Das Geloebnis
oft hatte er nur auf einen Mörser gehofft! Diese Weißen aber verfügten sogar über Tanks und Flugzeuge, und ließ sich damit das Glück etwa nicht wenden?
Mit dieser Hoffnung machte er an der Stelle halt, die der General ihm als Warteplatz bezeichnet hatte. Hier wartete er mit seiner Mannschaft über eine Stunde, und während er mit den Leuten plauderte, konnte er nicht anders, er mußte ihnen seine Hoffnung zu erkennen geben. Die Soldaten ließen sich davon anstecken und wurden ebenfalls hoffnungsvoll. Deutlich hörten sie das Knattern der Geschütze, und sie lauschten. Es waren keine großen Geschütze, worüber sie sich wunderten. Hatten die Weißen keine großen Geschütze?
Dann kam zum Glück Charlie Li herbeigehumpelt. Seit drei Uhr war er in der Gegend herumgestrichen, und obwohl er eine Blase am Fuß hatte, war es ihm gelungen, den genauen Aufenthaltsort der Weißen auszukundschaften.
»Die Gegner griffen sie in der Nacht an«, erzählte er Sheng. »Aber die Weißen kämpfen noch immer.«
»Haben sie ihre Maschinen?« fragte Sheng eifrig.
»Sie haben einige Maschinen«, erwiderte Charlie. »Ich konnte sie sogar sehen. Sie sind alle in einem Tale versammelt, Männer und Maschinen, nicht über drei Kilometer von diesem Fleck entfernt. Aber sie werden hart bedrängt. Einige flüchten. Da und dort sah ich eine Handvoll Weiße in ihren eigenen Wagen davonfahren.«
»Dann haben sie auch diese Schlacht verloren«, bemerkte Sheng nüchtern. »Denn wenn man siegt, reißt man nicht aus.«
Doch noch immer wollte er die Hoffnung nicht aufgeben, und bald kam der General mit seinen Truppen. Sämtliche Streitkräfte sammelten sich langsam, und sie waren bereit weiterzuziehen, sobald der General alle Neuigkeiten bedacht hätte. Die Gegner – dies wußte er jetzt – rückten auf drei Seiten durch die Täler der drei großen Flüsse vor. Doch das waren nur die Hauptwege. Dazwischen hatten die Gegner ein Netz gewoben, so daß jede Straße gesperrt war. Und Straßen mußten die Weißen haben. Ihre großen Maschinen-Waffen waren ein Fluch für sie, denn sie mußten auf Straßen laufen. Sie verloren die aus ihrer Größe erwachsende Kraft, wenn keine Straße vorhanden war. Straßen gab es wenige, und die Gegner, die sich unter die Bevölkerung mischten, blieben verborgen, während sie arbeiteten. Die Bevölkerung half ihnen, und bald war jede Straße gesperrt, und alle jene großen Waffen waren wie vom Wasser ans Ufer geschwemmte Meeresungeheuer, tote Klumpen, eine große Last für die Menschen, die sie nicht benutzen konnten und sie doch nicht im Stich lassen mochten. Gefällte Bäume, die quer über die Straße lagen, hinderten diese Maschinen und brachten Unheil, denn während die Weißen sich bemühten, die Bäume beiseite zu schaffen, kamen die Gegner vom Himmel über sie, beschossen sie aus den Urwäldern, und die Weißen starben zu Dutzenden und zu Hunderten an einem einzigen Fleck, während sie die Maschinen zu retten suchten.
All dies hatte der General von seinen Spähern erfahren, und er sagte sich, daß er sich sputen mußte, obwohl sein Instinkt ihm zuflüsterte, daß dieser Krieg bereits verloren war. Aber niemand konnte ihm an jenem Tag in der Frühe die innere Hoffnungslosigkeit ansehen, als er auf einem Hügelchen über den versammelten Soldaten stand, die ihm zu gehorchen hatten.
»Männer!« rief er, und seine junge, volle Stimme schwang über ihren erhobenen Köpfen. »Ihr habt eure Pflicht zu tun. Wir wollen nicht fragen, was aus uns werden mag. Wir sind hier, um unsere Verbündeten zu retten und um Verteidigung in Angriff zu wandeln. Männer! Vergeßt nicht, daß dies der gleiche Krieg ist, den wir fünf Jahre lang auf unserer eigenen Erde ausgefochten haben. Der Feind ist derselbe Feind, und wenn er hier geschlagen wird, so wird er auf unserer eigenen Erde geschlagen. Männer! Wir müssen unsern Feind schlagen und die Große Straße wiederherstellen, die in unser eigenes Land führt. Kämpft also für eure eigene Sache!«
Ein gedämpfter Schrei stieg aus der Menge, unterdrückt, zurückgehalten, aber tief. Sogleich begannen sich alle wie ein Leib westwärts zu bewegen; Charlie Li schritt hinter dem General, um den Weg zu weisen. Kein einziges Wort sprach der General, außer wenn er eine Antwort geben mußte, weil Charlie einen kürzeren Weg oder einen verborgenen Fußpfad zum Tal der Weißen bezeichnete. So schritten sie dahin; die Dämmerung wich, und die Sonne loderte mit plötzlicher Hitze
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