwidert und mit den scharfen Worten »Trau dich, mich nass zu spritzen, Dreckluder elendiges!«, schlichtweg unterbunden. Wasser, alles andere als sauber, floss über die borstige Schnauze, und jeder der Anwesenden vermied es, dem Hund in seine Augen zu sehen, niemand hätte diesem mitleiderregenden Ausdruck standgehalten. Niemand außer Johanna, die unerbittlich den nächsten Eimer über der Hündin ausgoss und mit einem Nicken Richtung Krug zu Gretlin sah. Ohne den gottergebenen Hund loszulassen, sprach sie weiter: »Pass auf, Mädchen, Mitleid hilft nicht gegen Schorf, Flöhe und Zecken, merk dir das. Immer drüber mit dem Essig und hinein in den Dreck!« Zaudernd wandte sich Gretlin an Johanna, die noch immer fest den Krug Lavendelessig umfasste, zog den zusammengeknüllten Stofffetzen aus der Öffnung, kippte den Krug und träufelte ein paar Tropfen auf den Rücken des Tieres. Genervt zischte Johanna: »Mädchen, bitte schütt das Zeug ordentlich drüber – dieses Vieh ist zäher als du denkst!«, damit griff sie sich ungeduldig selbst den Krug von der ängstlich dreinschauenden Gretlin und ohne Innezuhalten leerte sie den gesamten Inhalt über den Hund. Augenblicklich füllte sich der Hof mit einem Dunst aus Lavendelessig, dass den Umstehenden die Augen tränten. Weinberl jaulte und zappelte derart, dass Gretlin laut zu schluchzen begann. Ungerührt massierte Johanna den Essig in alle Körperteile ein. »Mach dir nichts draus, Mädchen, der Essig brennt nur bei den Flohbissen ein wenig. Das gibt sich gleich. Dieses Viech jault halt gern. Meine Güte, was pickt denn da alles dran …«, damit fasste sie beherzt zu Weinberls Hinterteil und meinte: »Na, da brauchen wir gleich eine Schere und ein Messer, nichts als verfilztes, stinkendes Fell!« Als sie sich suchend umsah, ergriff der Hund die Gelegenheit beim Schopf, schüttelte sich ausgiebig, und Johannas Kutte war ab dem Gürtel nass. »Sauhund bleder, na wart!«, schimpfte sie und schon traf der nächste Schwall Wasser den Kopf des Hundes. »So du bleibst jetzt da stehen, bis das Zeug einwirkt und dann scheren wir dir den ganzen Dreck herunter!« Entschlossen drückte sie das Hinterteil des Hundes in den Zuber und angeekelt stellte sie fest, dass sich das Badewasser sofort dunkelbraun färbte. »Scheint sich langsam aufzuweichen, der ganze Saustall da …«, meinte sie ruhig, »auf den Essig ist halt Verlass, merk dir das, Gretlin. Aber wir brauchen noch mehr.«
    Wortlos reichte ihr Yrmel einen weiteren Krug, den sie stillschweigend und vorausblickend, wie es ihre Art war, herbeigeschafft hatte. »Yrmel, tu mir den Stofffetzen raus, das kann ich mit einer Hand nicht, und wenn ich auslasse, dann läuft mir der Hund weg!«
    Während Yrmel am Fetzen herumwerkelte und

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