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Das Generationenschiff

Das Generationenschiff

Titel: Das Generationenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Elizabeth Moon
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Teppich einrollen und machte sich selbst einem König zum Geschenk, in den sie sich verliebt hatte. Wie auch immer. Sie wissen also nicht, ob er Ihnen diese Informationen mitgegeben hat oder nicht?«
    Lunzie schüttelte den Kopf. »Ich habe meine Sachen durchsucht und nichts gefunden. Ihre Leute haben doch sicher auch danach gesucht.«
    »Ich fürchte ja.« Er schürzte die Lippen. »Wir haben nichts gefunden, womit wir etwas anfangen konnten. Wir dachten uns, wenn Sie aufwachen, fällt Ihnen vielleicht ein, wonach wir suchen müssen. Ist Ihnen etwas eingefallen?«
    »Nein. Wenn er mir etwas mitgegeben hat, weiß ich es nicht.«
    »Hat er Ihnen überhaupt nichts gegeben?« Coromells Stimme hatte jetzt einen ungehaltenen Unterton, und das Alter ließ sie vor Ungeduld rauh klingen. Er hat mir einige schöne Stunden bereitet, dachte Lunzie bei sich, und jede Menge Sorgen.
    »Nichts.« Plötzlich runzelte sie die Stirn. Coromell wollte etwas sagen, aber sie brachte ihn mit einer Geste zum Schweigen. »Doch, da fällt mir etwas ein.«
    Sie eilte zum Spind, holte ihren Kleidersack heraus und kramte darin herum. Sie hatte ihr Programmheft für Bittere Bestimmung nicht behalten. Sie hatte es nicht gebraucht, um sich an dieses eindrucksvolle Werk zu erinnern, und außerdem hatte sie vermeiden wollen, daß ihre Kollegen sie verspotteten, wenn sie es bei ihr sahen. Sie war sich nicht einmal sicher, ob die Sitten auf Diplo es ihr gestattet hätten, es mitzunehmen. Also mußte Zebara ihr das Heft zugesteckt haben. Sie fand es und brachte es Coromell.
    »Das ist nicht meins. Ich habe meins weggeworfen. Und das hier ist signiert. Sehen Sie! Mit Autogrammen aller Sänger.«
    Dicke Tintenstriche in sehr unterschiedlichen, zumeist extravagant individuellen Kalligraphien bedeckten die Seiten. Coromell riß ihr das Heft ungeduldig aus der Hand.
    »Aha! Wirklich perfekt für eine so altmodische Technik. Ein Punkt von dieser Größe würde ausreichen«, er deutete auf einen der elliptischen Punkte zwischen dem Namen eines Künstlers und seiner Rolle, »um eine große Menge an Informationen zu übermitteln. Wir werden es uns anschauen.«
    Er stand auf und sah sie kopfschüttelnd an. »Tut mir leid, liebe Lunzie, aber Sie müssen noch eine Weile unerkannt hierbleiben. Solang Sassinak verschwunden ist, können wir auf Ihre Aussage auf keinen Fall verzichten, ganz gleich was hier drin steckt.«
    »Aber ich …«
    Aber er hatte sich rascher und müheloser bewegt, als sie es für möglich gehalten hatte, und unversehens stand sie wieder vor einer geschlossenen Tür.
    »Zum Teufel mit dir!« sagte sie zu der reglosen Metallfläche. »Ich bin kein dummes Kind, nicht einmal für einen arroganten alten Sack wie dich.«
    Sie bekam die Antwort, die sie verdiente. Nämlich keine. Aber sie fühlte sich besser. Sie fühlte sich sehr viel besser, als Coromell kurz danach zurückkam und berichtete, daß das Programmheft keinen der erwarteten Mikropunkte aufwies.
    »Ich werde allmählich sauer auf Ihren Zebara«, sagte er und knallte das Programmheft zwischen ihnen auf den Tisch. »Wenn in diesem Ding eine Nachricht steckt, hat sie noch keiner gefunden. Haben Sie eine Ahnung, wie viele kleine Flecken in einem Programmheft zu finden sind? Jede einzelne Person, die an dieser Produktion beteiligt war, hat seine eigene Reihe von Pünktchen, und wir müßten jeden einzelnen überprüfen.«
    »Aber es kann nur das sein«, sagte Lunzie. Sie nahm das Programmheft in die Hand und blätterte es durch. Sie fand das Titelbild immer noch sehr pompös. Obwohl der ganze Stolz der Schwerweltler in diesem Ding steckte, fiel ihr auf, daß die Produktion doch einige kommerzielle Sponsoren benötigt hatte. Die erste Innenseite und die Rückseiten waren mit Anzeigen bedruckt. Es folgten Photographien der Solosänger, Szenen aus der Oper selbst, eine Zusammenfassung des Librettos und die Besetzungsliste, dann weitere Photos und ein Interview mit dem Dirigenten. Dir fiel auf, daß sie den Diplo-Dialekt viel flüssiger las als je zuvor. Er kam ihr fast natürlich vor. Sie summte unwillkürlich die Arie der Selbstmörderin vor sich hin, die sich geweigert hatte, resynthetisiertes Fleisch zu essen. Coromell sah Lunzie verwirrt an.
    »Ich weiß nicht …«, sagte sie. Sie wollte kein Standard sprechen! Sie wollte singen! Singen? Etwas flatterte in ihrem Geist wie ein großer, gefiederter Flügel, und die alternative Dialektbedeutung des Wortes ›singen‹ kam ihr in den Sinn.

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