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Das Geld - 18

Das Geld - 18

Titel: Das Geld - 18 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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Saccard würde verhaftet werden, die Banque Universelle wäre zu Tode getroffen. Schon die Furcht, sein Geld zu verlieren, hätte Busch sofort dazu bewogen. Im übrigen war er ja nur auf Katastrophen aus, um im trüben fischen zu können. Indessen zögerte er und sagte, er wolle es sich überlegen, noch einmal kommen, und der Staatsanwaltsvertreter mußte ihm förmlich die Feder in die Hand drücken. Gleich in seinem Arbeitszimmer, auf seinem Schreibtisch ließ er ihn die Klage auf Betrug schreiben, die er sofort, nachdem er den Mann verabschiedet hatte, voll Feuereifer zu seinem Onkel, dem Justizminister, brachte. Die Sache war geregelt.
    Am nächsten Tag führte Saccard in der Rue de Londres, am Sitz der Gesellschaft, eine lange Unterredung mit den Revisoren und dem Syndikus, um die Bilanz aufzustellen, die er der Generalversammlung vorzulegen wünschte. Trotz der von den anderen Kreditanstalten geliehenen Summen hatte man angesichts der wachsenden Nachfragen die Schalter schließen und die Zahlungen einstellen müssen. Diese Bank, die vor einem Monat an die zweihundert Millionen in ihren Kassen gehabt hatte, konnte ihrer aufgeregten Kundschaft nur die ersten paar hunderttausend Francs zurückerstatten. Ein Urteil des Handelsgerichts hatte auf Grund eines zusammenfassenden Berichts, den tags zuvor ein mit der Prüfung der Bücher beauftragter Sachverständiger vorgelegt hatte, von Amts wegen den Konkurs erklärt. Saccard war trotz allem unbekümmert; in seinem verblendeten Optimismus und mit einer hartnäckigen Kühnheit, wie man sie selten sah, versprach er noch immer, die Lage zu retten. Genau an diesem Tage erwartete er die Antwort der Maklerkammer zur Festlegung eines Verrechnungskurses, als der Türhüter eintrat und ihm meldete, daß in einem Salon nebenan drei Herren nach ihm verlangten. Das war vielleicht die Rettung, er stürzte hocherfreut hinaus und sah sich einem Kommissar mit zwei Polizisten gegenüber, die ihn auf der Stelle verhafteten. Der Haftbefehl war auf Grund des Sachverständigenberichts ergangen, der Unregelmäßigkeiten in den Buchungen aufdeckte, besonders aber auf Grund von Buschs Klage wegen Vertrauensmißbrauchs; Busch behauptete, die von ihm der Bank anvertrauten Gelder, die zur Sicherheit hinterlegt werden sollten, hätten eine andere Verwendung gefunden. Zur gleichen Stunde verhaftete man auch Hamelin in seiner Wohnung in der Rue Saint-Lazare. Diesmal war es das Ende, aller Haß und auch alles Unglück schienen sich verschworen zu haben. Die außerordentliche Generalversammlung konnte nicht mehr einberufen werden, die Banque Universelle hatte ausgelebt.
    Zum Zeitpunkt der Verhaftung ihres Bruders, der ihr nur ein paar eilig hingekritzelte Zeilen hinterlassen konnte, war Frau Caroline nicht zu Hause. Als sie heimkam, war sie zutiefst erschüttert. Nie hätte sie geglaubt, daß man auch nur eine Minute daran denken könnte, ihn gerichtlich zu belangen, so rein schien er ihr von allen dunklen Geschäften, so entlastet durch seine lange Abwesenheit. Gleich nach dem Konkurs hatten die Geschwister zugunsten der Aktiva auf alles verzichtet, was sie besaßen, weil sie aus diesem Abenteuer nackt und bloß hervorgehen wollten, wie sie es auch nackt und bloß angetreten hatten; und es war ein hoher Betrag, an die acht Millionen, einbegriffen die dreihunderttausend Francs, die sie von einer Tante geerbt hatten. Sogleich unternahm sie Schritte und stellte Bittgesuche, lebte nur noch, um ihrem armen Georges das harte Los zu erleichtern, seine Verteidigung vorzubereiten; und trotz ihrer Tapferkeit bekam sie jedesmal Weinkrämpfe, wenn sie sich vorstellte, wie er unschuldig hinter Schloß und Riegel saß, besudelt von diesem gräßlichen Skandal, der sein Leben zerstört und für immer beschmutzt hatte. Er, der so sanft war, so schwach, von kindlicher Frömmigkeit und von der Unwissenheit eines, wie sie sagte, »großen Dummkopfs«, wenn es nicht um seine technischen Dinge ging. Anfangs hatte sie sich gegen Saccard ereifert, den einzig Schuldigen an der Katastrophe, Urheber auch ihres Unglücks; in aller Klarheit überdachte und beurteilte sie sein abscheuliches Werk, von den Anfängen, als er sie so munter verspottete, weil sie das Gesetzbuch las, bis zu diesem Ende, da in der Härte des Mißerfolgs alle Unregelmäßigkeiten bezahlt werden mußten, die sie vorausgesehen und geduldet hatte. Dann aber schwieg sie, gequält von der Reue über ihre Komplizenschaft, und vermied es, sich offen mit ihm zu

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